Forschung
Ausstattung und Selbstverständnis des Instituts haben seit seiner Einrichtung auch die Forschungsarbeit und ihre Schwerpunkte mitbestimmt. Von Anfang an wurde Forschung in ihrer sozialen und gesellschaftlichen Verantwortung wahrgenommen sowie die Anbindung an internationale Standards und die Entwicklung innovativer Forschungsfelder und –methoden angepeilt. Durch die personelle Konzentration im Bereich der Neueren Deutschen Literatur ergaben sich zwangsläufig entsprechende Schwerpunktsetzungen, die jedoch keineswegs Ressourcen anderer Fachbereiche beeinträchtigten.
Seit den frühen 1980er Jahren gelang dabei dem Institut und seinen MitarbeiterInnen eine dezidierte und anerkannte Profilschärfung auf dem Gebiet der Sozial- und Kulturgeschichte der Österreichischen Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts mit kulturwissenschaftlichen und interdisziplinären Akzenten, welche ihren Niederschlag in zahlreichen internationalen Tagungen, Monographien und Tagungsbänden gefunden hat (z.B. Literarisches Leben 1848-98, Erster Weltkrieg und Literatur, Expressionismus, Literatur der 30er Jahre, Literatur und Austrofaschismus, Literatur der 50er Jahre etc.).
Parallel und ergänzend dazu setzte das Institut auch im Bereich der Editionsphilologie, einem Kernbereich literaturwissenschaftlicher Forschung, nachhaltige Akzente, die insbesondere in der Musil-Forschung, aber auch in anderen Bereichen (spätmittelalterliche Reiseberichte bis hin zu expressionistischen Zeitschriften) internationales Renommee eingetragen haben.
Weitere wichtige Anliegen der Klagenfurter germanistischer Forschung sind die Beteiligung an internationalen Forschungsnetzwerken, die Einzel-Projektforschung, um spezifische Forschungsfelder zu vertiefen bzw. überhaupt erst zu entwickeln und damit verbunden die nachhaltige Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses.
Aktuelle Forschungsschwerpunkte:
- Ältere Deutsche Literatur
- Neuere Deutsche Literatur
- Sprachwissenschaft
- Angewandte Germanistik
- Fachdidaktik
- Deutsch als Fremdsprache / Deutsch als Zweitsprache
Laufende Projekte
Empirische Forschung zur wissenschaftlichen Validierung, Evaluierung und Qualitätskontrolle von ÖSD-Prüfungen
Empirische Forschung und wissenschaftliche Validierung von Prüfungen für das ÖSD unter Bezugnahme auf Forschungsfelder einschlägiger Nachbardisziplinen, v.a. der angewandten Sprachwissenschaft Germanistik, der Zweitspracherwerbsforschung, der kontrastiven Linguistik, der Psychometrie u. Ä.Durchführung, Auswertung und Interpretation von Erprobungsdaten und Postdata-Analysen der weltweit durchgeführten ÖSD-Prüfungen und Nutzung der empirisch erhobenen Daten zu weiteren ForschungszweckenQualitätskontrolle in Hinblick auf Reliabilitäts- und Objektivitätskriterien, z.B. Einhaltung der Auswertungs- und Durchführungsbestimmungen u.Ä.Verfassen von regelmäßigen Analyseberichten, Gutachten, Optimierungsvorschlägen, MaßnahmenkatalogenNutzung der empirisch erhobenen Daten zu weiteren Forschungszwecken
Transdisciplinarity in Austrian literature, art and culture of the Interwar Period / Transdisziplinäre Konstellationen in der Österreichischen Literatur, Kunst und Kultur der Zwischenkriegszeit
Projektleitung
Projektmitarbeiter:innen
Laufzeit
15.12.2014 - 26.04.2019
Förderung
Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF)
Webseite
Aufbauend auf Recherchen aus dem FWF-Projekt "Moderne und Antimoderne in der Österreichischen Literatur der 1920er Jahre" (P 20402, 2008-2012) wird im gegenständlichen Projekt zum einen das literarisch-publizistische Feld der österr. Zwischenkriegszeit auf Quellen und Leitdiskurse hin fertig erschlossen, was aufgrund der immensen Materiallage bislang nicht möglich war. Zum anderen werden, daraus abgeleitet, neue Fragestellungen und interdisziplinäre Konstellationen zwischen verschiedenen künstlerisch-kulturellen Phänomenen und deren Wirkung auf gesellschaftliche, (alltags)kulturelle Sphären thematisiert und dokumentiert.Dies betrifft vor allem Bereiche, in denen transdisziplinäre Konstellationen von Bedeutung waren wie z.B. in den Schnittflächen von Text- und Medienkultur (z.B. Ausstellungskultur), verbale und tonale Avantgarde-Konzepte (z.B. Wiener Kinetismus), kultur-politische Debatten (Amerika-Russland-Diskurse) und zwar nicht nur im Hinblick auf deren politische Dimension, sondern v.a. auch hinsichtlich der Alltagskultur, habituellen Modelle und ihrer künstlerischen Angebote. Zu erwarten sind dabei wichtige Text- und Mediendokumente, die aufgrund der faschistischen Erfahrung und der Nachkriegsverdrängung weitgehend in Vergessenheit geraten sind. Die erwarteten und z.T. bereits gesicherten zirka 60.000 Einträge werden in eine kommentierte Quellendokumentation einfließen sowie in eine online-Plattform (http://litkult1920er.aau.at).Begleitet wird dieses Projekt von mehreren internationalen Tagungen und von themenzentrierten Workshops; für 2015 z.B. zum Schwerpunktthema "Russlandbilder-Russlanddiskurse" in der österreichischen Kultur, Kunst und Literatur 1918-1934, 2016 von einem Workshop zur Alltagkultur und einer Internat. Tagung "Exploration urbaner Räume".
Kooperationspartner:innen
Negotiating Literary Meaning. Communication in Face-to-Face and Online Reading Communities
Projektleitung
Projektmitarbeiter:innen
Laufzeit
01.12.2014 - 06.03.2019
Förderung
Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF)
Webseite
Reading communities meeting face-to-face (reading groups) or online (reading forums) agree to read a book (mostly fiction) within a given period of time and then come together to discuss it. During these avid talks and debates processes of understanding, interpreting and evaluating of literature come to life. The project at hand will take a close look at ways of negotiating literary meaning by examining reading groups and reading forums in action. At a microscopic level we will be dealing with the different aspects of literary and popular fiction readers actually discuss, what challenges they meet, what gratifications they seek, and what means and strategies of communication they use; at the macroscopic level we will be taking a close look at the influence of literary tradition as represented by ‘the canon’ (reading-lists as well as readings), and contemporary literary discourse in the media (book reviews, interviews).The collection and evaluation of qualitative data will be carried out in two steps: based on the findings on reading groups (face-to-face) we will look into online reading forums. A comparison of the two different forms of communication on books will focus on the participants and their motivations, and on the structure, content and context of the discussions themselves. Reading groups will be selected according to their location (Austria), their working language (German), their focus of reading (fiction), the members’ professional background (no literary professionals of any kind). Online forums will be selected according to their reading matter (same book or similar in genre to a book read by one of the face-to-face groups). The online forums’ working language will have to be German, too. The data will be compiled through participatory observation of appr. 36 book discussions (face-to-face and online) and standardized questioning of the reading group members and forum participants.In Austria and Germany, a study on reading groups has not been done before although reading communities are becoming increasingly popular. The project will provide considerable contributions to literary and book studies as well as to reading research because it aims to bring together the literary and the social aspects of reading. It will describe the nature, genesis and dynamics of the reading communities in question, and it will generate a classification of the different ways reading communities evaluate literature. The results will also give answers to core questions frequently asked in literary scenes, among literary critics, educational experts and in the publishing industry: What is needed to stimulate or create a vibrant literary environment and atmosphere and what is needed to keep or make reading fiction (more) valuable to readers?
Kooperationspartner:innen
Eine vollständige Liste aller Forschungsprojekte des Instituts für Germanistik finden Sie in der Forschungsdokumentation (FoDok).
Abgeschlossene Projekte
Documenta mnemonica (DMZG) II. Zentrale Gedächtnislehren des Spätmittelalters
Projektleitung
Projektmitarbeiter:innen
Christoph Walter
Laufzeit
01.09.2012 - 19.06.2015
Förderung
Forschungsförderung des Forschungsrates aus den Mitteln der Privatstiftung Kärntner Sparkasse, Privatstiftung Kärntner Sparkasse, Dr.-Manfred-Gehring-Stiftung
Seit den 80er Jahren des 20. Jhdts. ist das mit dem Begriff der Erinnerung verknüpfte Konzept der 'Memoria' zu einem der wichtigsten kulturwissenschaftlichen Paradigmen avanciert. Waren zuvor die im engeren Sinne soziologischen Aspekte tragend, so wurden vor allem im Zuge der Initialforschungen von Jan und Aleida Assmann Gedächtnis und Erinnerung als fundamentale kulturkonstituierende Phänomene erkannt. Nach der thematischen Grundlagenarbeit von Friedrich Ohly hat auch die Mediävistik entscheidenden Anteil an dem sich entfaltenden Diskurs über das kulturelle Gedächtnis genommen. Doch merkwürdigerweise stand entsprechenden, historisch wie theoretisch ambitionierten Forschung, etwa denen von Francis A. Yates, Mary Carruthers und Janet Coleman, lange Zeit eine missliche Erschließungsanlage hinsichtlich der historischen Quellen gegenüber. Hier setzt das geplante Projekt an. Die mnemotechnischen Traktate des Spätmittelalters, die "Artes memorativae", stellen eine der wenigen Quellengruppen dar, die explizit über das zeitgenössische Verständnis von Anlage, Funktionsweise und Leistungsmöglichkeiten des menschlichen Gedächtnisses Auskunft geben. Die systematische Erschließung dieser Texte ist daher eine unverzichtbare Basis theoriegeleiteter Forschung. Diesem Desiderat folgend, hat die Antragstellerin mit ihrer Habilitationsschrift (2000) bereits eine umfangreiche Datensammlung zu den Inhalten (Regesten von ca. 100 Texten), den Autoren und den Überlieferungsträgern (ca. 400 Handschriften) sowie zur westeuropäischen Text- und Rezeptionsgeschichte dieser Traktate vorgelegt. Vor dem Hintergrund der in den letzten zehn Jahren grundlegend verbesserten heuristischen Möglichkeiten durch digitale Findemittel, Text- bzw. Handschriftenarchive sowie der bislang kaum berücksichtigten osteuropäischen Quellenbestände bedarf dieses Materialkorpus zunächst einer kritischen Revision. Auf der entsprechend erweiterten Materialbasis sollen dann die wirkmächtigsten Texte aus den Handschriften ediert, übersetzt und kommentiert werden. Eine überlieferungsgeschichtliche Abhandlung zum kodikologischen Gesamtbefund soll die praktischen Orte zu umreißen helfen, die die "Ars memorativa" im Spätmittelalter besetzte.
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