Zwiespältige, neue Welt: Tagung zu „Ambivalenzen in Kommunikation und Medien“
Erwachsene hängen am Handy und versuchen gleichzeitig, ihre Kinder davon abzuhalten. Mit dem Smartphone lässt es sich ortsunabhängig arbeiten, gleichzeitig bleibt das Gefühl, überall arbeiten zu müssen. Online können alle mitreden, dabei steigt aber die Gefahr, dass Filterblasen und Fake News die Gesellschaft zunehmend polarisieren. „Ambivalenzen in Kommunikation und Medien“ sind allgegenwärtig, und das Thema der diesjährigen Kommunikationswissenschaftlichen Tage, die von 4. bis 6. Juli 2023 an der Universität Klagenfurt stattfinden.
„Mediale und kommunikative Ambivalenzen treten in den unterschiedlichsten Lebensbereichen auf und führen zu gesellschaftlichen Spannungszuständen. Die großen Veränderungen rund um Globalisierung, Individualisierung und Digitalisierung bringen Uneindeutigkeiten und Widersprüchlichkeiten mit sich, mit denen wir vielfach noch nicht gut umzugehen wissen“, führt Caroline Roth-Ebner, Mitglied des Tagungskomitees aus. Sichtbar werden diese Ambivalenzen beispielsweise anhand der digitalen Medien: So wird die Option, berufliche E-Mails auf das private Smartphone weiterzuleiten, einerseits als Chance auf erhöhte Effizienz oder Flexibilität wahrgenommen. Andererseits birgt sie das Risiko einer Always-On-Mentalität, die zulasten der Balance zwischen beruflichen und privaten Lebensbereichen geht. Ein weiteres Beispiel ist, dass Onlinekommunikation die Anzahl der Sprecher*innen vervielfacht und damit die Teilhabe am Diskurs niederschwellig ermöglicht. Gleichzeitig erhöht sich aber die Gefahr einer gesellschaftlichen Polarisierung durch Filterblasen und die zunehmende Zirkulation von Fake News und Verschwörungstheorien.
Die Kommunikationswissenschaftlichen Tage 2023 haben das Ziel, Forschende aus allen Teilbereichen der Medien- und Kommunikationswissenschaft und verwandten Disziplinen sowie interessierte Vertreter*innen aus der Praxis zusammenzubringen, um Fragen zu medialen und kommunikativen Ambivalenzen, aber womöglich auch des Faches selbst, aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu beleuchten.
Dass das Thema viele beschäftigt, zeigt auch das umfangreiche Programm der Tagung: Über 40 Beiträge sind geplant. Die Keynote wird Kathrin Passig, Mitbegründerin und Autorin der Blogs Riesenmaschine und Techniktagebuch sowie Bachmann-Preisträgerin von 2006, am Mittwoch, 5. Juli 2023 um 9:00 Uhr im Hörsaal B zu „Zwischen Null und Eins – Technische Ambivalenzen“ halten. Ein besonderer Höhepunkt ist auch die Podiumsdiskussion zu „Journalismus zwischen Gatekeeping und Gatewatching“ am Mittwoch, 5. Juli 2023 um 15:45 Uhr im Hörsaal B, an der Daniela Kraus (Presseclub Concordia), Konrad Mitschka (ORF) und Thomas Cik (Kleine Zeitung) unter der Moderation von Matthias Karmasin teilnehmen werden. Sowohl die Keynote als auch die Podiumsdiskussion sind ohne Anmeldung öffentlich zugänglich.
Zum Tagungsprogramm: https://www.aau.at/medien-und-kommunikationswissenschaft/kommunikationswissenschaftliche-tage-kwt-2023/