Johannes Kepler: Astronomia nova und Tabulae Rudolphinae
Johannes Kepler (1571-1630) zählt zu den Begründern der modernen Naturwissenschaften.
Als Assistent von Tycho Brahe (1546-1601) in Prag, war er ab 1600 maßgeblich beteiligt an der Berechnung von neuen, genaueren Planetentafeln, einem von Kaiser Rudolf II. erteilten Auftrag, den nach dem Kaiser benannten Rudolfinischen Tafeln.
Nach dem Tod von Brahe arbeitete Kepler alleine weiter und erstellte sehr genaue Datenreihen über die gemessenen Positionen der Planeten am Fixsternhimmel. Er verbrachte viele Jahre mit sorgfältigen Versuchen und Überprüfungen, um eine mathematische Beschreibung der Planetenbewegungen zu finden, die zu den beobachteten Daten passten.
1609 formulierte er in der Astronomia Nova seine Ergebnisse, die dann nach ihm benannten Keplerschen Planetengesetze: Planeten umlaufen die Sonne nicht – wie bis dahin angenommen in Kreisen – sondern auf elliptischen Bahnen.
Kepler: Astronomia nova.
Heidelberg: Vögelin, 1609
Titelblatt, Signatur ES II 5709
Vorbesitz: „Ex libri Johann Alexander Wittich, Sorau P.“ (1575-1645).
Wittich war 1623 Leibarzt des Passauer Bischofs, ab 1630 Arzt, Bibliothekar und Kalendermacher in Klagenfurt („Prognosticon Astrologicum“).
Im dritten Kapitel (über die Bahn des Mars) illustriert Kepler den Vergleich der drei Systeme, die in Diskussion standen: das ptolemäische, das kopernikanische, das tychonische.
Holzschnitte mit den Umlaufbahnen von Mars und Sonne nach Tycho Brahe.
Doppelseite 44/45
Keplers Illustration zur Erklärung seiner Entdeckung der elliptischen Umlaufbahn des Mars.
Titelblatt, Signatur PO 153
Keplers Illustration zur Erklärung seiner Entdeckung der elliptischen Umlaufbahn des Mars.
Johannes Kepler: Tabulae Rudolphinae quibus astronomicae scientiae temporum longinquitate collapsae restauratio continetur…
Ulm: Saur, 1627
Die Rudolfinischen Tafeln sind eine Sammlung von Tabellen, mathematischen Grundlagen, Rechenvorschriften mit Beispielen, insbesondere Regeln zur Vorhersage der Planetenstellungen. Sie sind die Grundlagen astronomischer und astrologischer Berechnungen aller Art (z. B. Finsternisse, Osterfestdatum, Horoskope).
Die Tafeln waren genauer als die bis dahin verwendeten Alfonsinischen Tafeln aus dem 13. Jahrhundert und die 1551 von Erasmus Reinhold (1511-1553) berechneten Prutenischen Tafeln. Weiter enthält das Werk Refraktionstabellen, Logarithmen, ein Verzeichnis der Städte der Welt sowie einen Katalog von 1.005 Sternörtern, der auf der Arbeit von Tycho Brahe basiert.
Das Werk bildete bis zum 18. Jahrhundert die Grundlage vieler astronomischer Berechnungen. Der englische Mathematiker und Physiker Isaac Newton stützte sich bei der Formulierung seiner Theorie der Gravitationskraft auf die Keplerschen Theorien und Beobachtungen.
Der Tempel der Urania, Frontispiz
Das Frontispiz zeigt den Tempel der Urania, der Muse der Sternenkunde der griech. Mythologie:
Die 12 Säulen stehen für den Zodiak und – von hinten nach vorne zunehmend aufwändiger gestaltet – die Entwicklung der Astronomie: Die beiden hintersten als nur grob behauene Baumstämme stehen für die ältesten Spuren der Wissenschaft; zwischen ihnen steht ein chaldäischer Beobachter, der mangels eines Instruments seine Finger benutzt, um die Winkelabstände der Sterne zu messen.
Davor kann man die bereits gemauerten Säulen der antiken Astronomie sehen, die mit Instrumenten der Zeit behangen sind: links der bedeutendste griechische Astronom Hipparchos von Nicäa (190-120 v. Chr.). Er gilt als der „Einstein der Antike“ und Begründer der wissenschaftlichen Astronomie. Sein Werk, vor allem sein Sternenkatalog, wurde durch Ptolemäus (100-178) rezipiert und überliefert. Dieser sitzt rechts und schreibt den Almagest (griech. mega σύνταξις).
Vorne, neben einer ionischen Säule sitzt Kopernikus (1473–1543). Er diskutiert die astronomischen Theorien der Neuzeit mit Tycho Brahe (1546-1601), der in barocker Pracht neben der schönsten, einer prächtigen korinthischen Säule steht: Brahe deutet auf das in der Decke eingravierte tychonische System.
Die vordere Tafel des Sockels zeigt die Karte der dänischen Örsesundinsel Ven, wo Brahe 21 Jahre lang in seiner Sternwarte forschte, selber Instrumente baute und seine eigenen Bücher druckte.
Über dem Tempel schwebt der Kaiseradler (Rudolf II.), der zur Unterstützung der Astronomie großzügig goldene Münzen aus seinem Schnabel fallen lässt. Die Münzen fallen auf das Fundament des Tempels und sogar noch auf den Tisch Johannes Keplers (1571-1630 auf der Tafel links unten im Fundament, der bei Kerzenlicht rechnet.
Die Nachbildung der Kuppel des Urania-Tempels auf Keplers Tisch erinnert daran, dass, obwohl Tycho vielleicht die prächtigste Säule gebaut hat, der Tempel der Urania niemals fertiggestellt worden wäre, ohne dass Kepler selbst bis tief in die Nacht gearbeitet hätte!
Vorderer Einbanddeckel, innen
Als Vorbesitzer dieses seltenen Bandes sind vermerkt:
Karl Raimund Popper (1902-1994), Fellow of the Royal Society
Exlibris „From the Books of Edward Neville da Costa Andrade“, (1887-1971), britischer Physiker
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