Mittelalterliche Anfänge des Theaters in Kärnten
Pergamenthandschrift PE 32, Anfang 13. Jh., Provenienz: Benediktinerstift Ossiach
Pantomimische, tänzerische Elemente und Gesänge sowie schauspielerische Improvisationen bei Zusammenkünften und Feiern mag es zu allen Zeiten gegeben haben. Die im Mittelalter aufkommenden religiösen Laienspiele zu Weihnachts- und Osterfeierlichkeiten gelten als Vorstufe zum Typ Theater nach dem heutigen Verständnis.
PE 32, 77v, Incipit: „Cum venissem ungere dominum“
Die Pergamenthandschrift PE 32 zeigt auf dem letzten Blatt und dem Rückendeckel ein Fragment eines Osterspiels. Der Text ist mit Neumen, den mittelalterlichen Noten, versehen. Lateinische liturgische Texte in Dialogform, die den Evangelienbericht erweitern, gelten als Urform der späteren Osterspiele.
In der Liturgie der Ostermorgenmesse wurden an der Stelle des Kyrie diese 24 lateinischen Verse gesungen. Die in der Handschrift überlieferte Stelle bringt das Gespräch zwischen Maria Magdalena und Jesus nach der Auferstehung in Anlehnung an den Bericht in Johannes 20: Am Ende ihres Auftritts wendet sich Maria Magdalena direkt an das Publikum: „Fürwahr, ich habe den Herrn leben gesehen …“.
Das Frage-Antwort-Spiel am leeren Grab Christi ist ein sehr frühes Zeugnis der visitatio sepulchri (Besuch des Grabes), die als der erste überlieferte dialogische Text im Rahmen der mittelalterlichen Liturgie gilt. Vermutlich wurde er im Gottesdienst antiphonal gesungen, also durch eine Teilung der Singenden in zwei Chöre.
PE32, f78r, Ausschnitt
Anstelle des sonst in der Liturgie üblichen Sanctus folgt dann ein lateinischer Hymnus, ebenso mit Neumen versehen.
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