FORSCHUNGSKOLLOQUIUM DER PSYCHOLOGIE

In dem Forschungskolloquium der Psychologie werden aktuelle Forschungsarbeiten im Bereich „Wellbeing in the 21st Century“ vorgestellt und diskutiert. Durch Vorträge von externen Gästen sowie Mitarbeitenden des Instituts für Psychologie sollen der wissenschaftliche Austausch und Diskurs gefördert werden. Kolleg:innen anderer Fachrichtungen sowie Studierende sind herzlich eingeladen, an den Terminen des Forschungskolloquiums teilzunehmen.

Ansprechpersonen: Univ.-Prof. Dr. Helen Landmann  & Assoc. Prof. Dr. Janet Kleber

 

TERMINE IM WINTERSEMESTER 2024/25:
  • 9. Oktober 2024 (10 Uhr): Prof. Dr. Robert Gaschler

Was es heißt, einen Blick auf die (Klima)Daten zu werfen: Experimente zur Wahrnehmung von Datengrafiken

Robert Gaschler ist Professor für Allgemeine Psychologie – Lernen, Motivation, Emotion an der FernUniversität in Hagen und Mitglied im Direktorium des Forschungsschwerpunktes Energie/Umwelt/Nachhaltigkeit der FernUniversität. Er nutzt u.a. in diesem Themenbereich experimentalpsychologische Methodik für anwendungsorientierte Forschung zu Datenvisualisierung.

Wir blicken in vielen Fällen vermittelt durch Datengrafiken auf die Welt: Ob wir Wissenschaft betreiben, sie konsumieren, Nachrichten lesen oder uns z.B. über einen medizinischen Eingriff informieren. Interdisziplinäre Arbeiten (z.B. der Sachstandsbericht des Weltklimarates der Vereinten Nationen) präsentieren oft einen Großteil der Information als Datengrafiken – mit empirisch nachgewiesenem Verbesserungsbedarf hinsichtlich der Ergonomie der Datenvisualisierungen. Während es eine lange Tradition gibt, statistische Werkzeuge zu entwickeln und zu validieren, fokussiert weniger Forschung die Gestaltung, Nutzung und Nutzbarkeit von Datengrafiken. Beispielsweise wissen wir, wie der numerische Unterschied zwischen Vorhersage und Daten quantifiziert werden kann. Es ist jedoch weniger darüber bekannt, wie unser visuelles System die Abweichung zwischen Vorhersage und Daten in Datengrafiken ermittelt. Der Vortrag stellt entsprechende experimentalpsychologische Forschung zur Gestaltung und Nutzung von Datenvisualisierung vor und geht dabei insbesondere auf Datenvisualisierung zu Klimawandel/Nachhaltigkeit ein. Experimentalpsychologie kann sowohl schnell und zielgenau Probleme bei konkreten Datenvisualisierungen identifizieren und beheben helfen, als auch zu einer besseren Gestaltung und Nutzung beitragen.

 

  • 8. Januar 2025 (11 Uhr, Z.1.09): Prof. Dr. Helen Landmann & Prof. Dr. Rainer Alexandrowicz

Akzeptanz umweltpolitischer Maßnahmen: Aktueller Stand der Forschung und Herausforderungen der Messung

 

TERMINE IM SOMMERSEMESTER 2025:

Psychological interventions for socio-ecological transformation: on the potentials, pitfalls, trials, and errors of three individual behaviors

In response to the increasing dynamics of ecological and socio-economic crises affecting the global community, environmental psychologists have started questioning their initial focus on individual consumption behavior and shifting toward collective action, including citizenship and activism. This shift is accompanied with a debate about the contribution of (environmental) psychology to the socio-ecological transformations needed to tackle the multiple crisis. In this light, I refer to three behavioral options for individuals: first, pro-environmental consumption behaviors and the ecological footprint paradigm; second, the approval of pro-environmental policies (EPA) as an instance of citizenship behavior; and third, advocacy and activist behaviors that can be subsumed under the ecological handprint. Being relatively new to psychological research and intervention, the ecological handprint refers to the potential of individuals to initiate collective action, thereby fostering socio-ecological change.

This colloquium starts with introducing the ecological footprint, ecological handprint, and EPA concepts and discussing their transformative potential. This is followed by an outline of recent developments in the consumption (footprint) area and evidence regarding the validity of EPA. However, the main focus of my talk will be on two types of intervention: (online) media communication and psychosocial interventions (i.e., group workshops) in the field. I present existing literature on interventions to promote ecological consumption and EPA and discuss the contribution of action-psychology constructs, including knowledge, cognitive and affective appraisal, norms, and efficacy beliefs, among others. Given that intervention research for the ecological handprint is still at its beginnings, I finally provide an outlook to upcoming projects in this specific field.

 

Underachievement: Hohe Begabung, schwache Schulleistungen

Bei kaum einem Konzept im Hochbegabungsfeld gibt es so viele Mutmaßungen und Meinungen wie bei „Underachievement“ (UA, im Deutschen auch als „Minderleistung“ bezeichnet). Man spricht gemeinhin von UA, wenn Schüler/Schülerinnen trotz hoher Intelligenz nur mäßige oder schlechte Schulleistungen zeigen, also eine pädagogisch-psychologisch „behandlungsbedürftige“ Diskrepanz zwischen Kompetenz und Performanz vorliegt. Es werden verschiedene UA-Definitionsansätze genannt. Obwohl in der einschlägigen Literatur fast immer (teilweise abstrus hohe) „Schätzungen“ über die Vorkommenshäufigkeit hochbegabter Underachiever berichtet werden, wird gezeigt, dass man bei Kenntnis nur weniger Parameter die Vorkommenshäufigkeit von Underachievern berechnen kann. Es wird zudem versucht, u. a. Antworten auf folgende Fragen zu geben: Wie gut können Lehrkräfte hochbegabte Underachiever identifizieren? Gibt es ein spezielles UA-Syndrom? Wie entwickeln sich Underachiever im Verlauf ihrer Schulzeit? Welche generelle Maßnahmen zur „Behandlung“ hochbegabter Underachiever werden thematisiert?

Detlef H. Rost startete bereits 1987 das längsschnittliche Marburger Hochbegabtenprojekt, das bis heute läuft. Durch seine Arbeiten trägt er wesentlich zu einem besseren Verständnis von (Hoch-)Begabung und Leistungsfähigkeit bei.