REIHE DER ÖSTERREICHISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN UND DER UNIVERSITÄT KLAGENFURT
Utopia! Ist die Welt aus den Fugen? Beiträge zur Kunst der Aufklärung.
Anlässlich der 50-Jahr-Feier der AAU, am 21. Jänner 2020, nahm die gemeinsam mit der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) veranstaltete Vortragsreihe ihren Anfang: Utopia! Ist die Welt aus den Fugen? Beiträge zur Kunst der Aufklärung. Seither jagt eine Dystopie die nächste: Von der COVID-Pandemie über Russlands Überfall auf die Ukraine bis zur akuten Energie- und Teuerungskrise – und zur sich verschärfenden Klimakatastrophe. Liebgewonnene Sicherheiten sind ins Wanken geraten, vieles erscheint schwankend.
Umso wichtiger ist es, sich die Utopiefähigkeit zu erhalten – als Individuum, als Gesellschaft und als Weltgemeinschaft. Universitäten und ihre Studierenden spielen dabei seit jeher eine maßgebliche Rolle. Die Frage „Wie wir leben wollen“, und wie wir leben können, stellt sich gegenwärtig mit weitaus größerer Vehemenz als gedacht.
Kommende Veranstaltungen
Vortrag
Globale Bevölkerungsentwicklung: Fehlen uns in Europa die Kinder?
Wolfgang Lutz (Professor an der Universität Wien sowie Gründungsdirektor des Wittgenstein Centre for Demography and Global Human Capital, IIASA, OeAW, Universität Wien)
Das Wachstum der Weltbevölkerung verlangsamt sich und sie wird in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts vermutlich bei rund 10 Milliarden gipfeln, da überall die Geburtenraten sinken. In Afrika, wo sie noch recht hoch sind, wird sich die Bevölkerung noch verdoppeln. In Europa und Ostasien altert die Bevölkerung rasch und hat in Ländern ohne Zuwanderung schon zu schrumpfen begonnen. Die entscheidende Frage ist, ob es gelingt, die geringere Zahl von Kindern durch bessere Bildung und höhere Erwerbsbeteiligung zu kompensieren.
24. Mai 2024 | 19:30 Uhr | Hörsaal A
Vortrag im Rahmen der Langen Nacht der Forschung 2024
Vergangene Veranstaltungen
Vortrag
Die Aufklärung und ihr ambivalentes Erbe
Barbara Stollberg-Rilinger (Rektorin des Wissenschaftskollegs zu Berlin)
Im 18. Jahrhundert wurden aufklärerische Utopien auf vielerlei Weise politische Realität – mit höchst ambivalenten Folgen. Das lässt sich unter anderem an den ambitionierten politischen Reformprogrammen des „Aufgeklärten Absolutismus“ studieren, die den Staat als perfekte Maschine verstanden. An einem Beispiel aus der Habsburgermonarchie, dem österreichischen Staatsrat, möchte ich zeigen, woher der Rationalitätsoptimismus der aufgeklärten Minister kam, wohin er führte, woran er scheiterte und was man daraus heute möglicherweise lernen kann.
21. Jänner 2020 | 11:00 Uhr | Hörsaal A
Festvortrag im Rahmen der 50-Jahr-Feier der Universität Klagenfurt
Vortrag
Ich und die Anderen. Wie die neue Pluralisierung uns alle verändert
Isolde Charim (Philosophin und Publizistin)
Ausgangspunkt des Vortrags ist eine simple Feststellung und eine komplexe Frage. Die simple Feststellung lautet: Wir leben in einer pluralisierten Gesellschaft. Das ist nicht nur ein ganz neues Faktum. Das ist auch ein unhintergehbares Faktum: Es gibt keinen Weg zurück in eine nicht-pluralisierte, in eine homogene Gesellschaft. Das ist eine einfache Feststellung.
Nicht ganz so einfach ist die Klärung der Frage: Was ist das überhaupt – eine pluralisierte Gesellschaft? Welche Auswirkungen hat das für jeden von uns? Oder anders gefragt: Was heißt es eigentlich für den Einzelnen, in einer solchen Gesellschaft zu leben?
Denn die Pluralisierung verändert uns alle. Sie verändert die, die neu hinzukommen. Aber sie verändert auch die, die schon da waren. Die Pluralisierung affiziert, sie erfasst uns alle.
Online-Vortrag veröffentlicht am 18. Juni 2020 mit einer Einbegleitung von Peter Schlögl
Aus dem Symposium entstand folgende Publikation:
Schmitt, Oliver Jens & Stauber, Reinhard (Hrsg.) (2022). Frieden durch Volksabstimmungen? Selbstbestimmungsrecht und Gebietsreferenden nach dem Ersten Weltkrieg. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.
Symposium
Selbstbestimmung als Utopie? Volksabstimmungen 1920 im europäischen Vergleich
Die Verträge der Pariser Friedenskonferenz von 1919 zeichneten zehn neue Nationalstaaten auf der europäischen Landkarte ein. Keineswegs homogen in ethnischer Hinsicht, stellten sie in sich wieder „kleine Imperien“ dar (Pieter M. Judson), in denen die Probleme des Nationalismus aus dem 19. Jh. unverändert virulent blieben. Um Konflikte bei der Bildung dieser neuen Vielvölkerstaaten zu minimieren, schien ein erst im Lauf der Pariser Verhandlungen eingeführtes Prinzip einen Ausweg zu bieten: die betroffene Bevölkerung über ihre staatliche Zugehörigkeit selbst entscheiden zu lassen.
Geht man der Umsetzung dieses Prinzips nach, so bietet der Blick auf Mitteleuropa ein ganzes Panorama an Optionen. Referenden über die künftige staatliche Zugehörigkeit in genau festgelegten Abstimmungsgebieten fanden 1920 im Süden Kärntens statt, aber auch in Schleswig, in West- und Ostpreußen, sowie 1921 in Oberschlesien. Von den Österreich zugesprochenen Gebieten Westungarns kehrte Ödenburg/Sopron nach einer bilateral akkordierten Abstimmung (1921) nach Ungarn zurück.
Diese Abstimmungen werden im Vergleich betrachtet und in das komplexe Panorama europäischer Staatenbildung in der Nachkriegsphase eingeordnet. In Keynotes und Diskussionen werden weitere übergreifende Problemlagen erörtert, die für den „Überforderten Frieden“ von 1920 (Jörn Leonhard) verantwortlich waren.
Die Veranstaltung war Teil von CARINTHIJA2020. 100 Jahre Kärntner Volksabstimmung. Ein Land in Zeitreisen und Perspektiven.
Alle Vorträge sind online verfügbar.
7. Oktober 2020 | 9:00 – 20:00 Uhr | Hörsaal 1
Vortrag
Resonanzfiguren am Pulsschlag der Zeit
Hartmut Rosa (Professor für Allgemeine und Theoretische Soziologie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena)
15. Dezember 2020, pandemiebedingte Verschiebung auf 9. Dezember 2021, dann pandemiebedingte Absage | Museum für Angewandte Kunst Wien
Vortrag
Die wundersame Welt unseres Immunsystems – wie schützt es uns gegen Viren und Krebs?
Andreas Bergthaler (Professor für Molekulare Immunologie an der Medizinischen Universität Wien, Principal Investigator am Center for Molecular Medicine der ÖAW)
Wie schafft es unser Körper sich gegen Infektionserreger und Krebs zu wehren? Welche Rolle spielen dabei Antikörper und Killerzellen? Und wie ist es möglich, dass dieses Abwehrsystem bei Autoimmunerkrankungen auch den eigenen Körper angreift? Dieser Vortrag liefert Einblicke in die wundersame Welt unseres Immunsystems und erzählt anschaulich von aktuellen Forschungsergebnissen.
20. Mai 2022 | 19:30 Uhr | Hörsaal A
Vortrag im Rahmen der Langen Nacht der Forschung 2022
Vortrag
Rohstoff Daten – europäische Datengesetzgebung im Fokus
Christiane Wendehorst (Professorin für Zivilrecht an der Universität Wien, Präsidentin der philosophisch-historischen Klasse der ÖAW)
Christiane Wendehorst ist seit 2008 Professorin für Zivilrecht an der Universität Wien. Sie ist unter anderem Gründungsmitglied, ehemalige Präsidentin (2017-2021) und seit 2021 Scientific Director des European Law Institute (ELI) sowie Präsidentin der philosophisch-historischen Klasse der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW), Vizepräsidentin des Österreichischen Juristentages (ÖJT) und Mitglied der Bioethikkommission beim Bundeskanzleramt. Wendehorst ist gewähltes Mitglied unter anderem der Academia Europea (AE), der International Academy for Comparative Law (IACL) und des American Law Institute (ALI). Vor ihrem Wechsel nach Wien hatte sie Lehrstühle in Göttingen (1999-2008) und Greifswald (1998-99) inne und war geschäftsführende Direktorin des Deutsch-Chinesischen Instituts für Rechtswissenschaft (2000-2008).
23. Jänner 2023 | 10:00 Uhr | Hörsaal B
Festvortrag im Rahmen des dies academicus der Universität Klagenfurt
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Veranstalter*in
Die Reihe Utopia! Ist die Welt aus den Fugen? Beiträge zur Kunst der Aufklärung wird von der Universität Klagenfurt gemeinsam mit der Österreichischen Akademie der Wissenschaften veranstaltet. Das Vortragsprogramm ist Teil der Initiative „Akademie in den Bundesländern“ mit dem Ziel, Aktivitäten und Forschungsthemen der ÖAW österreichweit einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen.