Römisches am Straßenrand: Neuer Sammelband zu römischen Steindenkmälern im Alpen-Adria-Raum
Viel häufiger als man auf den ersten Blick vermuten würde, sind wir von steinernen antiken Zeitzeugnissen umgeben. Ein Kooperationsprojekt zwischen Klagenfurt, Udine und Ljubljana beschäftigt sich mit Neufunden, Neulesungen und Interpretationen epigraphischer und ikonographischer Monumente. Der Klagenfurter Sammelband der Reihe „Studia Alpium et Adriae“ stellt nun Beispiele aus allen drei Ländern vor.
3.000 Bilder befinden sich in dem Nachlass des Hobbyaltertumsforschers Paul Siegfried Leber, der Schwarz-Weiß-Fotografien aus den 1940er bis 1970er Jahren gesammelt hat, die vorwiegend Steindenkmäler abbilden. Leber, geboren 1902 in Graz, wo er 1926 in Deutscher Philologie promovierte, war aufgrund seiner ursprünglichen Ausbildung im technischen Bereich als Vermessungstechniker, unter anderem in der Bauabteilung des Magistrats Klagenfurt, tätig. Sowohl im Rahmen seiner beruflichen Tätigkeit als auch auf seinen vielen Reisen wurden die Aufnahmen gemacht. Die letzten Jahre bis zu seinem Tod 1984 verbrachte er in Moosburg, wo er von seinem Neffen, dem praktischen Arzt in Ruhe, Hermann Leber betreut wurde. Zeitlebens veröffentlichte Paul Siegfried Leber zahlreiche Publikationen zur römerzeitlichen Geschichte Kärntens. Sein Nachlass kam in die Hände der Althistorikerin Renate Lafer (Institut für Geschichte), die den aktuellen Sammelband herausgegeben hat. Sie arbeitet dieses Korpus nun auf und möchte möglichst viel davon digitalisiert der Öffentlichkeit zugänglich machen.
Gefragt danach, was uns diese Bilder erzählen können, schildert sie: „Auf den doch einige Jahrzehnte alten Bildern sehen wir Steindenkmäler aus der Römerzeit, die an vielen Orten schon verschwunden und modernen Bauwerken gewichen sind. So standen beispielsweise an Stelle des heutigen Regierungsgebäudes in der Klagenfurter Mießtalerstraße eindrucksvolle Steindenkmäler, von denen nur noch wenige öffentlich sichtbar sind.“ Die Steindenkmäler, mit denen sich Renate Lafer und ihre Kolleginnen und Kollegen an den Universitäten in Udine und am Inštitut za arheologijo SAZU in Ljubljana beschäftigen, bilden häufig Verstorbene ab bzw. sind Reliefs oder Medaillons. Die Inschriften sind meist Grabinschriften. Zu finden waren solche Denkmäler in der Antike vielfach an Ausfallstraßen antiker Siedlungen bzw. heute sind sie häufig eingemauert in Kirchengebäuden oder Kapellen wie dem Prunnerkreuz am Zollfeld in Kärnten.
Für Lafer ist es wichtig, den Blick der Bevölkerung stärker auf diese Objekte zu lenken: „Sie spiegeln einen wesentlichen Teil unserer Kultur wider. Es kann noch viel in der Aufbereitung solcher Zeitzeugnisse getan werden, um ähnlich wie bei unseren italienischen Nachbarn ein stärkeres Antike-Bewusstsein zu fördern.“
Die Publikation wurde mit Unterstützung des Forschungsrats aus den Fördermitteln der Privatstiftung Kärntner Sparkasse sowie mit Unterstützung durch die Fakultät für Kulturwissenschaften der AAU veröffentlicht.
Lafer, R. (Hrsg.) (2016). Römische Steindenkmäler im Alpen-Adria-Raum. Neufunde, Neulesungen und Interpretationen epigraphischer und ikonographischer Monumente. Klagenfurt/Celovec: Hermagoras.
Hier finden Sie ein Foto aus dem Nachlass von Paul Siegfried Leber zum Abdruck im inhaltlichen Zusammenhang mit der Forschungsaktivität. Es zeigt eine Mänade aus Tiffen (Kärnten); Lupa 1017. (credit: Photonachlass Leber, Karton II, © Renate Lafer):