#UNGELAUFEN. 501 historische Ansichtskarten
BA/MA WiSe 2019/2020 Ansichtskarten – Kommunikationsmittel, Sammelobjekt, Zeitdokument. Wissenskommunikation im Ausstellungskontext
BA/MA SoSe 2020 Ausstellung machen! Konzepte entwickeln und umsetzen
Leitung: Ute Holfelder
in Zusammenarbeit mit „Wissen schafft Kunst“ (Barbara Maier) und der Universitätsbibliothek Klagenfurt (Christa Herzog) und mit Unterstützung des D!ARC, Digital Age Research Center der Universität Klagenfurt (Katharina Kinder-Kurlanda, Mansour Shirazi)
Über zwei Semester beschäftigten sich Studierende der Angewandten Kulturwissenschaft und der Visuellen Kultur unter der Leitung von Ute Holfelder mit dem Medium „Ansichtskarte“. Hierzu bearbeiteten sie 501 historische Ansichtskarten aus der Sondersammlung der Universitätsbibliothek Klagenfurt – zuerst theoretisch, dann praktisch. Daraus ist die Ausstellung #UNGELAUFEN – 501 historische Ansichtskarten entstanden, die von 23. Juni bis 23. November in der Universitätsbibliothek zu sehen war. Zudem konzipierte das Studierendenteam eine virtuelle Version der Ausstellung, die hier besucht werden kann: https://ausstellung.aau.at/
Wissen erschließen
Im ersten Semester wurde das Medium Ansichtskarte aus einer kulturanalytischen Perspektive. Wir beschäftigten uns mit populärer Ikonografie, Techniken der Herstellung von Druckerzeugnissen, mit der gesellschaftlichen Situation um 1900 etwa in Bezug auf Mobilität, die Industrialisierung, die Entdeckung und Erfindung von Volkskultur und die Mehrsprachigkeit in der Alpen-Adria-Region. Der gemeinsame Fokus lag darin, herauszuarbeiten, wie über das Medium Ansichtskarte der Blick auf die Welt Anfang des 20. Jahrhunderts geformt wurde und welche Rückschlüsse sich auf den Alltag der damals lebenden Menschen ziehen lassen.
Die Studierenden lernten, dass es nicht reicht, sich mit der Geschichte der Postkarte zu befassen, sondern für die Beschäftigung mit Einzelaspekten in den verschiedensten Bereichen recherchiert und gearbeitet werden muss. Schauten die einen in historische Zeitungsartikel, suchten die anderen Informationen zu Alpenpflanzen. Lasen sich die einen in die Kärntner Landesgeschichte ein, recherchierten die anderen zu Druckverfahren, wieder andere befassten sich mit bildlichen Darstellungsweisen.
Wissen kuratieren
Am Ende des ersten Semesters verdichteten die Studierenden ihre reichhaltigen Erkenntnisse in knappen Ausstellungstexten. Diese waren der Ausgangspunkt der Konzeption der Ausstellung, die im darauffolgenden Semester entwickelt wurde. Gemeinsam mit den Kuratorinnenteam (Ute Holfelder – Institut für Kulturanalyse, Barbara Maier – Wissen schafft Kunst, Christa Herzog – UB Klagenfurt) erarbeiteten die Studierenden in verschiedenen Arbeitsgruppen ein kuratorisches Konzept, beteiligten sich an der Öffentlichkeitsarbeit, entwarfen in Zusammenarbeit mit einer Grafikerin das Layout der Ausstellungsfahnen und entwickelten die Online-Ausstellung.
Ansichtskarten erzählen Geschichte(n)
Die 501 Postkarten der Universitätsbibliothek Klagenfurt, die untersucht wurden, stammen aus der Zeit zwischen 1901 und 1942 und sind überwiegend Darstellungen von Orten in Kärnten und der Steiermark. Bis auf wenige Exemplare sind die Ansichtskarten der Sammlung UNGELAUFEN, das heißt, sie wurden nie verschickt.
Die Motive der Ansichtskarten sind vielfältig: Abbildungen von Land- und Ortschaften, Industriebauten und Bahnhöfen, Kunstwerken und Persönlichkeiten geben einen Einblick in das Leben in der Alpen-Adria Region Anfang des 20. Jahrhunderts. Sie erzählen auch, welche Veränderungen im Laufe der Zeit stattgefunden haben – etwa der Umbau von Gebäuden.
So sieht man auf der Aufnahme des Hotels Moser (heute Moser-Verdino) aus dem Jahr 1904/05, einem der ältesten Hotels in Klagenfurt, ein schlichtes zweistöckiges Gebäude. Zwei Jahre später wurde es in ein prächtiges Jugendstilgebäude umgebaut und um mehrere Geschoße erweitert.
Eines der Sujets, das in der Sammlung der Universitätsbibliothek prominent vertreten ist, ist der Eisenbahnbau. Die Errichtung der Karawankenbahn und der Bau des Karawankentunnels, welcher einigen Bauarbeitern das Leben kostete, ist in einer Serie von Ansichtskarten dokumentiert.
Auch die Faszination für den Alpinismus lässt sich an Ansichtskarten ablesen. Vor allem das städtische Bildungsbürgertum entdeckte um die Jahrhundertwende das Bergsteigen und den Wintersport für sich. Davon zeugen zahlreiche Aufnahmen von Gipfelbesteigungen und Bergpanoramen.
Das Rätsel der Karbatsch-Katel
Ein Ansichtskartenmotiv blieb bis heute ein Rätsel: Die Karbatsch-Katel galt um die Jahrhundertwende als ein „Original“ in der Kärntner Gemeinde Wolfsberg. Dort wurde die Figur mit der Weidenrute (Karbatsche) in der Hand auch aufgenommen. Was es mit der Frau mit dem durchdringenden Blick auf sich hat, wissen wir nicht. Sie hat uns aber so in den Bann gezogen, dass sie zu unserer ständigen Begleiterin wurde und wir sie zum Leitmotiv der Ausstellung gemacht haben.
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