NEUE LITERATUR: Zdenka Becker und Manuela Tomić
Zehnfingermärchen
Großvater Ivo versteckt jugoslawische Dinar im Radio. Mutter hat nur Augen für den Sänger Zdravko Čolić. Vater rollt im LKW durch die Nacht. Großonkel Tomo verbrennt seinen Pass. Wenn der Zahnteufel Großmutter quält, zündet sie sich eine Zigarette an. Auf dem Eiffelturm steckt eine Erdbeere und Supermarios Kopf landet in der schäumenden Kakaotasse.
99 lyrische Prosaminiaturen eröffnen ein Familienpanorama zwischen Sarajevo, Völkermarkt und Wien. Es sind Märchen für Erwachsene, die in die Welt des Kitsches, des Kommunismus und eines Kärntner Schützenvereins führen. Die Autorin findet eine spielerische Sprache für die fürchterlichen Absurditäten des Fremdseins.
An einem anderen Ort
Mit dem Fremdsein in einem Land und in einer Sprache befassen sich auch Zdenka Beckers Essays. Zdenka Becker „spricht fünf Sprachen, in denen sie auch denkt und träumt. In ihrem Dasein fühlt sie sich als Slowakin, Österreicherin, Europäerin und Weltbürgerin“. So heißt es über die Autorin in der Zeitschrift morgen, in der sie seit einigen Jahren die Europakolumne schreibt. Darin reflektiert Zdenka Becker über das Reisen, vor allem aber über Begegnungen mit interessanten, oftmals andersdenkenden Menschen. Jede Begegnung und jede Reise bringt neue Erfahrungen sowie die Erkenntnis mit sich, dass man auch in der Fremde ein Zuhause finden kann.
Im Rahmen der Veranstaltung werden auch die im Essayband veröffentlichten Fotos von Nikolaus Korab gezeigt.
Manuela Tomić, geboren 1988 in Sarajevo, aufgewachsen in Völkermarkt. Arbeitet als Journalistin (Die Furche) und schreibt als Autorin Prosa, Lyrik und Hörspiele.
Zdenka Becker, geboren 1951 in Eger (Tschechien). Wirtschaftsuniversität in Bratislava, Dolmetsch-Institut in Wien. Übersetzerin und Autorin von Romanen, Theaterstücken, Kolumnen.
Andreas Jungwirth, geboren 1967, Hörspiel-, Theater-, Romanautor.
Kontakt
Edith Bernhofer (edith [dot] himmel [at] gmail [dot] com)