Das ständische Theater 1737-1910
Nach dem Umbau des alten Ballhauses, eines mehr als 100jährigen Gebäudes fand 1737 die Eröffnung als Ständischen Theater statt. Der Name „Ballhaus“ blieb ihm noch bis 1805, dann erst nannte man es „Ständisches Theater“, denn es unterstand den Landständen von Kärnten, also der politisch führenden adeligen Schicht: Man brachte sich als Kunstförderer und Geldgeber ein, wachte aber auch über das künstlerische Niveau und das moralische Wohlverhalten der Besucherinnen.
Trotz Renovierung war der Raum beengt: es gab keine Logen, nur drei Galerien und auch am Parkett nur wenig Platz. Die Eintrittspreise, das „Leg-Geld“ oder „Einlass-Geld“ war in drei Kategorien gestaffelt.
Erster Theaterzettel, etwa 1740, abgedruckt IN: Carinthia, 38.1824, S. 160.
„Rosimunda, Das Achte Wunder-Werk der Welt“ war eine Hanswurstiade, die von Wiener Komödianten aufgeführt wurde. Im Anschluss bot man „eine extra lustige Nach-Comoedie“ und ein „ganz neu fundirtes Italienisches Schatten-Spiel“.
Theaterfreundlichen Familien und Gönnern wie den Goess und den Orsini-Rosenberg überreicht man Widmungsexemplare mit eigens eingedruckter Nennung der Mäzene:
Pasinelli, Angelo (1721-1776): Cesare in Egitto
Dramma da rappresentarsi in Claghenfurth il carnevale dell’anno 1738 dedicato a S.E. il sig. conte Vuolfango Sigismondo di Orsini e Rossembergh, consigliere di stato di S.M.C.C. e supremo burgravio della Corinthia. Venezia: 1738.
Sivio Stampiglia (1664-1725): Rosmira
Dramma da rappresentarsi in Claghenfurt il carnecale dell´anno 1738. Dedicato a […] conte Filippo Orsini De Rossembergh[…] Venedig: Pasinelleo, 1738
Am 8. Februar 1738 in Klagenfurt gespielt.
Apostolo Zeno (1668-1750): Griselda
Musicalische Comödie. Mit italienisch-deutschem Text. Klagenfurt: Kleinmayr, 1739.
Leihgabe von Fam. Goess aus Ebenthal bei Klagenfurt
Widmung an Wolff Sigmund von Orsini-Rosenberg und seine Gatting Maria Anna
Apostolo Zeno (1668-1750): Lucio Vero
Musicalisches Schauspiel. (Italien, u. deutsch.) Klagenfurt: Kleinmayr 1740.
Hier lautet die Widmung: „…an den gesamten Hohen Adel dieser ertz=Herzoglichen Haupt=Stadt Clagenfurt“
Gegen Ende des 18. Jhs. ist das Theater nicht mehr ausschließlich dem Adel zugänglich, ab nun wird das Publikum bürgerlicher, aber auch kritischer, das Theater auch schrittweise Intellektuellen, Militärs und Beamten geöffnet.
Rössl, Wolfgang (gest. 1785): Die Pflichten eines Vorstehers
oder Glückwunsch zum Neuen Jahr. Klagenfurt: Kleinmayr, 1776.
KL 1433
Wolfgang Rössl ist ein bekannter und weitgereister Intendant: 1776 arbeitet er als Prinzipal am Theater in Klagenfurt, 1777 ist er Intendant am Salzburger Landestheaters, 1778 in Innsbruck, 1779 in Augsburg.
In seiner Pressekonferenz, dem „Neujahrsgruß“, beschreibt Rössl das Repertoire der Spielzeit am Klagenfurter Theater und spricht alle Schichten des Publikums an: den Adel, das Militär (die Söhne des Mars), das „Par Terre“ und den „Siebner-Groschenplatz“.
Anselm von Edling (1743-1794): Begebenheiten auf der Jagd oder über die Unschuld hält die ewige Vorsicht den Schild. Klagenfurt: 1789. I ES 21075
Anselm von Edling, Abt von Sankt im Lavanttal, Historiker und Schriftsteller der josephinischen Aufklärungszeit und der Säkularisation gegen Ende es 18. Jhs.
Seine Schriften sind ein Beispiel für oft konfliktreiche Umorientierung des Wirklichkeitsverständnisses zugunsten weltlicher Institutionen und zu Lasten religiöser Weltdeutung. Moralische Unterweisung, Mahnung, Erbauung, Trost wird nun durch ein neues, bürgerlich ausgeprägtes sprachliches und formales Repertoire geleistet
Stadttheater um 1875
Nach 40 Jahren Spielzeit war das Ständische Theater, ein Holzbau und in ständiger Brandgefahr, erneuerungsbedürftig. Ein Neubau musste von der Krone bewilligt werden. Kaiser Joseph II lehnte eine Eingabe von 1780 aber ab:
„… dass nachdem Klagenfurt nicht als eine Hauptstadt anzusehen, es auch nicht nötig sey, alldort ein neues Theater aufzuführen, sondern es solle vielmehr der dazu bestimmte Aufwand von 18.300 fl. für die Landschulen, an denen es noch sehr gebreche, verwendet, das alte Schauspielhaus aber seinem Schicksal ganz überlassen werden, weil man sich mit einer Hütte, wenn ja Comödien gespielt werden sollen, begnügen könne…“
Erst im Jahr 1908 erfolgte der Spatenstich für das „Neue Theater“ in Klagenfurt, da sich das alte endgültig in einem baufälligen Zustand („hölzerner Komödienstadel“) befand. Am 22. September 1910 konnte das neue Theater – nun endlich aus Stein gebaut – anlässlich des 60. Regierungsjubiläums von Kaiser Franz Joseph I. als Jubiläums-Stadt-Theater eröffnet werden.
Stadttheater Klagenfurt 2022
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