Alles außer der Bürde „Kulturelle Aneignung“: Versuch einer kritischen Klärung
Dreadlocks bei Weißen, schwarzgemalte Gesichter bei den Heiligen drei Königen, indigene Muster in unserer Kleidung: Die Debatte um „kulturelle Aneignung“ entzündet sich häufig an vermeintlichen Kleinigkeiten alltäglicher Praxis. Handelt es sich bei „kultureller Aneignung“ um rassistischen Diebstahl von Errungenschaften oder ist Kultur nicht sowieso und grundsätzlich ein Satz gemischter Zeichen und Praktiken? Ist der Iro beim Punk genauso illegitim wie der 2000,- Euro-Bumerang von Chanel? Ist die ganze Diskussion vielleicht überhaupt nur eine symbolpolitische, die von realen Klassenverhältnissen ablenkt oder materialisiert sich in Kultur nicht auch Herrschaft?
Der Vortrag diskutiert anhand einiger Beispiele aus den letzten Jahren zentrale Inhalte und Fallstricke der Debatte um „kulturelle Aneignung“ und stellt die Frage nach Kriterien für legitime Aneignungsformen.
Vortragende(r)
Jens Kastner
PD Dr. phil. habil., ist Soziologe und Kunsthistoriker und unterrichtet an der Akademie der bildenden Künste Wien. www.jenspetzkastner.de
Kontakt
Roland Peball (roland [dot] peball [at] aau [dot] at)