Bühne für Sprachpolitik
Die Sprache einer Ansichtskarte verrät deren Herkunft – sollte man glauben. Tatsächlich finden sich in Kärnten kaum Exemplare mit slowenischsprachigem Aufdruck, obwohl um 1880 mindestens 30 Prozent der Kärntner*innen slowenisch sprachen. Die Dominanz der deutschen Sprache mag verschiedene Gründe haben. Deutsch galt als Schriftsprache und hatte ein höheres Prestige als Slowenisch. Deutsch war aber auch die Sprache der Sommerfrischler*innen, die um 1900 den Großteil der Feriengäste stellten. Nicht nur deutschnationale Gruppierungen wie der Deutsche Schulverein Südmark, sondern auch die Fremdenverkehrsbetriebe favorisierten deshalb die deutsche Sprache.
Dennoch konnte über die fotografische Aufnahme die slowenische Sprache ins Bild gelangen. Ansichtskarten mit zweisprachigen Bahnhofaufschriften dokumentieren den selbstverständlichen Gebrauch beider Landessprachen. Dagegen agitierten Deutschnationale, die 1909 forderten, „Celovec“ von den zweisprachig bedruckten Fahrkarten des internationalen Schnellzugs nach Klagenfurt/Celovec zu entfernen.
Ute Holfelder
Nr. 318: Gorenje Jezersko Oberseeland. Nr. 674, 1902
Aufdrucke von slowenischen/deutschen Ortsnamen legen Zeugnis ab über den Sprachgebrauch im Kronland Kärnten. Sie dokumentieren zudem, wo sich Staatsgrenzen verschoben haben. Oberseeland/Zgornja Jezersko fiel nach dem Ersten Weltkrieg dem SHS-Staat (heute Slowenien) zu.
Nr. 74 Karawankenbahn, Station Rosenbach (1905). Verlag Joh. Leon sen., Klagenfurt, Nr. 1472, 1905
Bei der Eröffnung der Karawankenbahn war der Bahnhof in Rosenbach/Pod Rožčico (heute Podrožca) in beiden Landessprachen beschriftet. Der Ansichtskartentext ist nur in Deutsch gehalten.
Nr. 477: Veldes-Bled (Krain). Purger & Co., München, Photochromiekarte Nr. 12830 [undatiert]
Bled/Veldes im heutigen Slowenien war bereits um die Jahrhundertwende ein beliebter Ferienort.
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