Warum sich die Europäer vor dem „Chlorhendl“ und die Amerikaner vor dem Rohmilchkäse fürchten
In diesem Jahr ist die Vortragsreihe „Wirtschaft und Umwelt“ dem Thema Lebensmittel, deren Produktionsmethoden und dem lokal-globalen Vertrieb gewidmet. Zu Gast ist unter anderem Werner Lampert, Erfinder der erfolgreichsten Bio-Marken im deutschen Sprachraum „Ja! Natürlich“ und „Zurück zum Ursprung“.
Die Preise von landwirtschaftlichen Produkten werden am Markt bestimmt. So führt das gegenwärtige Überangebot von Milch in Europa zu niedrigen Preisen, gegen die die Bauern protestieren. Der Marktmechanismus – so wird argumentiert – ist nicht in der Lage, Umwelt- und Qualitätsaspekte der Lebensmittelproduktion adäquat zu berücksichtigen. Das rechtfertige ein Eingreifen des Staates in Agrarmärkte zum Schutz der Konsumentinnen und Konsumenten. Auf globaler Ebene führt die durch Klimawandel (Kohlendioxid) verursachte Verschmutzung zu einer Erhöhung des Säuregehalts der Ozeane und gefährdet die marine Nahrungskette. Diese Kosten sind nicht in den Preisen der Lebensmittel enthalten. Auch wird die Degradation der landwirtschaftlichen Flächen nicht entsprechend berücksichtigt. Damit werden kleinbäuerliche Systeme zur Erzeugung von Lebensmitteln, die immer noch den überwiegenden Teil der Weltbevölkerung ernähren, immer weniger wettbewerbsfähig. Zusätzlich führen Größenvorteile im Agrarsektor oft dazu, dass die kleinen Landwirte gezwungen sind, ihr Land zu verkaufen oder ihre herkömmlichen Produktionsweisen aufzugeben.
In den drei Veranstaltungen der Vortrags- und Diskussionsreihe „Umwelt und Wirtschaft“ wird auf zahlreiche Aspekte dazu eingegangen. So auf die Frage, wie die Lebensmittelversorgungssicherheit, die Rückverfolgbarkeit der Herkunft von Lebensmitteln und die Qualitätsangaben („bio“) gewährleistet werden können. Dazu gibt das Lebensmittelrecht Auskunft. Aus ökonomischer Perspektive interessiert die Frage, welche Mechanismen dazu besser geeignet sind. Im Hinblick auf die laufenden Verhandlungen zwischen der EU und den Vereinigten Staaten zur Bildung einer Freihandelszone ist es auch interessant zu erfahren, wie sich die Lebensmittelstandards in beiden Regionen unterscheiden (warum sich die Europäer vor dem „Chlorhendl“ und die Amerikaner vor dem Rohmilchkäse fürchten) und wie das Risikomanagement im Lebensmittelbereich gehandhabt wird. In Österreich werden offiziell eine kleinräumliche und Biolandwirtschaft propagiert. Auch diese „Dogmen“ müssen im Hinblick auf Globalisierung und Industrialisierung der Lebens- und Futtermittelindustrie kritisch auf ihre Aufrechterhaltbarkeit hinterfragt werden.
Vortrags- und Diskussionsreihe „Umwelt und Wirtschaft: Geht das (gut)?“ im Rahmen von „WIWI aktuell“ an den folgenden Donnerstagen jeweils um 18:00 Uhr, Stiftungssaal K.0.01 an der Alpen-Adria-Universität
- 15.10.2015 Supply Chain Management vs. Verbraucherschutz
- 29.10.2015 Kann die Sicherheit von Lebensmitteln mit ‚Labels‘ gewährleistet werden?
- 19.11.2015 Industrielle versus bäuerliche Landwirtschaft im Spannungsfeld des Klimawandels und der Globalisierung (mit Werner Lampert)
Bei jeder Veranstaltung gibt es zwei in das jeweilige Thema einführende Impulsvorträge und eine anschließende Diskussion mit dem Publikum. Die Reihe Umwelt und Wirtschaft wird vom Institut für Produktions-, Logistik- und Umweltmanagement an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt gemeinsam mit dem Universitäts.club|Wissenschaftsverein Kärnten und mit freundlicher Unterstützung der Kelag veranstaltet.
Detailliertes Programm: WIRTSCHAFT UND UMWELT
Fotos von Werner Lampert kostenfrei unter:
http://www.wernerlampert.com/presse/
Rückfragen:
Univ.-Prof. Dr. Gerald Reiner
Institut für Produktions-, Logistik- und Umweltmanagement
gerald [dot] reiner [at] aau [dot] at
+43 664 8398863
Anmeldung:
Andrea Jankovic
andrea [dot] jankovic [at] aau [dot] at
+43 (0)463 2700-4007