„Was wir nicht über Vögel wissen“. Literarischer Dialog
In „Was wir nicht über Vögel wissen“, dem gemeinsamen Projekt von Andreas Unterweger und Volha Hapeyeva, stehen Sprache und Natur im Zentrum.
Der Vorschlag stammt von der belarusischen Autorin, in deren Werken – etwa im aktuellen Roman Samota (Droschl, 2024) – häufig Tiere vorkommen und die auch promovierte Linguistin ist. Lebewesen, Pflanzen und die uns umgebende Welt im Allgemeinen sind für uns großteils nur durch die Sprache wahrnehmbar. Manchmal kennen wir das Wort, sind aber noch nie dem Vogel, Insekt oder Baum, die es bezeichnet, begegnet. Wir kennen den Namen einer Blume, wissen aber nicht, wie sie aussieht. „Heutzutage kann doch keiner mehr eine Drossel von einer Ulme unterscheiden“, bemerkte der deutsche Lyriker Thomas Kling dazu einst trocken.
Das Anliegen des literarischen Dialogs „Was wir nicht über Vögel wissen“ ist es, die Sprache als Realität zu betrachten, die diese Welt für uns schafft, einschließlich der Natur. Wie geht die Sprache mit Lebewesen um? Warum beschreibt sie Vögel oder Fische in Wörterbüchern und Naturführern so, wie sie es tut, und eben nicht anders? Und was geschieht, wenn mit den Namen auch die Tiere verschwinden – und umgekehrt? In welcher Welt leben wir dann?
Volha Hapeyeva liest außerdem aus „Samota. Die Einsamkeit wohnte im Zimmer gegenüber“. Im Zentrum des Romans steht die Empathie und die Frage, warum sie so vielen Menschen fehlt oder abhandengekommen ist. Ein geheimnisvolles, verspieltes Buch mit Noir-Elementen und magischem Realismus, das für nicht weniger einsteht als eine bessere Welt und ein glückliches, friedvolles Miteinander.
Volha Hapeyeva, geboren 1982 in Minsk, ist eine belarusische Autorin (Prosa, Lyrik, Drama, Kinderbuch), Übersetzerin und promovierte Linguistin.
Andreas Unterweger, geboren 1978 in Graz, ist Schriftsteller, Übersetzer und Herausgeber der Literaturzeitschrift 'manuskripte'.
Kontakt
Edith Bernhofer (musil-institut [at] aau [dot] at)