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„Wenn wir Herr unserer Zukunft sein wollen, müssen wir auf grundlegende Weise nach dem Heute fragen.“ Technikforschung im Anschluss an das kritische Denken von Foucault, Kant und Nietzsche.

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Veranstaltungskategorie Vortrag

Um nach dem Heute zu fragen ist eine Beschäftigung mit Technik und ihrer immanenten Aktualisierung ein guter Ausgangspunkt. In meiner Dissertation untersuche ich die Nutzung der Software Ableton Live, die niedrigschwellig die technische Möglichkeit eröffnet, in die professionelle Musikproduktion einzusteigen. Durch Programme wie Ableton Live werden jedoch immer auch über das Technische hinaus Möglichkeitsräume für neue Formen des Selbst, wie hier Producer:in oder DJ, mitinstalliert. Somit interessiert mich in der Technikforschung nicht »Technik«, sondern die jeweiligen Formen der Subjektivierung, die im alltäglichen Technikgebrauch aktualisiert werden und gleichzeitig „nicht unabhängig von der Materialität der Geschichte, den Verflechtungen mit der Technik und der Geschichte der technischen Medien, den Institutionen und den Prozeduren der Macht verstanden werden“ (Deuber-Mankowsky/Holzhey 2013: 10) können. Anknüpfend an Michel Foucault verstehe ich meine Arbeit als Geschichte der Gegenwart, in der nicht nach dem Subjekt, sondern nach den Modi der Subjektivierung gefragt wird. Hierin kreuzen sich Nietzsches Frage nach der Aktualität (Foucault 2002: 541, Nietzsche 1999 passim) mit der kritischen Philosophie Kants (1919 passim) und der daran anschließenden Frage: „Was ist Aufklärung?“ (Foucault 2005 passim, Kant 1999: 20ff.). „Foucault geht wie Kant von der Prämisse aus, daß das Denken für unsere Erfahrungen konstitutiv ist – und nicht umgekehrt. Er ist, obgleich er im Element der Geschichte arbeitet, kein Empirist, sondern macht ein Primat des Denkens geltend.“ (Hemminger 2004: 201) Diesem Ansatz folgend untersuche ich die Wechselwirkungen von Denken und Erfahrung ausgehend vom Denken, das in seinen diskursiven wie nicht-diskursiven Praktiken Handlung ausdrücklich miteinschließt und das Denken somit auch als Form der Handlung ausweist. Zum einen wird somit die reziproke Veränderlichkeit von Denken, Erfahrung und Handlung hervorgehoben und letztendlich dadurch auch die Möglichkeit von Freiheit vorausgesetzt.
Und hier liegt das kritische Potenzial von Technikforschung, da durch die Auffächerung des ›Geworden-seins‹ immer auch ein ›Anders-sein-können‹ freigelegt wird. Dergestalt ist eine Geschichte der Gegenwart immer auch eine Form der Kritik, die die Möglichkeit eröffnet „nicht mehr das zu sein, zu tun oder zu denken, was wir sind, tun oder denken.“ (Foucault 2005:703) Denn „[w]enn wir Herr unserer Zukunft sein wollen, müssen wir auf grundlegende Weise nach dem Heute fragen“. (ebd. 2002: 541)

Vortragende(r)

Fabian Ziemer: Magisterstudium mit den Hauptfächern Volkskunde/Kulturanthropologie und Philosophie an der Universität Hamburg. Arbeitsschwerpunkte: Technikforschung, Ästhetik, Kulturtheorien, Technikphilosophie, philosophische Anthropologie, Nietzsche-Forschung.
Aktuelle Tätigkeit: Mitarbeiter der Bundesagentur für Arbeit u.a. im Projekt CAMP (Corona-Arbeitsmarkt-Programm) als Joint Venture der Sozialbehörde Hamburg und der Bundesagentur für Arbeit.

Kontakt

Dr. Klaus Schönberger (klaus [dot] schoenberger [at] aau [dot] at)