Spotlight IfEB Jänner 2024: Laura Teresa Napetschnik „Vereinsleben und damit verbundene Lern- und Bildungsprozesse“

Welches Thema bearbeitest Du und was bedeutet es für Dich?

Ich habe mich in meiner Masterarbeit mit dem Thema des Vereinslebens und den damit verbundenen Lern- und Bildungsprozessen von Personen ab 60 Jahren auseinandergesetzt.

Der Anstoß für dieses Thema war die Verkettung zweier Ereignisse:

Meine Großmutter, welche lange Zeit aktiv in Vereinen tätig war, wurde durch einen schweren Unfall und dem zeitgleich auftretenden ersten Lockdown abrupt aus ihrem (Vereins-)Leben gerissen. Die Folgen der verminderten sozialen und physischen Aktivitäten waren verheerend für ihren Allgemeinzustand.

Ein Jahr später besuchte ich bei Frau Irene Cennamo die Lehrveranstaltung „Community that (trans)forms: Vergangene und gegenwärtige Konzepte, Methoden und Diskurse einer am Gemeinwesen und Gemeinwohl orientierten Erwachsenenbildung“, welche mir die Tragweite eines aktiven und erfüllten Lebens in einer Gemeinschaft, welcher Art auch immer, nochmals deutlich vor Augen führte.

Trotz eines komplizierten Bruchs und einer langen Zeit des (coronabedingten) Alleinseins erholte sich meine Großmutter erstaunlich gut von ihrem Unfall. Die Ärzt:innen sagten meiner Mutter, sie seien überzeugt, dass das aktive (Vereins-)Leben meiner Großmutter wesentlich zu ihrer Genesung beigetragen habe.

Blickt man auf die österreichische Geschichte, wird einem rasch klar, dass Vereine ein wesentlicher Teil der Kultur waren und immer noch sind. Die damit verbundenen Aufgaben und Tätigkeiten stellen Mitglieder oft vor neue Herausforderungen. Lernprozesse, die damit einhergehen, sind meist nicht intendiert und damit den Personen häufig nicht bewusst.

Mir war es wichtig, mit meiner Arbeit ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass Bildungs- und Lernprozesse nicht immer auf offiziellen Dokumenten festgehalten werden können und sollen. Meine Interviewpartner:innen profitieren von ihren Vereinstätigkeiten in einer Weise, die sich durch ein soziales Miteinander sowie durch gesteigerte Konfliktfähigkeit und durch einen empathischen und sensiblen Blick auf ihr Gegenüber auszeichnet. Insgesamt habe ich in der Fülle meiner Ergebnisse vier Kategorien herausgearbeitet, auf welche ich in meiner Ergebnispräsentation den Fokus legte. Die vier Dimensionen waren „Infrastruktur“, „Mehrwert der Vereinsarbeit“, „Hürden“ und „Lebensbegleitendes Lernen“.  Zu jeder Rubrik gestaltete ich mithilfe des Programms MAXQDA 2022 eine MindMap in der ich die Unterkategorien sammelte. Anschließend formulierte ich Thesen zu jeder Dimension, welche ich mit Ausschnitten aus meinen Interviews belegte. Daraufhin sichtete ich passende Literatur zu den Thesen, die damit gestützt oder widerlegt wurden.

Wie ist dieses Thema mit Deinem Studium verbunden?

Das Lernen im und durch den Verein kann durch viele erwachsenenpädagogische Brillen betrachtet werden.

In meiner Masterarbeit habe ich mich dafür entschieden, den Symbolischen Interaktionismus als Forschungsparadigma zu wählen. Dieser wurde wesentlich durch die Pragmatisten James, Dewey, Peirce und Mead geprägt (vgl. Denzin 2019, S. 136). Der Symbolische Interaktionismus formuliert acht Grundannahmen, die im Wesentlichen darin zusammengefasst werden können, dass Menschen mit anderen Personen und „Dingen“ interagieren und damit ein wechselseitiges aufeinander Einwirken geschieht. Durch diesen Prozess erhalten Menschen und Dinge subjektive Bedeutungen (vgl. Denzin 2019, S. 138f.).

Im Laufe des Bachelor- und Masterstudiums lernt man eine Vielzahl an Forschungsmethoden kennen. Da der Ausgangspunkt meiner Arbeit ein Interview mit meiner Großmutter war, habe ich mich für die Forschungsmethode der Grounded Theory entschieden. Der Forschungsprozess der Grounded Theory ist triadisch und besteht im Grundlegenden aus dem Erheben von Daten, dem Codieren dieser und dem Verfassen von Memos (vgl. Hildebrand 2019, S. 33). Mithilfe der Grounded Theory werden auf Basis empirischer Forschungen Theorien formuliert, die ein bestimmtes Phänomen erklären und beschreiben (vgl. Böhm 2019, S. 475f.).

Eine eigene Lehrveranstaltung im Studiengang Erwachsenenbildung und berufliche Bildung beschäftigt sich mit den verschiedenen erwachsenenpädagogischen Lerntheorien. Eine davon ist die Erneuerte Interessetheorie nach Anke Grotlüschen (2010). Ich habe meinen Forschungsgegenstand aus der Sicht dieser Lerntheorie betrachtet.

Grotlüschen weist daraufhin, dass das Entstehen von Interessen sowohl auf vergangenen Ereignissen und Erfahrungen als auch auf Zukunftsplänen beruht. Dabei stehen der subjektive Geschmack, die Gewohnheiten sowie die Zugehörigkeitswünsche einer Person im Spannungsverhältnis mit Bewertungen und Einflüssen der Außenwelt. Außerdem zeigt die Autorin auf, dass sich das Interesse an Gegenständen und Themen im Laufe der (Bildungs-)Biografie verändern kann (vgl. Grotlüschen 2010, S. 290).

Selbstverständlich gibt es noch weitere Berührungspunkte mit meinem Studium. Schlagwörter hierfür wären unteranderem „Active Aging“, „Bildungsbe(nach)teiligung über die Lebensspanne“ sowie die Unterscheidung zwischen dem formellen, dem non-formalen und dem informellen Lernen.

Wie gehst Du im Forschungsprozess vor?

Ich bin ein ordnungsliebender Mensch, der die präzise Planung sehr schätzt. Während meines Forschungsvorhabens für meine Masterarbeit musste ich lernen, dass Forschungsentwürfe keine starren Checklisten sind, die in einem linearen Prozess abgehakt werden können. Dies hat mir vor allem am Beginn meiner Masterthesis Probleme bereitet. Dementsprechend groß war mein Lernerfolg diesbezüglich. Die Grounded Theory, welche mir während meines Bachelorstudiums immer ein wenig suspekt vorkam, ist mittlerweile eine meiner präferierten Methodologien.

Die Basis für meine Masterarbeit war ein Interview mit meiner Großmutter zu ihrem Vereinsleben. Nach der Transkription habe ich wesentliche Schlagwörter geclustert und daraus, in Abstimmung mit meiner Betreuungsprofessorin Frau Cennamo, eine vorläufige Forschungsfrage formuliert. Ich habe während der Erarbeitung des theoretischen Inputs drei weitere Interviews geführt und infolgedessen die Wahl meiner Literatur und Schwerpunkte in meiner Masterarbeit gewählt.

Während des Schreibens habe ich mir laufend Notizen gemacht, an welchem Punkt ich bei meiner Masterarbeit einhaken kann und wo ich Potenzial für ein weiteres Forschungsvorhaben sehe.

Was möchtest Du anderen Studierenden an Erfahrungen und Tipps mitgeben?

Die Masterarbeit ist eine wunderbare Gelegenheit, sich mit einem Thema intensiv auseinanderzusetzen und während des Schreibens und Forschens Neues zu lernen.

Das Wichtigste vorab: Du musst das Rad nicht neu erfinden. Räum dir genügend Zeit ein, um bereits vorhandene Literatur und Forschungsprojekte zu sichten und dir Inspiration für deine Masterarbeit geben zu lassen.

Vor allem am Beginn kann es etwas dauern, bis du in den Schreibprozess hineinfindest. Übernimm dich nicht, sondern versuche mit kleinen Arbeitseinheiten zu beginnen und diese mit der Zeit größer werden zu lassen. Lass dich nicht verunsichern, wenn du einmal einen Schritt zurückmachst. Vertraue auf deine Fähigkeiten und dann wird dein Masterprojekt gelingen. Du wirst mit der Zeit für dein Thema sensibler werden und Verknüpfungen, die für dein Vorhaben relevant sind, in deinem (Studien-)Alltag wiederfinden.

Für die Sammlung und Verwaltung deiner Literatur kann ich dir das Literaturverwaltungsprogramm Citavi ans Herz legen. Damit hast du eine übersichtliche Auflistung deiner Literatur. Du kannst außerdem PDF-Dokumente wie Artikel oder Forschungsberichte in deinem Citavi Projekt hinterlegen. Zusätzlich unterstützt das Tool dich beim Zitieren, indem es sich mit deinem Word Dokument verknüpfen lässt. Damit kannst du gewährleisten, dass deine Zitierweise einheitlich und korrekt ist.

Citavi kannst du kostenlos über die Website der Universität Klagenfurt downloaden.


Literaturverzeichnis:

Denzin, Norman K. (2019): Symbolischer Interaktionismus. In: Uwe Flick, Ernst von Kardorff und Ines Steinke (Hg.): Qualitative Forschung. Ein Handbuch. 13. Auflage. Reinbek bei Hamburg: rowohlts enzyklopädie im Rowohlt Taschenbuch Verlag (rororo Rowohlts Enzyklopädie, 55628), S. 136–149.

Hildenbrand, Bruno (2019): Anselm Strauss. In: Uwe Flick, Ernst von Kardorff und Ines Steinke (Hg.): Qualitative Forschung. Ein Handbuch. 13. Auflage. Reinbek bei Hamburg: rowohlts enzyklopädie im Rowohlt Taschenbuch Verlag (rororo Rowohlts Enzyklopädie, 55628), S. 32–41.

Böhm, Andreas (2019): Theoretisches Codieren: Textanalyse in der Grounded Theory. In: Uwe Flick, Ernst von Kardorff und Ines Steinke (Hg.): Qualitative Forschung. Ein Handbuch. 13. Auflage. Reinbek bei Hamburg: rowohlts enzyklopädie im Rowohlt Taschenbuch Verlag (rororo Rowohlts Enzyklopädie, 55628), S. 475–485.

Grotlüschen, Anke (2010): Erneuerung der Interessetheorie. Die Genese von Interesse an Erwachsenen- und Weiterbildung. Wiesbaden: VS Verlag fur Sozialwissenschaften GmbH (Theorie und Empirie Lebenslangen Lernens Ser). Online verfügbar unter https://ebookcentral.proquest.com/lib/kxp/detail.action?docID=748867.

25.01.: Ingeborg BACHMANN – Buchpräsentationen

Uta Degner und Irene Fußl-Pidner

Ingeborg Bachmann: Spiegelungen eines Lebens

Ingeborg Bachmann: Die gestundete Zeit

Buchpräsentation und Lesung

 

Donnerstag, 25. 01. 2024

19.30 Uhr     

Moderation: Anke Bosse

Lesung: Susanne Kubelka

 

Ingeborg Bachmann. Spiegelungen eines Lebens

50 Jahre nach ihrem Tod in Rom gibt dieser einzigartige Bildband einen tiefen Einblick in Leben und Werk der großen Dichterin. Selten gezeigte Fotografien aus dem Familienbesitz und entlegenen Quellen zeichnen Ingeborg Bachmanns Lebensweg nach: ihren Abschied von der Kärntner Kindheitslandschaft und den Umzug nach Italien, den kometenhaften Aufstieg, das Ringen um Unabhängigkeit. Deutlich werden die enge Verwobenheit von Leben und Literatur, aber auch die schwierige Selbstbehauptung als schreibende Frau in Literaturbetrieb und Mediengesellschaft. Wie keine zweite deutschsprachige Autorin stand Ingeborg Bachmann im Licht der Öffentlichkeit. Sie verkörperte den Aufbruch in den 1950er-Jahren wie die Frauenbewegung der 1970er. Die Fotos zeigen, dass eine Trennung zwischen ‚öffentlich‘ und ‚privat‘ nicht möglich war. Was sie in ihrer Gesamtheit sichtbar machen, sind die vielen Gesichter der Bachmann, ihre Wandlungsfähigkeit und Ausstrahlung, ihre einzigartige Aura.

Uta Degner lehrt als assoziierte Professorin Neuere Deutsche Literatur an der Universität Salzburg. Gastprofessuren in Leiden und Wien, Gastdozenturen in Verona und Neapel. Gemeinsam mit Irene Fußl gibt Uta Degner die Werke und Briefe Ingeborg Bachmanns in der Salzburger Bachmann Edition heraus.

 

Salzburger Bachmann Edition. Die gestundete Zeit

Für die junge Ingeborg Bachmann und ihre Generation erwies sich die große Hoffnung nach dem Krieg auf eine Zeit des Friedens bald als trügerisch. Restauration und das vorherrschende schnelle Verdrängen und Vergessen markierten jenen Horizont, vor dem Bachmann ihre Gedichte schrieb. Die gestundete Zeit, der erste, Ende 1953 erschienene Lyrikband der 27-jährigen Autorin, erwies sich, nach verzögerter Rezeption, als repräsentativ für Erfahrungen, die das Schreiben nach 1945 bestimmten: Aufbruch und Abschied, Schuld und Gedächtnis. In der dramatischen Kraft und in den einprägsamen Bildern ihrer Lyriksprache, deren „alarmierendes, skandalöses, befremdliches, erschreckendes“ Hans Werner Henze sofort erkannte, hat diese Erfahrung einen Ausdruck gefunden, der über ihre Zeit hinausreicht. Bachmanns sicheres Gefühl für den sprachlichen Gestus hat ebenso wie das vielschichtige Geschichtsbewusstsein dazu beigetragen, ihren Gedichten einen Platz in der europäischen Moderne nach 1945 zu sichern – aufgenommen auch im Werk bedeutender Bildkünstler und Komponisten wie Anselm Kiefer, Cy Twombly oder Hans Werner Henze.

Dass sich in diesen Gedichten zugleich ein ‚verzweifeltes Sprechen‘ mit Paul Celan verbirgt, wurde erst spät entdeckt. Seit der Publikation des Briefwechsels zwischen Bachmann und Celan (Herzzeit, 2008) ist diese Lesart der Gedichte aber unabweisbar. In der nunmehr ersten kommentierten Edition von Die gestundete Zeit, herausgegeben von Irene Fußl, wird dieses Verständnis durch neue Materialien aus Bachmanns Nachlass ergänzt und vertieft.

Irene Fußl ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Literaturarchiv Salzburg und gemeinsam mit Uta Degner (in Nachfolge von Hans Höller) Gesamtherausgeberin der Salzburger Bachmann Edition. Forschungsschwerpunkte: Ilse Aichinger, Ingeborg Bachmann und Paul Celan.

 

              

19.01.: Alida BREMER & Laura FREUDENTHALER

Freitag, 19. 01. 2024
19.30 Uhr                     

Alida Bremer: Tesla oder die Vollendung der Kreise
Laura Freudenthaler: Arson

Lesungen

Moderation: Harald Gschwandtner

 

Tesla oder Die Vollendung der Kreise

Nikola Tesla, Erfinder zwischen Genie und Wahnsinn, mit serbischen Wurzeln im heutigen Kroatien geboren, schillernde Figur im Gesellschaftsleben New Yorks um 1900, war schon zu Lebzeiten legendär. Einer seiner Bewunderer ist der junge Anton aus Zadar, der nach politischen Umtrieben gegen den österreichischen Kaiser von der Schule fliegt und mit zehn Dollar in der Tasche nach Amerika auswandert. Dort fasst er schnell Fuß, lernt Englisch, arbeitet als Dolmetscher im anatomischen Museum eines deutschen Arztes am Broadway und studiert schließlich Medizin. Er trifft den alten, vereinsamten, wunderlich gewordenen Tesla, sein Idol, und wird ihm in langen Gesprächen über dessen Leben und Gott und die Welt zum Freund. Doch dann erreicht Anton eine Nachricht aus Europa: Er soll zurückkehren, um sich um seine alten Eltern zu kümmern. Also macht er sich wieder auf, mit Frau und Kindern, in die Armut verwahrloster Dörfer im Hinterland Dalmatiens kurz vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs. Zum Abschied vertraut ihm Tesla die Pläne zu einer »Friedenswaffe« an, und er bittet ihn, nach einem verschollenen Porträt zu suchen, das erst 2006 wieder auftauchen wird.

Alida Bremer studierte Vergleichende Literaturwissenschaft, Romanistik, Slawistik und Germanistik in Belgrad, Rom, Münster und Saarbrücken. Sie arbeitet als Autorin, Übersetzerin, Herausgeberin und Kulturvermittlerin zwischen Südosteuropa und dem deutschsprachigen Raum. Ihre Essays, Kolumnen, Erzählungen und Gedichte erscheinen in Zeitungen, Zeitschriften und Internetportalen und werden in verschiedene Sprachen übersetzt. Sie lebt in Münster und Split.

 

Arson

„Ich muss zu überleben beginnen.“ Nüchtern, ruhig und gefasst beobachtet die Frau, deren Stimme wir in Laura Freudenthalers Buch hören, wie die Dinge außer Kontrolle geraten. Die Dinge in ihrem Umfeld, in ihrem Leben, die Dinge, die eine globale Katastrophe ankündigen: Überall brennen Feuer, herrscht Dürre, macht sich Hitze breit. Die Frau, die hier erzählt, registriert es mit kalter Verzweiflung und wachsender Besessenheit. Sie sucht Zuflucht, wechselt, von Träumen getrieben, ständig ihren Wohnort, tauscht die Zudringlichkeiten der Stadt gegen die Isolation am Land und entfernt sich zunehmend von der Welt, in der man bei Abendeinladungen und Festen über Beziehungen und Psychotherapien spricht. Stattdessen findet sie einen Komplizen ihrer Obsession in einem Mann, der als Experte für Wildfeuer am meteorologischen Institut arbeitet. Er leidet unter Schlaflosigkeit, weiß aber auch, dass viereinhalb Stunden Schlaf genügen, um zu überleben. Und so wacht er über den Feuerkarten, die weltweit jeden Brand verzeichnen. Als ließe sich kontrollieren, was längst außer Kontrolle geraten ist.

Laura Freudenthaler, geboren 1984 in Salzburg, studierte Germanistik, Philosophie und Gender Studies und lebt heute in Wien. Ihr Roman Die Königin schweigt (2017) wird mit dem Förderpreis zum Bremer Literaturpreis und als bester deutschsprachiger Debütroman beim Festival du premier Roman in Chambéry ausgezeichnet. 2020 gewinnt sie den 3sat-Preis bei den Tagen der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt für ihren Text Der heißeste Sommer, 2021 wird sie für ihr Werk mit dem manuskripte-Preis ausgezeichnet.

16.01.: Markus KÖHLE – Das Dorf ist wie das Internet, es vergisst nichts

Dienstag, 16. 01. 2024
19.30 Uhr                    

Markus Köhle
Das Dorf ist wie das Internet, es vergisst nichts

Lesung

Moderation: Arno Rußegger

 

Das Romandebüt des großen Slam-Poeten Markus Köhle zeichnet ein ironisch-schonungsloses Porträt der österreichischen Mentalität – so rasant wie charmant, so offen wie ehrlich.

Wer einen realistischen Eindruck vom Zustand Österreichs gewinnen möchte, braucht das Land bloß mit dem Zug zu durchreisen – die freiwillig und halbfreiwillig geführten Gespräche in den Railjets und Speisewägen der Nation geben einen tiefen Einblick in die hiesige Verfasstheit, die zwischen „Fernsehkaisern und Kurzschlusskanzlern“ kaum unterscheiden zu können scheint.

Eine solche Tour de force unternimmt Markus Köhle mit viel Sprachwitz in seinem Romandebüt, in dem er seinen aufmerksam registrierenden Protagonisten Lukas auf seinen Zugreisen durch die Bundesländer den großen Themen unserer Zeit begegnen lässt: Deutlich zu spüren ist da das „Stadt-Land-Kluft-Schlamassel“, die sture Ignoranz gegenüber der nötigen Veränderung („die Füße schischuhschwer, aber die Nase immer oben“), ein bestenfalls halbes Bewusstsein von Überalterung und Pflegenotstand und, natürlich, eine große Unlust, sich mit all dem ernsthaft auseinanderzusetzen.

 

„Wenn es so etwas wie ein heimisches Pendant zur Great American Novel gibt, eines mit Augenzwinkern und Selbstironie, nämlich den zwiespältigen Österreich-Roman, dann hat Markus Köhle sich dieses Prädikat für sein beißend-vergnügliches Buch redlich verdient.“

(Presse/Spectrum)

 

Markus Köhle, geb. 1975 in Nassereith, Tirol, studierte Germanistik und Romanistik, bezeichnet sich selbst als Sprachinstallateur. Seit 2001 ist er literarisch, literaturkritisch, literaturwissenschaftlich und auch als Literaturveranstalter im In- und Ausland aktiv undaußerdem und Poetry Slammer der ersten Stunde. Seit 2004 lebt und arbeitet er in Wien.

 

In Kooperation mit dem Kulturreferat der ÖH Klagenfurt.