Zu wenig Wissen über Auswirkungen von Bioenergie
27 ForscherInnen haben 316 wissenschaftliche Artikel zu den Auswirkungen von Bioenergie-Einsatz untersucht und kommen zum Ergebnis, dass wir zu wenig über den Zusammenhang zwischen Bioenergie und nachhaltiger Entwicklung wissen.
„Wo Bio drauf steht, muss nicht unbedingt Nachhaltigkeit drinnen sein. In vielen Fällen weiß man nicht genug über die tatsächlichen Effekte. Im Fall der Bioenergie bedeutet das: Die Auswirkungen von Bioenergie auf Nachhaltigkeit sind derzeit nicht hinreichend erforscht“, so Helmut Haberl (Institut für Soziale Ökologie), der an einer systematischen Analyse des gegenwärtigen Wissensstandes zu dem Thema mitgewirkt hat.
Die Forscherinnen und Forscher analysierten eine repräsentative Stichprobe von 316 wissenschaftlichen Artikeln, die sich zumindest mit einer von vorher definierten 33 möglichen Auswirkungen von Bioenergie auf Nachhaltigkeit beschäftigen. Die Artikel wurden zufällig ausgewählt und einem aufwändigen systematischen Analyseverfahren unterzogen, um den Wissensstand möglichst objektiv abbilden zu können. Die Ergebnisse zeigen deutlich: Für wenige, gut wissenschaftlich erforschte Länder gibt es Erkenntnisse vorwiegend zu den umweltbezogenen und ökonomischen Auswirkungen von Bioenergieproduktion. „Doch gerade der regionale Kontext und die Ausgangsbedingungen müssen bei solchen Studien mitbedacht werden, um zu einem generellen Verständnis der Wirkungen zu kommen“, führt Haberl aus. Die meisten Untersuchungen gibt es für Europa (26,7 %) und Nordamerika (26,3 %), deutlich weniger sind es für Asien (13,1 %), Afrika (8,2 %) und Lateinamerika (7,8 %). Nur wenige potenzielle Auswirkungen wurden überregional analysiert.
Die Studien sind sich weitestgehend einig, dass die Auswirkungen auf Wirtschaft und Technologie eher positiv sind. Dagegen wird die Bioenergieproduktion eher negativ für soziale Komponenten und die Umwelt beschrieben (abgesehen von den Auswirkungen auf die Treibhausgasemissionen durch den Ersatz von fossilen Energieträgern). Aber auch hier gibt es große Unterschiede zwischen Technologien und Regionen, wodurch generelle Schlussfolgerungen kaum möglich sind.
Helmut Haberl fasst zusammen: „Als Grundlage für eine wissenschaftlich gut abgesicherte Bioenergiepolitik ist eine stärker fokussierte und transparente Forschung nötig. Nur so kann die Wissenschaft den Entscheidungsträgern eine Grundlage zu liefern, die es ermöglicht, negative Effekte zu verhindern und positive Wirkungen der Bioenergieproduktion zu fördern. Derzeit wissen wir in vielen Bereichen einfach zu wenig.“
Carmenza Robledo-Abad, H.J. Althaus, G. Berndes, S. Bolwig, E. Corbera, F. Creutzig, J. Garcia-Ulloa, A. Geddes, J. S. Gregg, H. Haberl, S. Hanger, R.J. Harper,C. Hunsberger, R. K. Larsen, Ch. Lauk, S. Leitner, J. Lilliestam, H. Lotze-Campen, B. Muys, M. Nordborg, M. Ölund, B. Orlowsky, A. Popp, J. Portugal-Pereira, J. Reinhard, L. Scheiffle & P. Smith (2016). Bioenergy production and sustainable development: science base for policy-making remains limited. GCB Bioenergy, http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/gcbb.12338/pdf.