Geteiltes Vergnügen. Baden und Picknicken im Freien in der Malerei des französischen Rokokos
Veranstaltungsort
Z.1.09
AAU
Veranstalter
IFK – Abteilung Visuelle Kultur
Beschreibung
Die künstlerische ›Eroberung‹ des öffentlichen Raumes durch eine im Freien praktizierte Malerei und die Erschließung des Motivrepertoires einer modernen Freizeitkultur wird üblicherweise in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts datiert und mit der Stilrichtung des Impressionismus in Verbindung gebracht. Der Kunsthistoriker T. J. Clark bestimmt etwa Édouard Manet als den Urheber einer ›Malerei des modernen Lebens‹ (The painting of modern life, 1985), die erstmals zentrale öffentliche Begegnungszonen wie die Pariser Promenaden, Tanzlokale und vorstädtischen Ausflugsziele in einem entsprechenden Darstellungsstil umsetzen würde. Der Beginn einer solchen Entwicklung kann jedoch bereits viel früher in der französischen Malerei der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts angesetzt werden. Anhand von Gemälden der wenig beachteten Künstler Jean-Baptiste Pater und Nicolas Lancret beleuchtet der Vortrag zwei in dieser Zeit am Übergang vom höfischen Zeremoniell zur Freizeitaktivität befindliche Praktiken: das Picknicken und Baden in der freien Natur. Durch den Schauplatz im Freien und die Betonung des geselligen Aspektes – etwa im gegenseitigen Bedienen oder beim kokettierenden Austauschen von Blicken – ist das zwischenmenschliche Moment zentraler Teil dieser multisensuellen Erfahrungen, die zumal auch Überschreitungen von sozialen oder geschlechterspezifischen Rollen zulassen. In ihrer malerischen Umsetzung ermöglichen diese nun primär als geteiltes Vergnügen um ihrer selbst willen genossenen Tätigkeiten zugleich ein ebenso ›befreites‹ Verständnis von Kunst.
Vortragende(r)
Dr. phil. Elisabeth Fritz (Friedrich-Schiller-Universität Jena)
Kontakt
Isabella Matticchio (isabella [dot] matticchio [at] aau [dot] at)