UNIVERSITÄT
Entwicklungslinien der Digitalisierungsstrategie
Digitalisierung zur Stärkung der organisationalen Resilienz oder: Digitalisierung, weil es nicht anders geht
Eine Digitalisierungsstrategie, die nach Eintreten der Covid-19-Pandemie verabschiedet wird, muss sich auch zu den Erfahrungen aus dem „Covid-19-Digitalisierungs-Reallabor“ verhalten. Die folgende Darstellung der einzelnen inhaltlichen Entwicklungslinien beginnt daher mit diesem Thema und widmet sich anschließend der Digitalisierung als Gegenstand von Forschung und Lehre, als Werkzeug in der Lehre bzw. in der Wissenschaft, sowie in ihrer Rolle als allgemeiner Treiber von Reformen und universitärer Innovation.
Die Erfahrungen der Universitäten mit der Digitalisierung seit dem Covid-19-bedingten ersten „Lockdown“ ab März 2020 sind grosso modo positiv. In allen berichteten Fällen hat die Notwendigkeit, die universitäre Lehre ad hoc auf digital unterstützte Distanzlehre umzustellen, und den universitären Alltag vom Home Office aus zu gestalten, zu einem signifikanten Wissens- und Erfahrungsschub seitens des betroffenen Personals, aber auch der betroffenen Studierenden geführt. Ein mit den üblichen universitären Governance-Prozessen herbeigeführter Reformschritt dieses Ausmaßes hätte vermutlich nicht Tage, sondern Monate, wenn nicht Jahre gedauert.
Es gilt nun, die Erfahrungen mit dieser Tour de force zu bewerten und daraus entsprechende Lehren für zukünftige Digitalisierungsschritte zu ziehen.
Die Möglichkeiten, die sich durch (gekonnte) Distanzlehre eröffnet haben, hat viele für die Distanzlehre − als sinnvolle Ergänzung, nicht als Ersatz − eingenommen. Anfahrten durch Lehrende und Studierende waren überflüssig, Aufzeichnungen von Lehrveranstaltungen waren nur einen Knopfdruck entfernt und wurden automatisch in die Lehr-Lern-Plattform integriert, Studierende konnten sich im Chat miteinander über Unklarheiten austauschen. Technisch wurde an der Universität Klagenfurt das Videokonferenzwerkzeug BigBlueButton forciert, weil es von der Universität selbst gehostet werden konnte und es damit möglich war, Datenschutzprobleme zu vermeiden, wie sie Produkte mit sich bringen, die in der „Cloud“ residieren.
Dem gegenüber stehen das Fehlen echter sozialer Interaktionen, das fehlende Feedback an die Lehrperson mangels Mimik und Körpersprache, die teilweise schlechten Verbindungen, und die teilweise unzureichende technische Ausstattung sowohl bei Lehrenden als auch bei Studierenden (Kameras, Mikrofone etc.). Studierende klagen auch über Vereinsamung und über die Schwierigkeit, sich ohne die unterstützende Gruppe zu disziplinieren.
Ähnliche Rückmeldungen betreffen die allgemeine Arbeit im Home-Office. Freie Zeiteinteilung, wegfallender Pendel-Aufwand und potentiell leichtere Vereinbarkeit von Betreuungspflichten stehen den Vereinsamungsaspekten, manch technischen Schwierigkeiten, und Abgrenzungsproblematik Arbeit-Freizeit bzw. Arbeit-Betreuungspflichten gegenüber. In jenen Settings, in denen das Arbeiten in der Gruppe zu erhöhter Kreativleistung führen, wurde das Unterschreiten der diesbezüglichen „kritischen Masse“ beklagt. Positiv ist hingegen auch hier ein großer Fortschritt im Know-how bezüglich des Einsatzes von Videokonferenzwerkzeugen (und deren versteckter Zusatzfunktionen), von digitaler Signatur und von Kollaborationswerkzeugen wie Confluence, Seafile etc.
All diese Erfahrungen und der mit ihnen verbundene Digitalisierungsschritt lassen sich nicht mehr ungeschehen machen. Es wird also aller Voraussicht nach auch in Hinkunft verstärkt digitale Anteile in der Lehre geben, genauso wie der Wunsch nach gelegentlichem Home-Office bestehen bleiben wird. Und es werden weiterhin die geübten digitalen Mechanismen vorgehalten werden müssen, um die Resilienz der Organisation für künftige Krisenfälle zu stärken.
Entwicklungslinien der Digitialisierungsstrategie
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