„In Klagenfurt ist alles anders.“ Airport Klagenfurt – Ethnografische Erkundungen eines Transitraums
Im Sommersemester 2018 erkundeten Studierende unter der Leitung von Ute Holfelder den Klagenfurter Flughafen. Die Aussage einer Interviewpartnerin „In Klagenfurt ist alles anders“ wurde zu einem Leitgedanken, den wir in dem einsemestrigen Lehrforschungsprojekt diskutierten und hinterfragten.
In einem ersten Schritt fragten wir danach, was den Ort „Flughafen“ aus einer kulturanalytischen Perspektive, die vom Raum her denkt, ausmacht. Erste Annäherungen an unser Forschungsfeld fanden demzufolge auf (raum-)theoretischer Ebene statt.
Im zweiten Schritt ging es dann konkret um den Klagenfurter Flughafen. Nach einem gemeinsamen Besuch des Airports im Rahmen einer Flughafenführung konzipierten die Seminarteilnehmer*innen kleinere Forschungsprojekte, die sich auf unterschiedliche Raum-Aspekte beziehen. In der Zusammenschau sollen sie veranschaulichen, wie sich der Airport Klagenfurt als Raum konstituiert, welche Wechselbeziehungen zwischen gebautem, erfahrenem und gelebten Raum stattfinden und was die Spezifik des Klagenfurter Flughafens ausmacht.
Hierfür recherchierten wir insbesondere auch über die aktuelle Situation des Klagenfurter Flughafens und dessen Teilprivatisierung. Wir besuchten den Flughafen, fotografierten und führten Interviews. Ein Forschungsvorhaben scheiterte an administrativen Hürden, so dass der Aspekt der Sicherheitskontrollen auf eine andere Weise bearbeitet werden musste als ursprünglich geplant. Diese Tücken des Feldes waren für einige Seminarteilnehmer*innen ernüchternd. Sie machten aber auch die Dynamik des Projekts aus – und zeigten uns, dass sich Forschung nicht immer komplett durchplanen lässt.
Wir haben viel über die angebliche „Andersheit“ des Airport Klagenfurt nachgedacht und diskutiert. Wir haben uns gefragt, weshalb wir irritiert sind, wenn wir am Airport Klagenfurt den Eindruck gewinnen, dass die Zeit stehen geblieben sei. Ist es unsere Vorstellung von internationalen Flughäfen als modernen, repräsentativen Orten, an den denen es anonym und hektisch zuzugehen habe, an denen wir einen Flughafen in der Provinz messen? Und wodurch entsteht dieser Eindruck überhaupt? Zugleich konnten wir feststellen, dass im „Miniaturflughafen Klagenfurt“ alle Arbeiten genauso ablaufen wie andernorts und alle Räumlichkeiten, die in Großflughäfen vorhanden sind, auch in Klagenfurt existieren. Insofern stellte sich letztlich die Frage, ob in Klagenfurt wirklich „alles“ anders ist?
Die Ergebnisse der studentischen Kleinprojekte sollten in dieser Lehrveranstaltung nicht im klassischen Format der Seminararbeit dargestellt werden, sondern in Kurztexten für ein Magazin über den Flughafen. Dies war keine geringe Herausforderung, denn es galt sehr kurze, allgemeinverständliche Texte zu formulieren. Auch das Design des Magazins wurde in der Lehrveranstaltung entwickelt. Entstanden ist eine Textzusammenstellung in Printform und digital, die sich an ein breites Publikum richtet und Einblick gibt in ein kulturwissenschaftliches Forschungsfeld, das bei weitem noch nicht erschöpft ist.
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