Wie Zoos mit Biobanken zum Artenschutz beitragen – ein neues Forschungsprojekt untersucht ihre Rolle

Die Biodiversitätskrise erfordert neue Ansätze zum Schutz bedrohter Arten. Ein an der Universität Klagenfurt gestartetes sozialwissenschaftliches FWF-Projekt untersucht, welche Rolle die europäische „EAZA-Biobank“ dabei spielt – und wie Zoos und Aquarien den Artenschutz mitgestalten.

„Eine der wichtigsten sozialen und politischen Herausforderungen der Gegenwart ist ohne Zweifel die Biodiversitätskrise bzw. der weltweite Rückgang der Anzahl und Vielfalt von Tier- und Pflanzenarten“, so Erik Aarden, der am Institut für Gesellschaft, Wissen und Politik der Universität Klagenfurt das neue FWF-Projekt „Banking on zoos for conversation?“ leitet. Zur Lösung dieser Krise gibt es mittlerweile eine Fülle an nationalen, europäischen und globalen Abkommen und Initiativen, die zum Schutz von bedrohten Arten beitragen sollen.

Wie viele andere Institutionen, versuchen auch Zoos und Aquarien als Orte, wo sich schon viele bedrohte Tierarten befinden, hier einen Beitrag zu liefern. Europäische Zoos und Aquarien tun dies nicht zuletzt mittels einer sogenannten Biobank, wo Gewebe- und Blutproben von verschiedensten Tierarten gesammelt und gelagert werden. Diese Biobank wird vom europäischen Zoo-Netzwerk EAZA betrieben und verteilt sich europaweit über vier unterschiedliche Standorte. Die „EAZA-Biobank“ bildet somit ein Netzwerk, in dem sich die Artenschutzbemühungen von Zoos kristallisieren, wirft aber gleichzeitig die Frage auf, wie eine solche Probensammlung einen Beitrag zum Artenschutz liefern kann und soll.

Das sozialwissenschaftliche Forschungsprojekt widmet sich dieser Frage und setzt sich dabei mit drei unterschiedlichen Ebenen der Aktivitäten der EAZA-Biobank auseinander, wie Erik Aarden erklärt: „Erstens werden wir untersuchen, wie die Sammlung und Verarbeitung von Proben in einzelnen Zoos und an den Biobankstandorten funktioniert. Zweitens wollen wir beobachten, wie dieses Netzwerk in Zusammenhang mit den weiteren Artenschutzprogrammen und -initiativen von europäischen Zoos und Aquarien zu sehen ist. Drittens geht es uns darum, wie diese Tätigkeiten sich zu breiteren, europäischen und globalen Regelungen und Strategien zum Schutz bedrohter Arten verhalten.“

Zentrales Ziel des Projekts ist dabei zu verstehen, wie in verschiedenen Aktivitäten in und rund um die Biobank mit der Komplexität des Themas Artenschutz umgegangen wird.  Welche Rolle spielen zum Beispiel unterschiedliche Definitionen von Artenvielfalt und Einschätzungen des Risikos, dass eine Art ausstirbt? Wie verhält sich die Speicherung von Proben zu den komplexen, artübergreifenden Beziehungen in der Natur, die essentiell fürs Überleben von Arten sind? Welche Rolle spielt die (europäische) Politik und Rechtslage beim Sammeln und Austauschen von Proben?

Die Projektgruppe versucht diese und ähnliche Fragen mittels Beobachtungen der Arbeitspraxis im Biobank-Netzwerk sowie Interviews mit relevanten Personen zu beantworten. Dabei spielt die Betrachtung von Verhältnissen zwischen Mensch und Tier nicht nur in der direkten Begegnung, sondern auch in gesellschaftlichen und politischen Institutionen, in denen diese Verhältnisse strukturiert werden, eine zentrale Rolle. Das Projekt trägt so zu einem besseren Verständnis von Artenschutz und den Herausforderungen des Artensterbens als nicht nur natürliches, sondern auch soziales Problemfeld, bei.

Das Forschungsprojekt wird unter dem Titel „Banking on zoos for conversation?“ vom Österreichischen Wissenschaftsfonds FWF gefördert. Das Projekt startet mit Anfang Mai 2025.