Visuelle Kultur studieren: Von der Gefahr und der Chance, den Blick auf die Welt unwiderruflich zu verändern
Violetta Stuchlik ist Produkt- und Werbefotografin und studierte Journalismus und Public Relations im Bachelor, bevor ihr Weg sie über Essen, Hamburg und Gelsenkirchen an den Wörthersee führte. Im Studium nimmt die gebürtige Dortmunderin neue Sichtweisen ein und genießt die Vielfalt des Masters Visuelle Kultur, Kunst und Fotografie faszinieren sie dabei besonders.
Warum hast du dich dazu entschlossen zu studieren? Und wie hast du dich für unsere Uni entschieden?
Nach meinem Bachelorabschluss in Journalismus und Public Relations an der Westfälischen Hochschule war mir klar, dass ich mich noch weiter spezialisieren möchte. Ich finde das Konzept Studium klasse – sich einmal „mit Tiefgang“ mit Themen zu beschäftigen, die auf der persönlichen Agenda stehen. Mein Bachelorstudium war kommunikations- und medienwissenschaftlich geprägt und bildete eine sehr gute Grundlage für den Masterstudiengang Visuelle Kultur. Mit meiner Kurswahl konnte ich mich sprichwörtlich auf Themen stürzen, die mir selbst besonders am Herzen liegen: Kunst und Fotografie. In Deutschland gibt es keinen vergleichbaren Masterstudiengang. Überzeugt haben mich die spannenden Lehrveranstaltungen und natürlich der wunderschöne Ort.
Wann und wie hast du herausgefunden was du studieren willst?
Ich habe für mich festgestellt, dass ich nicht ohne das Thema Kunst auskomme. Kunst kommuniziert, beflügelt und bewegt. Sie besitzt die Fähigkeit, etwas in Menschen auszulösen: Das fasziniert mich und ich sehe darin viel Potenzial. Wie eine gute Recherche funktioniert, habe ich in meinem Bachelorstudium gelernt. Die Universität Klagenfurt bietet so gesehen alles, um dieses Konglomerat zusammenzuführen und zu vertiefen. Die Visuelle Kultur ermöglicht mir einen Austausch mit Menschen über Dinge, für die ich selbst brenne.
Was lernt man im Studium und was gefällt dir dabei am besten?
Grundsätzlich bin ich ein sehr praktisch veranlagter und kommunikativer Mensch und damit nicht sonderlich begeistert von reiner Schreibtischarbeit. In meinem Studium gehe ich daher richtig auf. Interessensorientiert habe ich mir stets einen Mix aus theoretischen und praktischen Kursen zusammengestellt. Hieraus ergibt sich, meiner Meinung nach, eine gute Symbiose, denn beides ist miteinander verzahnt. Ich möchte Kunst nicht bewerten – ich möchte sie einordnen können und unter verschieden Gesichtspunkten betrachten. Die Tools dafür werden hier geliefert. Was ich dabei besonders zu schätzen weiß, ist, dass Kunst für alle Menschen da sein kann, und nicht nur für einen überschaubaren elitären Teil unserer Gesellschaft. Interesse, Zugang und Verbindungen zwischen Kunstschaffenden und Menschen herzustellen, liegt mir besonders am Herzen. Plattformen für den gegenseitigen Austausch zu schaffen gehört zu meinen persönlichen Zielen, denn Kunst braucht Menschen – und umgekehrt.
Was macht dein Studium für dich zu etwas Besonderem?
Einzigartig ist für mich im Studium die Perspektivenvielfalt. Philosophische, kunstgeschichtliche, politische und gesellschaftstheoretische Ansätze fließen hierbei mit ein und erweitern stets den eigenen Horizont. Aus vielen Lehrveranstaltungen gehe ich heraus und nehme Ideen und Erkenntnisse mit, die es mir ermöglichen, neue Sichtweisen einzunehmen. Vielfältigkeit ist ein Geschenk für unsere Gesellschaft. Wir leben in einer pluralistischen Welt, dies sollte in den Medien stets berücksichtig werden. Unser Denken und unser Handeln können durch sie beeinflusst und auch bereichert werden. Hier liegen meiner Meinung nach noch ungenutzte Chancen.
Hast du Erfahrungen im Ausland gesammelt?
Bisher hatte ich die Möglichkeit an zwei Exkursionen im Rahmen meines Masterstudiums teilzunehmen: Wir waren in Venedig und in Amsterdam. Besucht haben wir Museen und Kunststätten, mit denen wir uns im Vorhinein schon eingängig beschäftig hatten. Die Exkursionen waren ein echtes Highlight. Sich in Büchern und Literatur mit Kunstwerken auseinanderzusetzen, gehört zu unserem Alltag – für mich bekommt dieser Prozess eine andere Qualität, wenn ich schon selbst die Werke kennengelernt habe und an den Orten gewesen bin. Ich merke immer, wie sehr mich das vielfältig motiviert. Durch meine eigene Wahrnehmung und damit einhergehende Erlebnisse prägen sich Eindrücke viel intensiver ein. Das Kunstwerk selbst wird dann zu einer eigenen Erfahrung, die bleibt.
Wo holst du dir an der Uni Hilfe, wenn du etwas brauchst oder mal nicht weiterweißt?
Kurze Wege und viel Kommunikation haben dazu geführt, dass ich mich in meinem Studium nie allein gefühlt habe, denn Wertschätzung ist hier an vielen Orten zu spüren. Meine eigenen Ideen und kreative Entfaltungsräume wurden immer gefördert. Wenn ich Unterstützung oder nur ein offenes Ohr suchte, habe ich stets eines gefunden.
Welcher Moment wird dich immer an dein Studium hier erinnern ?
Sagen wir‘s mal so: Rein sprachlich war es für mich hier am Anfang eine recht große Umstellung. Aber das Studium „Visuelle Kultur“ bietet eine Gemeinschaft, in der man leicht Anschluss findet und in der Studierende persönlich wertgeschätzt werden. Am Anfang des Studiums habe ich recht häufig so gegrüßt, dass ich mit den Fingern ein „V“ wie „Visuell“ und „K“ wie „Kultur“ angedeutet habe. Es war klasse, als die ersten Menschen dann begannen mich ebenfalls so zu grüßen.
Machst du noch etwas neben dem Studium? Lässt sich das gut miteinander kombinieren? Oder bist du vollzeitstudierend?
Ich finde, man darf niemals vergessen, dass ein Studium nach wie vor ein Privileg ist. Die Entscheidung (noch weiter) zu studieren habe ich bewusst und auch mit dem Wissen getroffen, meine verfügbare Zeit für Arbeit und Broterwerb einzuschränken. Projekte und Arbeiten im Rahmen meiner Tätigkeit als Fotografin habe ich dementsprechend ganz bewusst minimiert, da Zeit hierbei schon ein relevanter Faktor ist und stark mit den eigenen Ressourcen und Prioritäten zusammenhängt. Je ausführlicher man sich eben der studentischen Arbeit widmet, umso weniger Zeit bleibt für andere Dinge. Das ist ein Aspekt, den viele Menschen vergessen, wenn sie schlicht an Studierende denken. Wie immer gilt: Wer seine Arbeit gut machen möchte, braucht Zeit. Daher würde ich sagen, dass die Auslastung im Allgemeinem angemessen und individuell anpassbar ist. Eigene Projekte können mit gutem Zeitmanagement weiter realisiert werden.
Hat sich dein Blick auf die Welt durch das Studium verändert?
Ich finde hierin liegt einer der Schlüsselaspekte des Studierens beziehungsweise der intensiven Auseinandersetzung mit Themen, egal welcher Art. Man läuft Gefahr und bekommt zugleich die Chance, den Blick unwiderruflich zu verändern. Eine lohnende Entscheidung!
Wichtig ist hierbei, dass man sich dafür begeistern kann und offen bleibt. Denn natürlich birgt es das Risiko, die eigene Sichtweise zu verändern oder gar zu verwerfen. Das Licht der Erkenntnis hinterfragt die Vorstellung der Welt und das bringt uns letztlich weiter. In einigen Punkten hatte ich bereits die Möglichkeit, meinen eigenen Blick zu erweitern, was mich stets bereichert hat. Ich bin immer ein kritisch-neugieriger Mensch gewesen und daher bin ich immerzu auf der Suche nach neuen Blickwinkeln.
Was ist dein Lieblingsplatz in Klagenfurt oder an der Uni Klagenfurt?
Klagenfurt ist wunderschön und es ist nicht schwer, hier eine gute Zeit zu haben. Meine Lieblingsplätze sind Orte der Stadt, aber auch der Natur. Solange ich die Berge im Blick habe, bin ich eigentlich zufrieden. Besonders gut gefällt es mir natürlich am See oder am Aussichtspunkt am Kreuzbergl. Von dort kann man eine großartige Aussicht auf die Karawanken genießen.
Worüber wärst du froh gewesen, wenn es dir jemand vor dem Studium erzählt hätte? Hättest du einen Tipp für alle, die gerade am Anfang stehen?
Überhaupt ist das Thema Studium mit Entscheidungen verbunden, die jede*r für sich selbst treffen muss. Sich selbst zu organisieren, die eigene Zeit passend einzuteilen und dabei eine gute Balance zu schaffen sind Aspekte des Studiums, bei denen die meisten einen eigenen Weg finden müssen. Den einen richtigen Weg gibt es nicht. Ich stehe dafür, dass es viele Wege gibt, die zum eigenen (Berufs-)Ziel führen. Zudem ist es wichtig, die eigene Entscheidung zu hinterfragen und zu schauen, was das Richtige ist. Empfehlen würde ich daher, offen mit den eigenen Fragen umzugehen und Gespräche zu suchen.
Wort-Rap
- Meine Lieblings-LV war… eigentlich alle, die mit Film und Fotografie zu tun hatten
- Mein Studi-Leben ist… ein Traum am Wörthersee
- Uni geht nicht ohne… den Haselnusscino aus dem Kaffeeautomaten
- Mich motiviert… es, Menschen begeistern zu können
- Mein Traumjob ist… Moderatorin eines Kulturmagazins mit einem eigenen Museum samt Forschungseinrichtung