Der Atlas Novus mit der ersten wirklichkeitsnahen Karte von China
Der Atlas Novus, bekannt auch als Atlas Blaeu, zählt zu den umfangreichsten Kartenwerken des 17. Jahrhunderts. Die Universitätsbibliothek präsentiert die Bände Europa, England, Schottland und China der lateinischen Ausgabe aus der Zeit von 1648 bis 1655 aus dem eigenen Besitz. Die Eröffnung der 20. Ausstellung in der Reihe Kostbarkeiten aus der Bibliothek findet am 4. Dezember mit einem Vortrag von Petra Svatek von der ÖAW statt.
Willem Janszoon Blaeu (1571–1638) gründete am Beginn des 17. Jahrhunderts in Amsterdam einen Kartenverlag, der bald zu den bedeutendsten in Europa zählte. Zusammen mit seinem Sohn Joan Blaeu (1596–1673) publizierte er unzählige Atlanten, Karten, Ansichten und Globen. Mit ihren allegorischen Darstellungen, kunstvoll dekorierten Kartuschen, Städteansichten sowie Tier- und Schiffsillustrationen waren sie zum großen Teil auch geographische Kunstwerke, in denen topographische Genauigkeit gepaart mit einem hohen ästhetischen Anspruch ineinander verschmolzen. Als Quelle dienten den beiden Kartographen die Karten anderer Kartenmacher, zeitgenössische Reisebeschreibungen und Erzählungen. Für Österreich zogen sie zum Beispiel die Karten des Wiener Gelehrten Wolfgang Lazius (1514–1565) heran. Sowohl Willem als auch Joan wurden jeweils zum Chefkartographen der Niederländische Ostindien-Kompanie (VOC) ernannt, für die sie streng geheime Karten über die niederländischen Kolonien und die neu entdeckten Gebiete herstellten.
Im Jahre 1635 erschien zum ersten Mal der so genannte Atlas Novus in zwei Bänden, der in den nächsten Jahrzehnten immer umfangreicher wurde. 1662 gab Joan Blaeu schließlich den Atlas Maior bestehend aus elf Bänden heraus. Im Besitz der Universitätsbibliothek Klagenfurt befinden sich als Teil der Sondersammlung Goess-Bibliothek vier Bände des Atlas Novus. Am wertvollsten davon ist ohne Zweifel der Band über China, der erstmals 1655 publiziert wurde und auf den Jesuitenmissionar Martino Martini (1614–1661) zurückgeht. Der Novus Atlas Sinenis beinhaltet die ersten einigermaßen wirklichkeitsgetreuen Karten über China, Japan und Korea. Martini stützte sich auf zahlreiche örtliche Beschreibungen der Ming-Dynastie, analysierte Texte und konnte während seiner Reisen Eindrücke von Städten, Flüssen und Landschaften des Landes gewinnen. Die anderen in Klagenfurt vorhandenen Bände des Atlas Novus beinhalten Europa (1649), England (1648) und Schottland (1654), wobei in jenen über Europa auch die Weltkarte und alle Kontinentalkarten integriert wurden.
Die Ausstellungseröffnung findet am Mittwoch, den 4. Dezember 2019 um 11:30 Uhr in der Universitätsbibliothek (Zeitschriften-Lesesaal, Ebene 2) mit einem Vortrag von Petra Svatek, Wissenschaftshistorikerin an der Österreichische Akademie der Wissenschaften in Wien statt.
Die Ausstellung bleibt bis bis 15. März 2020 zu sehen.
Öffnungszeiten der Bibliothek: Montag – Donnerstag 8.30 – 19.00 Uhr; Freitag 8.30 – 18.00 Uhr; Samstag 8.30 – 13.00 Uhr