Der Pyramidenrock
Beschreibung
Autor: | Arp Hans |
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Künstler: | Alpha Presse |
Titel: | Der Pyramidenrock |
Edition: | Alpha Presse, Frankfurt am Main; S’Art S.A., Ibiza |
Jahr: | 1994 |
Auflage: | 70/200 Ex. |
Technik: | Grafik |
Ausstattung: | 8 Doppelbl. Grafik, 1 Bl. Zeichen, in Mappe; nicht paginiert |
Anmerkungen: | Text gedruckt in der Antique Olive Roman und Black, ATRotis Sans Serif Light und Regular, Bauer Bodoni Bold, Clearface Heavy, Eurostile Regular, Franklin Gothic Book, Frutiger Roman und Bold, Helvetica Neue 55 Roman, Hinduism, Leasterix, Mambo Bold, Meta Normal und Bold, Stone Sans Regular und Bold. Text auf 160 g. Fabriano Tiziano. Zeichen auf der roten Japanpapierseite von Hans Arp mit dem Titel „Decoupage, O.J.“, Fondazione Marguerite Arp. Gedichttexte entnommen dem Band „Der Pyramidenrock“, Eugen Rentsch Verlag, Zürich – Erlenbach u. München, 1924. |
Der Pyramidenrock, 1924
In den Gedichten Arps tritt das Sprachschöpferische, das der dadaistischen Rückwendung zum Elementaren innewohnen konnte, oft hervor, indem er bekannte Verse umgestaltete, Worte und Sätze aus Zeitungsinseraten zum Ausgangspunkt machte.
Im „Pyramidenrock“ nimmt Arp die konventionelle Gedichtform auf, verformt aber auch die Redensart der Alltagssprache. So in „das bezungte brett“, drittes Stück:
er kommt abhanden mit der hand
er kommt abfußen mit dem fuß
und trägt in seinem taschenfleisch
den aufgerollten Redefluss
in acht und bann und neun und zehn
so übermannt und überfraut
daß keiner je sich je und je
und an der tafel nacktes kaut
sonst triptycht das grammatikkreuz
staniolverpackt als schwarzer spaß
als einzahl mehrzahl rübezahl
als faselhans im faselfaß
Solche Wortspiele wandeln den schwarzen Humor der expressionistischen Verzweiflung zu „schwarzem Spaß“ um. Das vitale Element der Groteske zerstört zwar die hohe Rede, aber damit auch die pathetische oder gespielte Untergangsverzweiflung der Expressionisten.
Als Hans Arp einmal gefragt wurde, wie er sich entscheiden würde, hätte er zwischen Malerei und Dichtung zu wählen, antwortete er, er zöge es vor, ein Dichter zu sein. Ein andermal, auf die Frage nach den Beziehungen zwischen seinen Collagen und seinen Gedichten, erwiderte er, die Collagen seien „Dichtung mit bildnerischen Mitteln“.
Arps Werk verbindet Wort und Bild miteinander, wobei dem Schreiben an sich eine große Bedeutung zukommt. Man kennt Arp vor allem als Maler und Bildhauer, doch er war ein ebenso innovativer wie einflussreicher Dichter, der immer wieder auf die eigengesetzliche Kraft der Sprache verwies.
Arps dadaistische Dichtung setzt sich aus drei verschiedenen Stilebenen zusammen: einmal den expressionistischen Beschwörungen der Apokalypse, dem Weltenchaos und der zersetzenden Ironie, wie in „Der Vogel selbdritt“; dann den assoziativen dadaistischen Experimentaltexten, wie der 1920 publizierten Broschüre „Die Wolkenpumpe“, und schließlich den streng strukturierten Nonsensversen, die 1924 in „Der Pyramidenrock“ veröffentlich wurden, wobei gewisse Gedichte auf 1917 zurückdatiert werden müssen.
(Aus: Hans Arp, Worte auf Papier. Nachwort von Harriet Watts. In: ders., Ich bin in der Natur geboren. Ausgewählte Gedichte. Hrsg. Bolliger Hans u.a., Arche, Zürich-Hamburg 2002, S. 110-114)
Hans Arp (1887-1966)
Maler, Bildhauer und Dichter. Studierte Kunst in Weimar und Paris. Mitbegründer der Künstlervereinigung „Moderner Bund“ in der Schweiz. Hatte viele Kontakte zu der expressionistischen Künstlergruppe „Der blaue Reiter“ in München, zu der auch Kandisky und Franz Marc gehörten. Während des ersten Weltkrieges wohnte er in Zürich, wo er zusammen mit Hugo Ball und Tristan Tzara das „Cabaret Voltaire“ und damit die Dada-Bewegung begründete. Der Dadaismus war durch die neuen Erscheinungen in der Kunst, den Kubismus, gesteigerte Abstraktion in der Malerei, durch die Befreiung der Sprache, wie sich bei Christian Morgenstern und Guillaume Apollinaire angekündigt hatte, und durch die neue Musik von Schönberg und Strawinsky hervogerufen worden. Die Dadaisten setzen sich über die herkömmlichen, übernommenen Kunstformen hinweg und beschäftigten sich mit Ausdrucksmitteln, deren sich bisher niemand ernsthaft angenommen hatte; in ihnen fanden die Dadaisten den Reiz des Neuen, des Unverbrauchten und schöpferisch Verwendbaren. Heute ist der Dadaismus in die Kunstgeschichte eingegangen als der Vorläufer der konkreten Kunst einerseits und des Surrealismus andererseits. Arp selbst wandte sich mit seinen Arbeiten dem abstrakten Surrealismus zu; 1923 nahm er im Paris an der ersten Gruppenaustellung der Surrealisten teil. Ab 1931 widmete sich Arp der Arbeit an abstrakten Plastiken und wurde Mitglied der französischen Künstlergruppe „Abstraction-Création“, Gruppe, die in ihren Werken mir der reinen Abstraktion arbeitete. Nach 1940 wurden Arps Werke von den Nationalsozialisten als „entartete Kunst“ betrachtet und verboten. Im zweiten Weltkrieg zog er in die neutrale Schweiz.
Hans Arp ist immer dem Dadaismus und sich selbst treu geblieben, nämlich in einem breiten Feld zwischen der konkreten Kunst und dem Surrealismus. Seine Kunst ist poetisch und formal. Das Poetische wird beim ihm Form, die formale Poesie.
Hans Arp über sich: „ich bin in straßburg geboren. ich habe fünf gedichtbücher herausgegeben. die titel dieser bücher sind der vogel selbdritt – die wolkenpumpe – der pyramidenrock – weißt du schwarzt du – vier knöpfe vier löcher vier besen. 1916 habe ich in zürich unter freuden dada geboren. dada ist für den unsinn das bedeutet nicht blödsinn. dada ist unsinnig wie die natur und das leben.“
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