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Fürsorge als künstlerische Praxis: Repräsentation und Beziehung in kunstpädagogischen Kontexten

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Veranstaltungskategorie Vortrag

„Fürsorge als künstlerische Praxis: Repräsentation und Beziehung in kunstpädagogischen Kontexten“
Eine zentrale Frage in kunstpädagogischen und kunstvermittelnden Kontexten ist, wie kulturelle und künstlerische Praktiken Differenz verhandeln können, ohne in essentialisierende oder vereinfachende Darstellungen zu verfallen. Als Ansatz, dieser Herausforderung zu begegnen, führt der Vortrag in eine „Ästhetik der Fürsorge“ ein, welche die Bedeutung von Repräsentation und Beziehung in der Kunstvermittlung aus einer postkolonialen und feministischen Perspektive beleuchtet. Aufbauend auf den Theorien von Gayatri Chakravorty Spivak und Édouard Glissant sowie der feministischen Care-Ethik wird Fürsorge als notwendige ethische Praxis und Form der ästhetischen Reflexion dargestellt, die Beziehungen und Interdependenz betont. Dabei lässt sich mit den Konzepten der „Opazität“ (Glissant) und „radikalen Alterität“ (Spivak) dazu auffordern, die Grenzen des Verstehens anzuerkennen und Differenz nicht durch Repräsentation zu vereinnahmen. Stattdessen wird eine verantwortungsvolle Beziehung zum „Anderen“ angestrebt. Hierbei geht es nicht nur um die Anerkennung von Differenz, sondern auch um die Verantwortung, Machtverhältnisse zu reflektieren und die Bedingungen zu schaffen, unter denen Fürsorge überhaupt möglich wird.
Der in diesen Zeiten umso wichtigere gesellschaftliche Zusammenhalt erfordert achtsames Zuhören, Hinsehen, Spüren und das Zulassen verdeckter Erzählungen und Emotionen, um die Perspektiven und Verletzlichkeiten anderer zu berücksichtigen. Eine Praxis, die Fürsorge in den Fokus nimmt, muss auch kritisch reflektieren, wem Sorgearbeit zukommt, welche Ressourcen dafür zur Verfügung stehen und wie deren oft unsichtbarer Mehrwert gewürdigt werden kann. Das Konzept einer Ästhetik der Fürsorge soll dazu dienen, mögliche Ansätze und Herausforderungen einer kulturvermittelnden Praxis auszuloten, die das Potenzial hat, neue Formen des Miteinanders zu schaffen.

Vortragende(r)

Leila Haghighat promoviert zum double bind in sozial engagierter Kunst an der Akademie der Künste in Wien und war zuletzt Verwalterin der Professur für Kunstvermittlung an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig (2023/2024) sowie Stipendiatin des Nietzsche-Fellowships der Klassikstiftung Weimar (2023). Sie ist Mitglied des bildungslab* und war Koordinatorin u. a. für Kulturelle Bildung am Haus der Kulturen der Welt in Berlin (2012-2017). Ihre derzeitigen Arbeitsschwerpunkte sind sozial engagierte Kunst, (Stadt)Räume, Care, Institutionsanalyse und Repräsentation

Kontakt

Dr. Marika Pierdicca (marika [dot] pierdicca [at] aau [dot] at)