Wie viel weiß die Kärntner Erwerbsbevölkerung über Finanzen und Wirtschaft?
Das Finanzwissen (Financial Literacy) ist ein Teilbereich der ökonomischen Bildung, der in den letzten Jahren im Zuge der Wirtschafts- und Finanzkrise zunehmend in den Mittelpunkt des Interesses von Politik und Wirtschaft gerückt ist. Kaum eine Bevölkerung war zuletzt dermaßen intensiv mit Fragen der Finanzwirtschaft konfrontiert wie die Kärntnerinnen und Kärntner im Zuge der Geschehnisse um die Hypo/Heta. Nun untersucht ein Team von Wissenschaftlern, wie es um die Financial Literacy der Kärntnerinnen und Kärntner bestellt ist.
Finanzwissen ist heute wichtiger denn je, da eine „informierte Bevölkerung einerseits geldpolitische Strategien und Entscheidungen der Wirtschaftspolitik besser verstehen und andererseits nachhaltigere persönliche Investitions- und Finanzentscheidungen treffen kann“, so Alexander Brauneis (Institut für Finanzmanagement), der gemeinsam mit Robert Klinglmair (Institut für Volkswirtschaftslehre) nun das Finanzwissen der Kärntner Erwerbsbevölkerung empirisch untersucht.
Weltweit werden Finanzbildungsaktivitäten auf allen Ebenen des Bildungssystems forciert sowie die empirische Forschung zum Stand und zur Weiterentwicklung der Financial Literacy intensiviert. „So hat die OECD mit der Integration von Finanzwissen in den PISA-Leistungstests wichtige Schritte zur Förderung der Forschung in diesem Bereich gesetzt“, führt Robert Klinglmair aus. Die empirische Erhebung scheint für Klinglmair und Brauneis deshalb notwendig, „da die ersten Finanzentscheidungen häufig bereits im Schulalter getroffen werden und vorliegende Untersuchungen große Wissenslücken bei grundlegenden wirtschaftlichen Begriffen wie etwa Inflation, Zinsenzinsen oder Risikostreuung zeigen.“ Einige Studien zeigen, dass die Defizite bei Frauen, Jüngeren, Älteren sowie Personen mit niedrigem Bildungsniveau besonders groß ausfallen.
Brauneis und Klinglmair verwenden nun die OECD-Standardfragenbatterie mit einigen zusätzlichen Fragen, um das Finanzwissen der Kärntner Erwerbsbevölkerung (zwischen 20 und 64 Jahren) zu erheben. Insgesamt werden die Fragebögen an 7.200 Personen in Kärnten ausgeschickt, die zufällig aus dem Zentralen Melderegister entnommen werden; die Ergebnisse werden für den Herbst 2017 erwartet.