"Alfred Döblin und Robert Musil - Essayismus, Eros und Erkenntnis". Internationale Tagung 07.-09.11.2019
"Alfred Döblin und Robert Musil - Essayismus, Eros und Erkenntnis". Internationale Tagung 07.-09.11.2019
„Alfred Döblin und Robert Musil – Essayismus, Eros und Erkenntnis“
Internationale Tagung am Robert-Musil-Institut / Kärntner Literaturarchiv der Universität Klagenfurt
07. – 09. November 2019
in Kooperation mit der Internationalen Alfred-Döblin-Gesellschaft und der Internationalen Robert-Musil-Gesellschaft
Nicht nur durch ihre Lebensläufe, durch die Tatsache, dass beide zur gleichen Zeit lebten und arbeiteten, dass beide eine wissenschaftliche Ausbildung durchliefen, im Exil lebten etc., sind Alfred Döblin (1878-1957) und Robert Musil (1880-1942) miteinander verbunden. Mehr noch, war der jeweils eine aufmerksamer Leser des jeweils anderen. So finden sich in Musils Tagebucheinträgen immer wieder Bemerkungen zu Döblins Schreiben, durchaus auch kritischer Natur, aber auch veröffentlichte Rezensionen, wie jene hymnische zu Döblins Manas-Epos, oder die Leseempfehlung in der Zeitschrift „Das Tagebuch“, vom 13.12.1930, in dem Musil den Leser_innen die Lektüre von Berlin Alexanderplatz ans Herz legte.
Und auch Döblin nimmt immer wieder auf Musil Bezug, sei es in seinen Briefen, sei es in Zeitungsartikeln – auch er empfahl Musil als Lektüre. Und nicht zuletzt war Döblin als Vertrauensmann der Kleist-Stiftung dafür verantwortlich, dass Musil 1923, gemeinsam mit Wilhelm Lehmann, mit dem Kleist-Preis ausgezeichnet wurde. Über diese biographischen Berührungspunkte hinaus weisen, und darauf soll die Tagung fokussieren, die Werke beider Autoren thematische und inhaltliche Parallelen auf, so beispielsweise die Bedeutung von „Psychopathologie, Wahnsinn, Sexualität und Kriminalität“, wie sie sich nicht zuletzt in den Figuren des Franz Biberkopf und des Moosbrugger manifestieren.
Aber auch formal ist beiden Schriftstellern, trotz deutlicher Unterschiede, einiges gemein, wobei bei beiden das Formale ohne das Inhaltliche und vice versa, nicht zu denken ist. Nicht zuletzt der ‚Essayismus‘ ist eine Parallele zwischen den beiden, vor allem, wenn man unter dem Begriff Essay nicht nur eine „im modernen Sprachgebrauch unpräzise Bez. für [einen] meist nicht zu umfangreichen, stilistisch anspruchsvollen Prosatext, in dem ein beliebiges Thema unsystem. aspekthaft dargestellt ist“, sondern, darüber hinausgehend, „eine skept.-souveräne Denkhaltung, eine Einsicht in die Komplexität der Erfahrungswirklichkeit und, daraus resultierend, ein Misstrauen gegenüber festen Ergebnissen, eine Offenheit des Fragens und Suchens, eine eigene Methode der Erkenntnisvermittlung“ versteht, in dem das „Denken während des Schreibens als Prozeß, als Experiment entfaltet […], […] zur „Möglichkeitserwägung“ […], zur unabgeschlossen fragenden Wahrheitssuche“ wird, die „das gedankliche Fazit dem Leser überläßt“, und dessen „[h]äufige Gestaltungsmittel [….] assoziative Gedankenführung, Abschweifungen, variationsartiges Umkreisen eines Fragekomplexes, Wechsel der Perspektiven, bisweilen einseitige Standpunktauswahl, Durchspielen von Denkmöglichkeiten, Paradoxa, Provokationen, stets absichtsvoller Subjektivismus immer mit dem Ziel, Reaktionen, Denkanstöße beim Leser auszulösen“, sind.
Die Frage nach dem ‚Essayistischen‘ in den Werken Döblins und Musils soll also einer der Hauptfokusse der Tagung sein, und, zum Teil damit verbunden, jene nach der Erkenntnis, in einem absichtsvoll weit gefassten Sinn, als die Frage nach der Thematisierung der (Un-)Möglichkeit von Erkenntnis in den Werken Döblins und Musils, wie nach der kritischen Reflexion von vermeintlich erkannten ‚Wahrheiten‘, ‚Realitäten‘ etc.
Der Verlust der erkenntnistheoretischen Sicherheit führt zu einem dritten Schwerpunkt dieser Tagung, die nur auf den ersten Blick wenig mit der Frage nach Erkenntnis zu tun hat, zur Frage nach der Rolle des Eros, der Sexualität, des Begehrens und damit verbunden, nach den Konstruktionen von Geschlecht: Lässt sich die Unmöglichkeit Wahrheit zu erkennen, lässt sich die Verunsicherung des Subjekts auf Grund des Abhanden-Kommens sicher geglaubter Kategorien anhand der (De-)Konstruktion von Geschlecht, Sexualität und Begehren in den Werken Döblins und Musils nachweisen? Und wenn ja, in welcher Art und Weise geschieht dies?
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