17.06.: Franzobel – Einwürfe
Franzobel
Einwürfe. Die besten Sportkolumnen
Lesung
Montag, 17. Juni 2024
19.00 Uhr
Als Bub soll Franzobel andachtsvoll in den Liturgiebüchern seiner Heroen der Fußball-WM 1974 und 1978 gelesen haben. Nun legt er seinen vierten Band mit Sport-Miniaturen vor. Als Sportsmann der alten Schule feiert der Autor die rar gewordenen „echten Typen“, während er beherzt in die glatte Oberfläche eines überkommerzialisierten Profisports grätscht. Mit seinen punktgenauen Einwürfen gegen Machtgier von Verbänden und wirtschaftliche Konzentrationstendenzen spricht er allen Fans (exklusive wohl jener des FC Bayern!) aus der Seele, mit denen er seine profunde und über viele Disziplinen gestreute Expertise aus TV, Zeitungen und gelegentlichen Stadionbesuchen teilt.
Das Material aus dem Sportprogramm transferiert Franzobel allerdings in eine andere Liga, in der nicht nach Punkten, vielmehr nach Treffern abgerechnet wird. Als Kolumnist ist Franzobel ungekrönter Meister von Gedankenweitsprüngen und Wortsalti: Allein aus Lautanalogien zum Namen des Radrennfahrers Gall (Felix) entwickelt er eine Geschichte, verschlungen wie eine Giro-Bergetappe. Beifallsstürmende Vergleiche von Spielanlagen und -ergebnissen mit Tiefkühlgemüse, Mumien, Seehunden oder Eiernockerln adressieren den tieferen Kern der Sportbegeisterung. Die Sehnsucht danach, dass etwas geschieht, das es gar nicht geben kann: Glücksmomente wie beim aktiven Skifliegen.
Franzobel, 1967 in Vöcklabruck geboren, lebt als freier Schriftsteller in Wien, bis 1991 als bildender Künstler tätig. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter 1995 den Ingeborg-Bachmann-Preis, 2002 den Arthur-Schnitzler-Preis, 2005 den Autorenpreis beim Nestroy-Theaterpreis sowie den Bayerischen Buchpreis 2017.
Im Anschluss Übertragung des Spiels Österreich gegen Frankreich im Rahmen der EM 2024.