Selfies im Görtschitztal
Am von 2016 bis 2018 durchgeführten Drittmittelprojekt „Selfies im Görtschitztal“ (im Rahmen des EU-Projekts „ECHOES from invisible landscapes“ (EACEA – Creative Europa Programm) waren von Beginn an Masterstudierende der Angewandten Kulturwissenschaft beteiligt.
Das in Mittelkärnten gelegene Görtschitztal war seit dem Bekanntwerden seiner Kontaminierung durch Hexachlorbenzol (HCB) im November 2014, die auf die nicht sachgemäße Entsorgung belasteter Blaukalke einer ortsansässigen Firma zurückzuführen ist, große mediale Aufmerksamkeit zuteilgeworden. Das Tal, seine Landschaft und seine Bewohner*innen waren hierdurch in eine veritable Krise geraten und mussten sich nun mit Zuschreibungen wie „Gifttal“ u.a. auseinandersetzen. Die Idee des Projekts „Selfies im Görtschitztal“ setzte an diesen negativen Zuschreibungen an. Es beabsichtigte mittels partizipativer Verfahren sowie mit Mitteln der Kunst, Möglichkeitsräume und Zukunftsszenarien zu kreieren.
Der Ausgangspunkt des Lehrforschungsprojekts war im Wintersemester 2016/17 das Seminar „Mein Görtschitztal“ – zwischen „Gifttal“-Image, Abwanderung und Reiftanz“. In diesem recherchierten und analysierten Studierende unter der Leitung von Ute Holfelder und Klaus Schönberger zunächst Daten und Fakten zur ehemaligen Bergbauregion. Auf einer Exkursion erkundeten sie dann die Gegend vor Ort, besuchten die ortsansässigen Museen und kamen in Kontakt mit Bewohner*innen des Görtschitztals. In den Fokus rückten Fragen danach, welche Bewältigungsstrategien die lokale Bevölkerung entwickelte angesichts von Kontaminierung und Zukunftsängsten.
Insbesondere die Beweggründe junger Menschen, sich entgegen des auch in der Region massiv stattfindenden Brain-Drains für ein Bleiben zu entschließen, rückte in den Mittelpunkt der Interviews, die die Seminarteilnehmer*innen durchführten.
Statt einer Seminararbeit konzipierten die Seminarteilnehmer*innen Poster, in denen sie die Erkenntnisse der untersuchten Themenbereiche komprimiert zusammenfassten. Diese Poster präsentierten sie im Rahmen eines Workshops des ECHOES-Kollektivs im Februar 2017.
Die studentischen Poster bildeten dann wiederum die Grundlage des Wissenschaftsparts der Ausstellung „Going Görtschitz. Eine ethnografisch-künstlerische Erkundung des Kärntner Görtschitztals“. Diese wurde von Ute Holfelder (Institut für Kulturanalyse) und Barbara Maier (Wissen schafft Kunst) unter Beteiligung von Studierenden des Studiengangs Angewandte Kulturwissenschaft (Nadine Thaler, Roland W. Peball, Arnold Pöschl) entwickelt und im Rahmen der Langen Nacht der Forschung am 13. April an der Alpen-Adria-Universität eröffnet.
In der multimedialen Installation wurden ethnografische und künstlerische Zugänge mittels Texten, Bildern, Objekten und Sound präsentiert. Einbezogen waren sowohl Arbeiten lokaler Künstler (Werner Hofmeister, David Mase, Niki Meixner, Arnold Pöschl,) als auch von Mitgliedern des ECHOES-Kollektivs (Zahra Mani, Mia Zabelka). Die Besucher*innen waren eingeladen, scheinbar unsichtbare Seiten des Görtschitztals zu entdecken und sich selbst ein Bild vom sogenannten „Tal der Könige“ (auch eine der Zuschreibungen) zu machen.
„Ein Spaziergang durch die Ausstellung mit Soundinstallation von Zahra Mani“
Going Görtschitz – Poster der Ausstellung
Die Ausstellung erhielt sehr positive Rückmeldungen, so dass die Landesregierung beschlossen hat, sie als Wanderausstellung zu adaptieren. Die erste Station wird im Frühjahr 2019 die Gemeinde Brückl (Gemeindeamt) sein.
Im Rahmen des Projekts sind auch mehrere studentische Abschlussarbeiten entstanden: Katharina Fruhmann schloss ihre Bachelorarbeit mit dem Titel „Perspektiven und Hoffnungen von jungen Menschen im Görtschitztal im Juli 2017 ab. Jana Pilz arbeitete in ihrer Masterarbeit über „Die Museen des Kärntner Görtschitztals und ihre Rolle für die lokale Bevölkerung“ (Abschluss Mai 2018) und Roland W. Peball wird seine Masterarbeit „Doing HCB – Die diskursive Handhabung und Herstellung der HCB-Causa im Görtschitztal in den Jahren 2014 bis 2016“ im Studienjahr 2019/20 fertigstellen.
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