Andreas Vesalius
Der Flame Andreas Veslius wächst in Brüssel als Sohn des kaiserlichen Hofapothekers (Karl V.) auf. So hat er schon früh intensive Berührung mit medizinischen Fragen. Es wird überliefert, dass er bereits als Knabe Mäuse, Maulwürfe, Ratten und gelegentlich auch Hunde und Katzen sezierte. Mit 15 Jahren schrieb er sich an der Universität Löwen ein, die als fortschrittlichste ihrer Zeit und als Speerspitze humanistischer Ideale galt. Hier eignete er sich die litterae humanores Grammatik, Rhetorik, Algebra, Astrologie, Musik, Griechisch und Hebräisch, das akademische Basiswissen, an.
Als magister artium nahm er 1533 das Medizinstudium in Paris auf. Hier lehrten Gunther von Andernach (1505-1574) und Jacobus Sylvius (1478–1555) die Anatomie nach Galen (130–210). Das anatomische Wissen war seit Jahrhunderten streng an dessen Lehre ausgerichtet. Das Römische Recht hatte die Sektion von menschlichen Körpern verboten, daher hatte Galen Tierkörper, insbesondere Affen seziert. Erst 1240 hatte Friedrich II. per Gesetz die Ärzte und Chirurgen beider Sizilien zum Erlernen der Sektion von menschlichen Leichen verpflichtet. Im 14. Jh. waren Bologna und Padua daher führend auf diesem Gebiet; erst später folgten Paris und Wien. In den Anatomievorlesungen trugen Professoren die klassischen Lehrtexte vor, legten aber nicht selber Hand an, sondern ließen sezieren. Ein Barbier oder prosector schnitt die Leichen auf und zeigt die zu demonstrierenden Teile vor.
Der ehrgeizige und begabte Vesalius führte bald die Sektionen für die Professoren durch. Aber er schnitt die Leichen nicht in der bisher üblichen Weise auf, um an ein bestimmtes Organ zu gelangen, sondern legte sie Schicht für Schicht frei. Die nun zu Tage tretenden Unterschiede zur menschlichen Anatomie wurden mit oft haarsträubenden, phantastischen Theorien erklärt. Vesalius war bald klar, dass das überlieferte anatomische Wissen nicht zu seinen Beobachtungen passte.
Der Krieg zwischen Frankreich und Kaiser Karl brachte Vesalius für drei Jahre nach Flandern zurück. Hier konnte er öffentlich Sektionen durchführen, die auf großes Interesse stießen. 1537 promoviert Vesalius in Padua, der Hochburg der Anatomie seiner Zeit. Er wird umgehend zum Professor der Chirurgie mit Lehrverpflichtung zur Anatomie ernannt. 1538 publiziert er als Summe seiner neuen Erkenntnisse in Venedig sechs anatomische Tafeln, die Tabulae anatomicae oder auch Tabulae sex genannt.
Holzschnitt-Porträt des Andreas Vesalius (1514−1564) auch Vesal, eigentlich Andreas Witinck beim Sezieren. Die Muskeln des Präparates sind ab etwa der Hälfte des Oberarms freigelegt; auf dem Tisch ein Rasiermesser, ein Skalpell, ein Tintentfaß und ein Schriftstück mit dem Text „De musculis…“
Die Inschriften am Tischrand weisen auf Vesals Alter AN[NO] AET[ATIS] XXVIII und die Datierung M.D.XLII: mit 28 Jahren, im Jahr 1542.
Die Zeile darunter zitiert das Motto des Asklepios, wie Patienten zu behandeln seien: OCYUS, IUCUNDE ET TUTO: schnell, freundlich und sicher.
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