Die Goëss´sche Theater-Sammlung
Goess-Sammlung der UB, Auswahl
Die Goëss-Bibliothek, eine typische Adelsbibliothek des 18. Jahrhunderts, geht auf Kardinal Johann Freiherr von Goëss, Fürstbischof von Gurk (1612-1696), zurück; davon zeugt eine reichhaltige kanonische Sammlung sowie wertvolle Kirchenväterausgaben. Die Sammlung enthält neben Handschriften, Inkunabeln, Aldinen, Giunti-Drucken, zahlreiche Elzeviere, die Reihe der Delphinen, französische, spanische und italienische Literatur.
Der Neffe des Fürstbischofs, Johann Anton Oswald (1694-1764), war in seiner Funktion als Landeshauptmann (1734-1747) aufs engste mit der Geschichte Kärntens verbunden. Er war ein großer Theaterfreund und Förderer von durchziehenden Wandertruppen, die sich gern auf ihren Fahrten von Italien nach Wien in Klagenfurt aufhielten. Er erwarb die ihm zugängliche einschlägige Literatur und ließ in Venedig Textbücher für Theateraufführungen in Klagenfurt drucken:
Artaserse
Dramma da rappresentarsi in Claghenfurt il carnevale dell´anno 1738. Dedicato a … Conte Giovanni Antonio di Goes consigliere di stato di s.m.c.c. e supremo capitano della Carinthia.
Venedig: Pasinelli, 1738.
Grüner Samt-Einband mit silbernem Spiegel. Sehr selten.
Leihgabe Fam. Goess aus Ebenthal bei Klagenfurt
So entstand eine fast vollständige Sammlung französischer Theaterliteratur mit den Werken von Moliere, Diderot, Voltaire, Racine, Corneille; auch weniger berühmte, theatergeschichtlich aber wichtige Autoren wie Marivaux, Destouches, Quinault, Regnard u. a. sind vertreten.
Die Bände ließ Goëss im Stil der Zeit geschmackvoll in Leder mit reichlich Goldaufdruck und zierlichen Rückenvignetten binden.
1806 vermachten seine Nachfahren die kostbare Büchersammlung der Studienbibliothek, der Vorläuferin der heutigen Universitätsbibliothek.
Das Exlibris der Grafen Goëss ist in beinahe allen Bänden der Sammlung eingeklebt.
Dieses findet sich in Mme. Deshoulières Sammelband von Theatertexten:
Antoinette Deshoulières (1638-1694) und Antoinette-Thérèse (1659-1718):
Œuvres de Madame Deshoulières et de Mademoiselle Deshoulières.
Paris, 1753. GO I 1480,1, Frontispiz
Mme. Deshoulières, eine französische Dichterin und Philosophin, genannt „die zehnte Muse“, wurde in Frankreich als erste Frau in einer Akademie aufgenommen. Sie gilt als einzige, weithin bekannte Theaterschriftstellerin ihrer Zeit. Ihre Tochter Antoinette-Thérèse Deshoulières (1662–1718) war ebenfalls eine bekannte Dichterin.
Evaristo Gherardi (1663-1700):
Le Théâtre Italien de toutes les Comedies.
Paris, 1741. GO I 1525,1 Frontispiz
Gherardi, ein aus einer Schauspielerfamilie stammender, italienischer Schauspieler und Dramatiker, wurde in Paris am Théâtre Italien in der Rolle des Arlequin gefeiert. Er sammelte zahlreiche anonyme Stücke, die im italienischen Theater des Hôtel de Bourgogne (1694–1700) gespielt und in sechs Bänden ediert wurden.
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