
Literatur der Nachbarn: Ivan Cankar

Ivan Cankars „Das Haus der Barmherzigkeit“ gilt als ein Höhepunkt der slowenischen literarischen Moderne. In dem 1904 erschienenen Roman erzählt Ivan Cankar in leisen, poetischen Tönen vom Leben unheilbar kranker Mädchen in einem Wiener Spital – und in aller Deutlichkeit von ihren Träumen und vom Elend, dem die Kinder draußen in der beinharten Realität der Donaumetropole ausgesetzt waren: von Armut, Misshandlung, sexuellem Missbrauch. Die zeitgenössischen Rezensenten verrissen das Buch und warfen dem Autor Dekadenz und Pornographie vor, die man dem „gesunden“ slowenischen Volk nicht zumuten könne.
Für die gehässigen Kritiken revanchierte sich Cankar noch im selben Jahr mit Frau Judit. Die Satire auf die Doppelmoral und den fehlenden Kunstverstand der selbsternannten Hüter des Volkes ist eingebettet in die Erzählung von einer selbstbewussten Frau, die offen lebt, was andere im Verborgenen tun …
Präsentation und Lesung: Erwin Köstler
Moderation und Gespräch: Ana Marwan
Veranstalter
Robert Musil-Institut für Literaturforschung - Kärntner Literaturarchiv
in Zusammenarbeit mit
Heyn Verlag Klagenfurt
Kontakt
Edith Bernhofer (musil-institut [at] aau [dot] at)