Kalendarien
Unser Kalender
Das Wort Kalender kommt von den Kalenden, dem römischen Monatsbeginn, an dem der neue Monat ausgerufen wurde. Ursprünglich ging es darum, einen Mondmonat mit der Sichtung des Neulichts beginnen zu lassen. Das wurde beobachtet und schließlich offiziell verkündet. Die im römischen Kalender folgenden Nonen stehen für das erste Viertel des Mondes (Halbmond), die Iden für den Vollmond. Diese traditionellen Bezeichnungen wurden beibehalten.
Prinzipiell ist ein Mondjahr zu 354,3671 Tagen mit einem Sonnenjahr zu ca. 365,2422 Tagen nicht vereinbar, beide Umläufe ergeben außerdem keine ganzen Tage. Schalttage bzw. ganze Schaltmonate waren daher für den Einklang der Systeme immer notwendig. Der julianische Kalender geht nun allein vom Sonnenjahr aus. Er wurde 45 vor Christi Geburt von Gaius Julius Caesar eingeführt und Kaiser Augustus etwas später zum Laufen gebracht. Ihnen zu Ehren gibt es die Monatsnamen Juli und August. Die Grundregel des julianischen Kalenders gilt im Wesentlichen bis heute: Das Jahr besteht aus 365 Tagen, im vierten Jahr aus 366 Tagen.
Der julianische Kalender war zwar auf der Höhe der Zeit, verursacht allerdings einen Fehler: Alle 128 Jahre produziert er einen Tag zu viel. Bis ins 16. Jahrhundert wich deshalb der astronomische Frühlingsbeginn vom kalendarischen um zehn Tage ab. Das bedeutete, dass Ostern als wichtigstes Fest der Christenheit am falschen Tag gefeiert wurde. Papst Gregor XIII. schritt daher 1582 zur Reform: Auf den 4. Oktober folgte der 15. Oktober. Die Schaltregel des Kalenders blieb gleich, bis auf eine kleine, aber wichtige Adaption. Jahrhundertjahre, die durch 400 teilbar sind, bleiben Schaltjahre, die anderen sind keine mehr. Das bedeutet, das Schaltjahr 2000 war eine Ausnahme! 2100 wird kein Schaltjahr, wie es auch 1900 nicht war.
Die Ausstellung
Gezeigt werden verschiedene Kalendarien und Kalenderformen. Besonders hervorzuheben ist die Kalenderscheibe der Handschrift PE 28. Sie stellt einen ewigen Kalender dar. Alle Kalendarien sind aufwändig gestaltet und dienen vor allem einem Zweck – der Orientierung in der Zeit.
Pergamenthandschrift mit Calendarium zur Bestimmung des Sonntagsbuchstaben, 1420
Pergamenthandschrift PE 28
Enthält ein Calendarium mit Scheibe zur Bestimmung des Sonntagsbuchstaben. Die Sammelhandschrift datiert von 1420 und stammt aus dem Kloster Millstatt.
Sie enthält 4 Teile:
- Calendarium: 2r – 9v. Pergament
- Breviarium: 210r – 98v. Papier
- Psalterium cum communi santorum: 99r – 213v. Pergament
- Hymnarium: 214r – 269v Pergament
Die Kalenderscheibe „läuft“ ab 1420 und besteht aus drei Elementen: Im äußeren Kreis befinden sich die Sonntagsbuchstaben von A bis G, im inneren Kreis die Goldene Zahl von 1 bis 19 und im Kreis eingeschrieben die Gebrauchsanweisung:
vierczehenhun
dert jar vnd
20 jar lass vn
ter wegen, das
übrig zell vmbhin
nach der scheyben
heb oben an
1 vnd 20
Schrift: Gotische Minuskel mit roten kalligraphischen Initialen.
Einband
Holzdeckel mit weißem Leder gepresst: im Mittelfeld Rhomben, die Rahmen mit Rosettchen zu 6 Perlen in Blindstempeln; 1 Messingschließe fehlt.
2010 wurde als Restaurierungsmaßnahme der oberste Bund ergänzt.
Missale Romanum cum Calendario, 1476
Papierhandschrift PA 23
Missale Romanun cum Calendario. Die Papierhandschrift datiert aus 1476 (siehe unten), und stammt aus Sankt Paul.
Umfang: 219 Blatt
Schrift: gotische Minuskel mit roten kalligraphischen Initialen
Einband:
Holzdeckel, braunes Leder, gotisch, Mittelfeld mit Rhomben in doppelläufigen Streicheisenlinien, Beschlag und zwei Schließen wurden entfernt.
Restaurierung 2012: alte Reparatur am Leder wurde entfernt und neu mit Restaurierleder hinterlegt.
Blatt 7: Kalenderblatt Dezember
Das Monatsblatt Dezember zeigt einen Römischen Kalender. In der ersten Spalte befinden sich die zyklischen Neumonde, in der nächsten der Sonntagsbuchstabe und schließlich die römische Monatsstrukturierung mit Kalenden, Nonen und Iden. In der breiten letzten Spalte sind die wichtigsten Feier- und Gedenktage eingetragen – von Barbara bis Silvester.
Datierung der Handschrift durch eine Notiz auf Blatt 219r:
Finis est liber iste In
vigilia purificationis Mariae [1. 2.]
Sub Anno domini M°
CCCC° 7imo (septuagesimo] sexto (1476)
Neuausgefertigter Haus und Schreibkalender, 1764
I ES 18351
Neuausgefertigter Haus- und Schreibkalender, auf das Jahr nach der gnadenreichen Geburt unseres Erlösers und Seligmachers Jesu Christ mit besondern Fleiß auf das Land Kärnthen. – aus dem Mathematischen Museo der Kaiser-Königlichen Haupt- und Residenz-Stadt Wienn berechnet, und eingerichtet.
Mit Anhengung der ferneren Continuation Der merkwürdigst im Jahr 1683. von denen Türcken unternohmenen Belagerung der obbesagten Kayser= Königlichen Haupt= und Residenz-Stadt Wienn.
Cum Licentia Superiorum.
Klagenfurt: Kleinmayer 1764
Einband
Braunes Leder über Pappe, die ursprünglich vorhandenen grünen Seidenbänder fehlen; Doppeladler mit Schwert und Szepter in Golddruck.
Text in Blinddruck:
Ihre Hoch_Gräflich Gnaden/
Dem Hoch= und Wohlgeborenen Herrn / Herrn
Sebastiann Rochus des Heil Röm. Reichs Grafen
von Gaißruck / Freiherrn zu Greiffenföls / Herrn
zu Gradisch / Tscherberg / Reiffen= Schwartzen
und Erlachstein / Silberegg / und Grienburg / etc. etc.
Sr. Röm. Kayserl. Königl. und Apostol. Majest.
Land Rath der Kayser. Königl. Landshauptman=
schaft in Cärnthen/ etc. etc. meinem Gnnädig und
hochgebiettenden meren / meren zu einen
glückseligen Neuen Jahr 1764
Vortitelblatt
Holzschnitt: Ansicht von Klagenfurt
Motto: Sub Umbra Alarum Tuarum (Unter dem Schatten Deiner Flügel, Zitat aus den Psalmen) unteres Viertel: gerahmte Titelvignette, gehalten von doppelschwänzigen, aufrecht stehenden Löwen.
Mit besonderem Dank an Herrn Ernst Bauer, INTEMPO, für die Identifizierung über die dargestellten Kirchen:
Im „Schreibkalender“ biete sich neben dem Kalendarium leere Seiten für persönliche und private handschriftliche Notizen unterschiedlichster Art an:
Weiters finden sich noch unter anderem die im Titel genannte Beschreibung der Belagerung der Stadt Wien 1683, Wetterprognosen, Umrechnungstabellen für verschiedene Währungen und ein Verzeichnis „deren in Clagenfurt abgehenden- und ankommenden Ordinari- und anderen Posten“ – also gewissermaßen ein Kursbuch der Postkutschen.
Hundertjähriger Kalender, 1798-1902
I ES 18924
Hundertjähriger Kalender vom Jahr 1798 bis 1902 : darinnen zu finden, wie ein jeder Hausvater die ganze Zeit über nach dem Einflusse der sieben Planeten beobachten, und sein Hauswesen nützlich und glücklich einrichten könne. Nebst Wirthschafts- und Bauernregeln.. – Wien : Johann Georg Edler von Mößle, 1798.
aufgeschlagen: Titelblatt
Wetter- und sogenannte Bauernregeln nehmen eine großen Teil Kalenders ein:
Vaterländischer Kalender der Steyermärker, 1800
I ES 18600
Kindermann, Joseph Karl, 1744-1801 [Hrsg.]: Vaterländischer Kalender der Steyermärker : auf das Jahr 1800 / hrsg. von Joseph Carl Kindermann. – Grätz : Kienreich, 1800
Dieser Kalender enthält ausführliche Erläuterungen zu chronologischen Berechnungen:
S. 16: Dezemberblatt : Konkordanz Griechischer, Jüdischer, Türkischer und Französischer Kalender
Erklärung von Sonnen- und Mondjahr in der „Zeitmessungskunde“ auf S. 38:
Weiters enthalten:
- Genealogie des dermahlen regierenden Österr. Erzhauses
- Häusliche Feuerrettungsvorschläge
- Vorschlag zur veranstaltung einer vaterländischen Entdeckungsreise
- Neue steyermärkische statistische Data
- Steyermärkischen Postencursus, Fuhrlohn, Frachttarif-Tabellen
- Übersicht über die Jahrmärkte
- Geldmanipulationstabellen: Umrechungen Centner, Pfund, Klafter, Ellen, Metzen
- Blätter fürs Gedächtnis
- Pro Monat 1 Blatt Spielgewinn/Spielverlust
- Weitere Monatsblätter: Nicht zu übersehende Gratulationstag
- Grätzischer Wegweiser
- nach Männern von öffentlichen Geschäften (auch eine Maria Scheuin Hebamme , eine Barbara Schindler, Hafnerin),
- nach oft gesuchten andern Personen
- nach Stellen, Ämtern, öffentlichen und Privatkanzleyen
- nach gesuchten Handlungsgewölben, Gast- und Kaffeehäusern.
Jurendes vaterländischer Pilger, 1814
II 46443
Jurende’s vaterländischer Pilger im Kaiserstaate Oesterreichs : ein Nationalkalender für alle Provinzen des oesterreichischen Gesammtreiches ; allen Freunden der Kultur aus dem Lehr-, Wehr- und Nährstande ; vorzüglich allen Natur- und Vaterlandsfreunden geweiht ; als ein Versuch zur Verbesserung des Kalenderwesens … gegründet. – Brünn, 1814
Dieser Kalender enthält ausführliche chronologische Darstellungen, Erläuterungen und Tafeln von Epochen und Zeitrechnungen, Berechnungen von Festen, Neumonden und Sonnenfinsternissen, etc.
Austria oder Österreichischer Universal-Kalender, 1843
I 11378
Austria oder Österreichischer Universal-Kalender für das gemeine Jahr 1843.
Hrsg. Von Joseph Salomon. Wien: Klang 1843.
S. XXXVIII: Hunderjähriger Faschings-Kalender 1844-1944
S. XLIX: Bestimmung des Osterfestes mit Tabelle.
Am rechten Seitenrand handschriftliche Notizen zur Datumsberechnung:
S. LIX: Vom Kalender der Türken und Araber mit einer Liste der türkischen Monate:
Nach dem kalendarischen Teil folgen Heiligenlegenden, wie zum Beispiel auf S.29:
Und Kultur- und Sittengeschichten wie folgende:
Vortrag von Christian Domenig (MP3)
Quicklinks
Plattformen
Informationen für
Adresse
Universitätsstraße 65-67
9020 Klagenfurt am Wörthersee
Austria
+43 463 2700
uni [at] aau [dot] at
www.aau.at
Campus Plan