79. Minisymposium des Zentrums für Umweltgeschichte / Umweltgeschichte im Dialog mit dem Wien Museum

Natur und Stadtraum im Bild

Was zeigen Stadtansichten und -pläne? Was wird ausgeblendet oder idealisiert? Wie weit lässt sich die Stadt der Vergangenheit anhand dieser Zeugnisse rekonstruieren? Aus Anlass der Ausstellung „Wien von oben. Die Stadt auf einen Blick“ beschäftigen wir uns in diesem Minisymposium mit der umwelthistorischen Aussagekraft von Stadtdarstellungen von der frühen Neuzeit bis in die Gegenwart.


Moderation:
Gertrud Haidvogl, Historikerin, Senior Scientist am Institut für Hydrobiologie und Gewässermanagement der BOKU Wien


Präsentationen:
Martin Knoll, Historiker und Professor für Europäische Regionalgeschichte an der Universität Salzburg


Bilder von Städten, egal ob in Form von Karten, Plänen oder Ansichten, bilden in Europa für die Zeit ab dem späten Mittelalter einen reichen Quellenfundus. Doch was bildet diese reichhaltige Bildlichkeit ab? Was konstruiert, was negiert sie? Auf welchem geografischen Wissen beruht diese Repräsentation? Liegt dem Bild eigenes Ansehen des Schauplatzes (Autopsie) zu Grunde? Diese Fragen, die vor allem in kunsthistorischen Debatten um den Konstruktivismus und/oder Realismus von Malerei, Kartografie und Topografie bereits vielfach diskutiert wurden, sind auch für die urbane Umweltgeschichte von Belang. Grafische und kartografische Stadtbilder inszenieren Städte als Umwelten und Städte in ihren Umwelten. Stadtbilder daher als umwelthistorische Quelle zu verwenden, ist legitim aber methodisch nicht problemfrei. Der Vortrag reflektiert über den Schauplatz Stadt im Bild zwischen „Natur“ und „Image“ aus der Sicht einer kulturalistisch orientierten Umweltgeschichte.


Sándor Békési, Historiker und Co-Kurator der Ausstellung „Wien von oben. Die Stadt auf einen Blick“ im Wien Museum


Pläne und Ansichten der Stadt bewegen sich im Spannungsfeld zwischen Vollständigkeitsanspruch und Fragmentierung, zwischen Sichtbarmachung und Verdecken. Sie sind stets eine Mischung aus Abbild und Sinnbild, und grundsätzlich selektiv und interessensgeleitet. Sie „erzählen“ ebenso von der vergangenen Stadtgestalt und Umweltstruktur wie – oder gar noch mehr? – von historischen Wahrnehmungsmodi und Darstellungspraktiken. So überrascht es nicht, wenn Annäherungen an die historische Stadt mit Hilfe solcher grafischen und kartographischen Repräsentationen immer wieder Gefahr laufen, entweder in die positivistische oder auf der anderen Seite in eine konstruktivistische Falle zu tappen. Mein Beitrag behandelt exemplarisch einzelne – bekannte oder weniger bekannte – historische Gesamtdarstellungen Wiens im Hinblick auf die von diesen transportierten (Natur- und Raum)Bilder der Stadt, die auch in der laufenden Ausstellung „Wien von oben. Die Stadt auf einen Blick“ im Wien Museum gezeigt werden.


Ort / Place:  Wien Museum Karlsplatz, Karlsplatz 8, 1040 Wien

Zeit / Time: Donnerstag, 30. März 2017, 18.30


Save the date: 80. ZUG-Minisymposium 12.6.2017: Henriques Sofia Teives, Energy transitions in the city: Lisbon from 1854 to 2006