Staatspreisverleihung an Vladimir Wakounig v.l.n.r: Minister Jernej Pikalo, Ljubica Marjanovič und Vladimir Wakounig

Vladimir Wakounig erhielt den Staatspreis der Republik Slowenien

Große Auszeichnung für Bildungsforscher Vladimir Wakounig. Ihm wurde vom slowenischen Unterrichtsminister Jernej Pikalo in Ankerkennung seiner Leistungen auf dem Gebiet des Minderheitenschulwesens der Staatspreis der Republik Sloweniens (Bildungswesen) verliehen.

 

Vladimir Wakounig (Institut für Erziehungswissenschaft und Bildungsforschung) ist über seine Pensionierung hinaus ein wichtiger Bezugspunkt für die in Klagenfurt traditionell sensible Bildungsforschung zu Fragen der Mehrsprachigkeit, der Sprachenpolitik und der Mehrheits-Minderheitenverhältnisse.

 

In der Begründung der Kommission heißt es:

„Vladimir Wakounig, der am Institut für Erziehungswissenschaft und Bildungsforschung der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt/Celovec tätig war, widmete den Großteil seiner akademischen Laufbahn interkulturellen, sprach- und bildungspolitischen Themen, die er in Lehre und Forschung bearbeitete. Sein zentrales Anliegen war, die Erforschung des Zusammenlebens verschiedener Kulturen und Sprachen in einer multikulturellen Gesellschaft mit dem Focus auf die Beziehungen zwischen Mehrheit und Minderheit. Kritische Betrachtungen des zweisprachigen Unterrichts im Kärntner Minderheitenschulwesen und vergleichende Analysen zweisprachiger Bildung in anderen europäischen Ländern veranlassten Vladimir Wakounig, ein eigenes Modell der bilingualen Erziehung zu entwickeln, das die bisherige zweisprachige Schulpraxis in Kärntner Schulen bei weitem übertraf. In diesem Zusammenhang sind seine soziologischen Erkenntnisse und Befunde bedeutsam, die besagen, dass die Anerkennung der Sprache im öffentlichen Leben und in der Alltagsverständigung eine grundsätzliche Bedingung für eine stabile Erhaltung der Minderheitensprache und ihrer Kultur in einer mehrsprachigen Gemeinschaft ist. Das Immersionsmodell „Eine Woche Deutsch – eine Woche Slowenisch“, das in verschiedenen zweisprachigen Schulen als Schulversuch eingeführt und wissenschaftlich begleitet wurde, erwies sich laut empirischer Untersuchungen und begleitender Forschungsergebnisse, die alle an den Landesschulrat für Kärnten und das Bundesministerium für Bildung und Kultur weitergeleitet wurden, als eine besondere Neuigkeit für die zweisprachige Erziehung und Bildung in Kärnten.“

Dieses Immersionsmodell ist zweifelsohne eine „pädagogische und bildungspolitische Innovation“, die einer breiten wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Aufmerksamkeit würdig und daher als eine außerordentliche Leistung im Bildungswesen zu sehen sei.

Das sprachliche Immersionsmodell ist mittlerweile auch im Burgenland auf Interesse gestoßen. Nach Ansicht des aus Südtirol stammenden Klagenfurter Universitätsprofessors Hans Karl Peterlini könnte es für viele Sprachrealitäten in mehrsprachigen und migrantisch geprägten Gesellschaften Perspektiven für eine weniger defensive Sprachpolitik eröffnen. Zu diesem Thema hat Peterlini anlässlich der Verabschiedung von Vladimir Wakounig einen Sammelband herausgegeben, in dem unterschiedliche Erfahrungen (Kärnten, Südtirol, Slowenien, Italien) in einen Austausch gebracht werden:

Peterlini, Hans Karl (Hg.) (2016). Jenseits der Sprachmauer. Erinnern und Sprechen von Mehrheiten und Minderheiten in der Migrationsgesellschaft.

Siehe Beitrag zu „Jenseits der Sprachmauer“