Künstlerbuch. Gerhild Ebel. Die neue Versleere
Neben der klassischen wissenschaftlichen Literatur, die man in einer Universitätsbibliothek erwartet, findet man in der UB Klagenfurt auch völlig andere, außergewöhnliche Buchformen und Informationsträger. In den letzten Jahrzehnten hat sich hier das Sammeln von zeitgenössischen Künstlerbüchern zu einer bibliophilen Tradition entwickelt: Sie dienen nicht der Sachinformationsvermittlung, sondern sind Träger einer ästhetischen, künstlerischen Eigeninformation: Das Buch als Kunstwerk wird zum Thema seiner selbst. Dabei kann die traditionelle Buchform beibehalten oder auf subtile und ironische Weise verändert werden, wie dies etwa Gerhild Ebels „Neue Versleere“ beispielhaft zeigt. Es können gänzlich fremde Materialen zum üblichen Buchformat verarbeitet werden, oder es entstehen Buch-Objekte, die nur noch bildhaft auf das Buch verweisen.
Die Künstlerbuchsammlung umfasst derzeit etwa 60 Stück, einen Einblick bietet: https://www.aau.at/universitaetsbibliothek-klagenfurt/sondersammlungen/kuenstlerbuecher/
Papierhandschnitt mit Cutter
24 x 19 cm,
Künstlerbuch, Berlin 1993
20 Ausschnitte
Mit dem Cutter-Messer in Papier geschnittene Arbeit.
Gerhild Ebel kommt vom Wort, ergründet den Zusammenhang von Text und Bild in immer neuen Beziehungen. Die Quelle ihrer Arbeiten, die subtile Neugier am Entdecken, teilt sich dem Betrachter in einem erfrischend offenen Dialog mit. Doch was so leicht und offen daherkommt, ist sorgfältig kalkuliert und bedacht. Die Verbindung zwischen Einfall und Form ist immer direkt und ohne Schnörkel. Die Programmatik der Arbeit ist präzise durchdacht. Das schafft Atmosphäre und eben jenen Spielraum, in den die Künstlerin ganz nach dem klassischen Prinzip von Verlockung und Belohnung den Betrachter einbezieht.
Ebel thematisiert Sprache als verbindendes und grundlegendes Element kultureller und intellektueller Selbstverortung und ihre Erscheinungsmuster, deren Auftreten und Verlöschen in einem Grenzbereich zwischen ästhetischer Wahrnehmung und soziologischer Phänomenologie. Die syntaktischen Muster der „Neuen Versleere“ verweisen auf freundliche aber ironische Notation. (aus: autonyme & transcripte. Zu den Arbeiten von Gerhild Ebel. Erk Stephan, Jena 2013)
Biographie:
1965 geboren in Halle, Deutschland. Studium der Phytopathologie. Sie lebt freiberuflich als Künstlerin, Autorin und Herausgeberin in Berlin und Halle. Künstlerische Arbeiten auf dem Grenzgebiet von Sprache, Bild und Wissenschaft. Beschäftigung u. a. mit Kommunikation im Informationszeitalter, Persönlichkeitspsychologie und politischen Themen. Konzeptionelle Arbeiten, Installationen, Objekte, Künstlerbücher, Graphiken, Scherenschnitte, experimentelle Literatur und Performances. Herausgeberin der Original-grafischen Künstlerzeitschriften „miniature obscure“ 1991-2007 und „quartett. Zeitschrift für experimentelle Literatur und Kunst‘“ seit 2008. Mitglied der Künstlergruppe „13+“. Die Arbeiten von Gerhild Ebel befinden sich in internationalen Museen und Sammlungen: u. a. im Centre Pompidou Paris, Museum of Modern Art New York, Victoria and Albert Museum London – und wurden zahlreich und weltweit ausgestellt.
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