Fabriken auf Reisen
Schon vor der Einführung von Ansichtskarten ließen Unternehmer Abbildungen ihrer Firmengebäude zu Werbezwecken herstellen. Auf Augenhöhe oder aus erhöhter Perspektive sollte das gesamte Areal und damit die Größe und Leistungsfähigkeit der Fabrik gezeigt werden. Schlote erscheinen als vertikaler Gegensatz zu den lang gezogenen Fabrikgebäuden. Ihr Rauch symbolisiert Produktivität und Macht.
Menschen sind auf diesen Karten nicht zu sehen, obwohl Hunderte Arbeiter*innen die Betriebe am Laufen hielten. Der wachsende Bedarf an Arbeitskräften führte zu Migration aus dem Um- und Ausland. In Fohnsdorf (Steiermark) wuchs die Bevölkerung in nur zehn Jahren um 50 Prozent.
Zu besonderen Anlässen bekamen Arbeiter*innen und Kund*innen Fabrikspostkarten geschenkt. Sie dienten den Firmen als Medium zur Selbstinszenierung und wurden oft an Bekannte und Verwandte verschickt. Die Industrialisierung stand aber schon damals in der Kritik. So klagte Judenburg 1899 gegen die Österreichisch-Alpine Montangesellschaft wegen belästigenden Haldengeruchs.
Katharina Kavallar
Nr. 24: Fohnsdorf, Karl August-Schacht. Verlag von Joh. Leon sen., Klagenfurt, Nr. 798 [undatiert]
Kärnten, Steiermark und Krain zählten um 1900 zu den ressourcenreichsten Bergbaugebieten. Das Braunkohlewerk in Fohnsdorf wurde in den 1880er-Jahren durch den Karl August-Schacht erweitert. Dieser galt unter den Bergarbeiter*innen als besonders gefährlich. Es kam regelmäßig zu tödlichen Unfällen.
Nr. 15: Gruss aus Donawitz. Hochöfen. Verlag von Rudolf Probst, Donawitz, Chromkarte Leon, Klagenfurt, Nr. 834 [undatiert]
Dem im Volksmund „Steirischer Brotlaib“ genannten Erzberg verdankten die Stahlwerke von Donawitz ihre wirtschaftliche Grundlage. Sie profitierten vom Eisenbahnbau und betrieben in den 1870ern das größte Stahlwerk Europas. Heute gehört das Werk zur voestalpine AG, einem der bedeutendsten Unternehmen Österreichs.
Nr. 58: Hetzendorf, Post Fohnsdorf, Obersteiermark. Verlag von Joh. Leon sen., Klagenfurt, Nr. 801 [undatiert]
Diese Karte von Hetzendorf in der Obersteiermark zeigt die Fabriksgebäude harmonisch in das Dorfbild eingebettet.
Nr. 342: Gruss aus Prävali (Kärnten). Verlag Anton Mader Bleiburg, Photochromiekarte Leon, Klagenfurt, Nr. 682 [undatiert]
Prävali/Prevalje stellte als erstes Walzwerk der Monarchie, das mit Braunkohle angetrieben wurde, Eisenbahnschienen her. In seiner Blütezeit deckte es den gesamten Bedarf der Staatsbahnen.
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