Kosmographie
Kosmographien beschreiben die Entstehung der Erde und die Entwicklung des Weltalls.
Im Mittelalter findet man sie als Einführungen zu Weltchroniken und als Bestandteil enzyklopädischer Kompendien, meist mit skizzenhaften Weltkarten.
In der Renaissance entwickelt sich die Kosmographie weiter zu den modernen Wissenschaften Geographie, Vermessung, Kartographie und Astronomie: Alles im Universum sollte innerhalb eines mathematischen Rahmens zu erklären sein. Aus dieser Zeit stammen die ersten Globen und kartographischen Darstellungen der damals neu entdeckten Erdteile.
Petrus Apian (1495-1552): Petri Apiani Cosmographia.
Antwerpen: Berckmann, 1539 und 1540
Signatur: FD I 2273,1/3 und FD I 6444,2
Diese Cosmographia war ein hoch angesehenes Lehrbuch der Kosmographie, Astronomie, Kartographie und Navigation.
Es handelt von den Bewegungen der Sphären, den 5 Klimazonen, der Höhe der Pole, der Berechnung von Breiten- und Längengrad sowie der Entfernung zwischen Orten mit Hilfe von Instrumenten, Sonnenfinsternissen und Winden. Es folgen Beschreibungen der vier Kontinente und Listen mit Breiten- und Längengraden wichtiger Orte.
Das Werk erlebte mehr als 40 Nachdrucke und wurde in die meisten europäischen Sprachen übersetzt und das, obwohl Apian noch das geozentrische System favorisierte.
Mit seinen reichen Illustrationen ist Apians Cosmographia ein bahnbrechender Meilenstein in der Geschichte der wissenschaftlichen Illustration: Zum ersten Mal enthielt ein Buch Volvellen. Das sind dreidimensionale, bewegliche Papierscheiben und Zeiger, auf separaten Blättern – oft auf Makulatur-Karton – gedruckt, ausgeschnitten und zusammengesetzt.
Die Volvellen des Exemplars der UB Klagenfurt sind „nachhaltig“ hergestellt: Die Scheiben wurden aus den starken Blättern eines Missales geschnitten, auf den Rückseiten sieht man Notenlinien und den natürlich noch lateinischen Text.
Während frühere Bücher mit ähnlichem Inhalt größtenteils um tabellarische Informationen herum aufgebaut waren, verwandelten Apians Volvellen die Seiten der Cosmographia in einen „funktionsfähigen Computer“, der es erfahrenen Benutzer:innen ermöglichte, Berechnungen in Bezug auf Navigation, Entfernungen und Zeit durchzuführen.
Die nach ihrem Erfinder benannten „Apian-Räder“ waren zugleich Hauptverkaufsargument und seine wichtigste Innovation.
Die seltene Erstausgabe ist überdies ein berühmtes Americanum: eines der ersten europäischen Bücher, das Nordamerika darstellt.
„Amerika, jetzt der vierte Teil der Erde, wird nach seinem Entdecker Americo Vespucci benannt […] es wird als Insel bezeichnet, da es vom Meer umgeben ist.“
Als Datum der Entdeckung wird 1497 angegeben, Kolumbus wird nicht erwähnt. Der kurze Bericht beschreibt die Ureinwohner als Anthropophagen, schildert ihre traditionelle Kleidung, Bräuche, Kulte und Riten und nennt die Namen von umliegenden Inseln, wie z. B. Kuba.
Die astronomischen Forschungen des 16. und 17. Jahrhunderts enthüllten viele neue Sternenkonstellationen und weckten das öffentliche Interesse für den nördlichen und südlichen Himmel. Vincenzo Maria Coronelli (1650-1718) trug wesentlich zur Verbreitung dieses Wissens bei. Er war Franziskanermönch, Kosmograph, Kartograph und Verleger. Seine Atlanten und Globen gehörten in technischer und ästhetischer Hinsicht in ganz Europa zu den höchst begehrten Wunderwerken seiner Zeit.
Vincenzo Maria Coronelli (1650-1718): Epitome Cosmografica,
o compendiosa Introduttione all’Astronomia, Geografia, & Idrografia, per l’Uso, Dilucidatione, e Fabbrica delle Sfere, Globi, Planisferj, Astrolabj e Tavole Geografiche e particolarmente degli stampati, e spiegati nelle publiche lettioni dal P. Maestro Vincenzo Coronelli M.C. [Minor conventuale] Cosmografo della Serenissima Republica di Venetia, e Lettore di Geografia in quella Università, per l’Accademia Cosmografica degli Argonauti.
Colonia, MDCLXXXXIII [i.e. Venedig 1693].
Signatur: ES I 8218
Diese seltene erste Ausgabe von Coronellis umfassender Kosmographie umfasst 416 Seiten und 42 ungezählte Blätter. Von den 37 doppelseitigen, oft ausklappbaren exzellenten Kupferstichen zeigen viele Globen oder astronomische Diagramme. Die bibliophile Kostbarkeit ist unterteilt in drei Bücher mit Kapiteln zu Astronomie, Geographie, Hydrographie sowie Erläuterungen zur Konstruktion von Sphären, Globen, Planisphären und Astrolabien.
Als führender Kosmograph dokumentiert Coronelli die historische Entwicklung der Astronomie: Er zählt auf, was ihm in der Astronomie und Geographie wichtig erscheint. Ohne Wertung beschreibt er die verschiedenen Weltbilder der Planetenbahnen und illustriert sie mit Kupferstichen.
Die vier großen ausklappbaren Kupferstiche der Himmelskarten im Kreisformat basieren auf den neuesten astronomischen Beobachtungen seiner Zeit.
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