Warum lernst du Mathematik? Forschungsprojekt fragt Schüler:innen nach der Relevanz von Mathematikunterricht
Die Relevanz, die Schüler:innen dem Mathematikunterricht zuschreiben, ist eine entscheidende Variable für dessen Erfolg. Aktuell weiß die Wissenschaft wenig darüber, welche Vorstellungen Schüler:innen von der Bedeutung des Mathematikunterrichts haben. Diese Lücke möchte nun David Kollosche, Professor für Mathematikdidaktik an der Universität Klagenfurt, gemeinsam mit seinem Team schließen. Das Projekt setzt dabei in der Erhebung und Auswertung von Daten auf die Expertise von Schüler:innen als Citizen Scientists.
„Wir wissen aus früheren Studien, dass unter Schülerinnen und Schülern bestenfalls fragile Vorstellungen zur Relevanz von Mathematikunterricht vorliegen“, erklärt David Kollosche (Institut für Didaktik der Mathematik). Er führt weiter aus: „Meistens wird betont, dass Mathematikunterricht der Bewältigung alltäglicher Situationen diene, dann aber auch schnell erkannt, dass diese Erklärung auf die aktuell im Unterricht behandelten Inhalte gar nicht zutrifft. Wir glauben, dass dadurch Motivation, Hingabe und Reflexion für das Lernen von Mathematik verlorengehen.“ Fraglich sei vor diesem Hintergrund, wie reichhaltigere Relevanzvorstellungen erfasst und entwickelt werden können, um mehr Schülerinnen und Schülern ein sinnerfülltes Mathematiklernen zu ermöglichen.
David Kollosche erläutert weiter: „Wir setzen in unserem Projekt auf die Perspektive der Schüler:innen selbst. Mit ihrer Unterstützung wollen wir erfahren, welche Vorstellungen zur Relevanz des Mathematikunterrichts vorliegen, wie diese sinnvoll erhoben werden können und wie sich diese entwickeln und entwickeln lassen.“
Am Citizen-Science-Projekt werden Schüler:innen von vier Klassen aus der achten und neunten Jahrgangsstufe an zwei Mittelschulen und zwei Gymnasien teilnehmen. Sie werden zunächst befragt, sind aber bereits bei der Auswertung der Daten als Citizen Scientists aktiv, indem sie die Perspektive des Forschungsteams um ihre Perspektiven ergänzen. An einem Forschungstag an der Universität werden ihnen weitere Ideen zur Relevanz zur Mathematik vorgestellt, um diese mit ihnen zu diskutieren. Einige Schüler:innen bleiben auf Wunsch noch länger im Projekt, verfeinern das Erhebungsinstrument, erheben selbst Daten in Parallelklassen und werten diese an einem zweiten Forschungstag aus. Der Mehrwert für die involvierten Schüler:innen liegt einerseits darin, dass sie Einblicke gewinnen, wie Forschungsergebnisse zustande kommen, und zum anderen darin, dass sie selbst neue Dimensionen der Relevanz von Mathematik für sich erschließen können. Die Lehrpersonen lernen neue Methoden kennen, um die Relevanz von Mathematik im Unterricht zu thematisieren und ihre Schüler:innen für Mathematikunterricht zu motivieren.
Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung gefördert.