Heimat – Beiträge zu einem Ort, an dem noch nie jemand gewesen ist (2021-2024)
Im Corona-Sommersemester 2021 wurde im Rahmen des Interdisziplinären Klagenfurter Kollegs mit Unterstützung der Privatstiftung der Kärntner Sparkasse und Landschaft des Wissens – Kärntner Wissenschaftsvereins das interdisziplinäre Seminar „HEIMAT –global/lokal (glokal)“ durchgeführt, an der Lehrende unterschiedlicher Fakultäten der AAU mitwirkten. Die Lehrveranstaltung richtete sich an Masterstudierende und Doktorand:innen aller Studienrichtungen.
Das Seminar war interdisziplinär angelegt. Es setzte sich zusammen aus Studierenden unterschiedlicher Studien. Zentral war die interdisziplinäre Kommunikation, der Austausch und die gegenseitige Befragung zwischen den Teilnehmer:innen der verschiedenen Studien. Die Lehrmethodik entsprach in weiten Teilen einem Mentoringansatz, durch den die Studierenden durch ihren jeweilige/n Betreuer/in an das Verfassen einer Publikation und einer öffentlichen Präsentation ihrer Ergebnisse herangeführt wurden.
Unter maßgeblicher Beteiligung des Studiengangs Angewandte Kulturwissenschaft und Transkulturelle Studien wurde die Publikation erarbeitet und inzwischen auch veröffentlicht. Autor:innen aus unseren Master- und Doktorats-Studiengängen sind Sophia Fritzer, Katharina Kavallar, Roland Peball, Johanna Steindl, Lukas Milo Strauss sowie als Lehrender, Klaus Schönberger. Ein wesentlicher Aspekt in den Lehrforschungsprojekten unserer Studiengänge sind die Erarbeitung von Publikationen für diverse Öffentlichkeiten. Dieser Band interveniert in eine bereits sehr alte Debatte um den Begriff „Heimat“ und plädiert für eine Verschiebung in der Begriffsbezeichnung.
Klaus Schönberger, Horst Peter Groß (Hg.) unter redaktioneller Mitwirkung von Kirsten v. Elverfeldt, Katharina Kinder-Kurlanda und Hans Karl Peterlini (2024), Heimat – Beiträge zu einem Ort, an dem noch nie jemand gewesen ist. Klagenfurter Interdisziplinäres Kolleg, Band 12. München/Wien: Profil Verlag. 176 Seiten / ISBN 978-3-89019-772-2
Dieser Band beleuchtet die vielschichtigen Facetten des Heimat-Begriffs, der gleichermaßen fasziniert und irritiert. Ausgehend von einem interdisziplinären Seminar an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt/Celovec werden verschiedene Perspektiven auf Heimat beleuchtet. Studierende aus Geografie, Erziehungswissenschaft, Angewandter Kulturwissenschaft sowie Humanwissenschaft des Digitalen unterziehen die landläufige Vorstellung einem Reality-Check.
Die Autor:innen erkunden die räumlich-territorialen, medialen, zeitlichen und symbolischen Dimensionen von Heimat und stoßen dabei auf Herausforderungen durch die diskursiven Auseinandersetzungen um die Bedeutung des oft unscharfen Begriffs. Die Beiträge analysieren nostalgische, sentimentalisierende und ideologisch-problematische Aspekte eines widersprüchlichen Konzepts, das mittels sozialen Einschlusses zugleich soziale Ausschlüsse begründen kann.
Die Autor:innen erkennen die Funktion von Heimat (im Singular) als Kampfbegriff in historischen wie zeitgenössischen rassistischen Diskursen.
Demgegenüber diskutieren sie alternative Zugänge, die in einer Bezeichnungs-Verschiebung münden. Aus Heimat im Singular werden Heimat-ten im Plural und die ausschließende Vorstellung von Heimat haben wird durch Praktiken der Be-Heimatung ersetzt. Die Texte verdeutlichen, dass Heimat nicht einfach als territorialer Ort existiert oder vorausgesetzt werden kann, sondern in vielfältigen Formen als Prozess der Be-Heimat-ung angeeignet werden muss. Daher lautet der Vorschlag, nicht einen vielfach belasteten Begriff einfach zu übernehmen, sondern Heimat-en im Plural als einen Prozess und Zustand zu verstehen, den wir nur gemeinsam bewältigen und erreichen können. Insofern ist Heimat kein Ort, sondern ein Zustand, in dem noch niemand gewesen ist.
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