„Weise Entscheidungen sind nicht nur für die entscheidende Person vorteilhaft.“

Wie Menschen mit mehreren Optionen umgehen, wenn sie vor einer Wahl stehen, ist sehr unterschiedlich. Der eine entscheidet aus dem Bauch, die andere überlegt lang und zieht andere zur Beratung hinzu. Dominik Holzer, Doktorand am Institut für Psychologie, beschäftigt sich mit weisen Entscheidungen und fragt danach, was sie von „nur“ guten Entschlüssen unterscheidet.

Dominik Holzer hat in seinem Leben schon einige gute Entscheidungen getroffen. Dazu gehört der Schritt, für sein Studium der Psychologie nach Klagenfurt zu kommen. Aus Hamburg kommend hat er hier das Bachelor- und das Masterstudium belegt. Schon früh hat ihn Judith Glück, Professorin am Institut für Psychologie, die heute seine Dissertation betreut, für die Mitarbeit an einem Forschungsprojekt zu Weisheit gewonnen. Seither ist er in Forschung und Lehre tätig. Aktuell arbeitet er am Abschluss seiner Arbeiten für die Dissertation.

Im Zentrum seines Doktoratsstudiums steht die Frage: Worin unterscheiden sich gute Entscheidungen von weisen Entscheidungen? Dominik Holzer hat festgestellt, dass es viele Erkenntnisse zu Entscheidungs- sowie zu Weisheitsforschung gibt; es gäbe aber kaum Wissen über die Schnittstelle dazwischen. Dieser Frage ist er auf drei Ebenen nachgegangen: In einem ersten Schritt hat er sich umfassend mit der Theorie und der entsprechenden Literatur auseinandergesetzt. Danach folgten in einem zweiten Schritt drei Studien, in denen er Laien der Weisheitsforschung nach Kriterien und Prozessen für gute und weise Entscheidungen fragte. Er hat dabei untersucht, welche Faktoren für Personen im Allgemeinen Weisheit ausmachen. In einer der Studien sollte man beispielsweise begründen, warum man die weiseste Entscheidung aus dem eigenen Leben eigentlich als weise ansieht. In den beiden anderen ging es darum, aus vorgegebenen Denkprozessen (überlegt, spontan, Zufallsentscheidung usw.) auszuwählen, welche Entscheidungsprozesse in einem Dilemma wie weise sind und welche nicht. Schließlich stellte er im dritten Teil weise und weniger weise Menschen vor eine Entscheidungsaufgabe – und analysierte deren Entscheidungsprozesse und Ergebnisse.

Das Fazit, das sich aus allen Untersuchungen ziehen lässt: „Weise Entscheidungen sind nicht nur für die entscheidende Person vorteilhaft, sondern berücksichtigen, wie es anderen oder der Allgemeinheit mit den Folgen ergeht“, so Dominik Holzer. Er ergänzt dazu: „Die Entscheidung für das geringste Übel aller Beteiligten wäre auch weise – obwohl eben negative Konsequenzen auftreten. Es geht um die Balance der Folgen aller involvierten Personen, sowohl für jetzige, als auch für zukünftige Belange. Eine weise Entscheidung ist somit immer eine gute Entscheidung, eine gute Entscheidung muss jedoch nicht weise sein.“ Doch trifft man nun solche Entscheidungen eher mit dem Kopf oder mit dem Bauch? Das komme auf vielerlei Faktoren an, erklärt uns Dominik Holzer, die Analyse der Laieninterviews habe aber ergeben, „dass bei vorhandener Expertise ein Einbezug von Intuition in die zu treffende Entscheidung ebenfalls Weisheit hervorbringen können sollte.“

Auch bei den Interviews mit den weisen und weniger weisen Menschen lag letztlich der Schwerpunkt auf den Prozessen. Dominik Holzer hat sie vor ein Dilemma gestellt: Man habe als jemand in mittlerem Alter die eigene gebrechliche Mutter bei sich aufgenommen, um sie zu pflegen. Die Pflege sei überaus aufwändig; nun stünde man vor der Wahl, ob man sie – gegen ihren Willen – in ein Heim geben solle oder nicht. „Auf diese Frage gibt es keine richtige oder falsche Antwort. Ich habe mir den Prozess genauer angesehen. Und auch hier habe ich festgestellt: Weise Menschen beziehen in ihren Entscheidungen eher die Perspektive von anderen und die Folgen für andere mit ein.“

Heute arbeitet Dominik Holzer an der Fachhochschule Kärnten im Qualitätsmanagement. Daneben lehrt er an der FH Kärnten und an der Universität Klagenfurt. Die Vorstellungen, wie er sich beruflich entwickeln möchte, haben sich in den letzten Jahren gewandelt: „Bald, nachdem ich hierhergekommen bin, habe ich meine Frau kennengelernt. Dann wurde mir auch klar, dass ich hier in Kärnten bleiben möchte“, erzählt er uns. Für eine klassische wissenschaftliche Karriere müsse man hingegen zwischen den einzelnen Qualifizierungsschritten den Standort wechseln. Der Weg zur Professur sei daher einstweilen aus dem Blick geraten, aber: „Wichtig ist es mir, in der Lehre tätig sein zu können. Und das kann ich nun sowohl an der FH als auch an der Universität tun.“

Auf ein paar Worte mit … Dominik Holzer



Was motiviert Sie, wissenschaftlich zu arbeiten?
Ich bin grundsätzlich ein sehr neugieriger Mensch. In der Wissenschaft kann ich meine Neugierde in Themen, die mich interessieren, ausleben.

Verstehen Ihre Eltern, woran Sie arbeiten?
Ja, tatsächlich hege ich insbesondere mit meiner Mutter teils regen Austausch über die Forschung, in der ich tätig bin.

Was machen Sie im Büro morgens als Erstes?
Ich koche mir einen Tee und prüfe meine Mails.

Machen Sie richtig Urlaub? Ohne an Ihre Arbeit zu denken?
Gänzlich abzuschalten fällt mir in diesem Zusammenhang wohl sehr schwer, obwohl ich natürlich sehr gerne Urlaub mache. Mich stört es jedoch nicht, auch im Urlaub mal gedanklich zu Themenbereichen aus der Arbeit abzuschweifen, solange es Aspekte der Arbeit sind, die mir grundsätzlich Freude bereiten.

Was bringt Sie in Rage?
Langanhaltendes schlechtes Wetter.

Und was beruhigt Sie?
Sport treiben und Musik machen

Wer ist für Sie der*die größte Wissenschaftler*in der Geschichte und warum?
Das kann ich ehrlich nicht beantworten. Da gibt es einfach zu viele unterschiedliche Forschungsrichtungen, die sich schwerlich vergleichen lassen.

Wovor fürchten Sie sich?
Der Klimawandel und die politischen Ansätze in diesem Zusammenhang bereiten mir gerade mit Blick auf meine Kinder schon größere Sorgen.

Worauf freuen Sie sich?
Auf die Geburt meines zweiten Kindes – meiner Tochter – in ca. 4 Wochen.