Verständige Computer
Wolfgang Faber beschäftigt sich damit, wie man Bedeutung darstellen kann, sodass sie für einen Computer verarbeitbar wird. Seine Forschungsarbeiten hängen eng mit Künstlicher Intelligenz zusammen. Uns hat er erklärt, wie Maschinen rationaler werden können.
Wenn ein Laie eine Baufirma oder eine Architektin mit der Planung eines Hauses beauftragt, beschreibt er seine Vorstellungen: Das Haus soll einen Keller und einen Balkon haben, es soll helle Innenräume ermöglichen, das Dach soll flach sein. Die Expertin erarbeitet aus dieser Beschreibung einen Vorschlag. Ähnliches würde sich Wolfgang Faber, Professor für Semantische Systeme, auch für Computer wünschen. „Ich möchte, dass man Computer in einer deklarativen Form benutzt. Sie sollen nicht länger ‚Sklaven‘ sein, die imperativen Befehlen folgen – wir nennen das prozedural –, sondern Experten für bestimmte Aufgabenstellungen.“ Faber möchte also rational handelnde Agenten, die für beschriebene Problemstellungen Lösungsvorschläge erarbeiten. Dieser Idealvorstellung fehlt das Gruselige der Künstlichen Intelligenz gänzlich, das medial vielfach transportiert wird, wobei Faber einräumt: „Ja, es gibt Kräfte, die eine Künstliche Intelligenz entwickeln wollen, die menschlich agiert. Ich frage mich allerdings: Warum soll ich das wollen? Ich will keinen künstlichen Menschen erzeugen, sondern eine Maschine, die Tätigkeiten, die uns Schwierigkeiten bereiten, besser ausführen kann.“ Ein Beispiel dafür sei die Verarbeitung von vielen Daten: Computer können mehr an Volumen verarbeiten, als es der Mensch kann. Andere, stärker emotional geprägte Handlungen werden für den Computer auch in Zukunft schwer umzusetzen sein, glaubt Faber. Wir fragen ihn beispielhaft: Kann man einer Maschine mit Logik beschreiben, was Humor ist?
Wolfgang Faber ist skeptisch und weist uns auf die subsymbolische Künstliche Intelligenz hin, die mit vereinfachten, künstlichen Neuronen arbeitet und davon ausgeht, dass man nicht alles logisch und mit Symbolen beschreiben kann. Eine Bedeutung entwickelt sich dabei aus dem Zusammenspiel. Die Symbolische Künstliche Intelligenz hingegen, der sich Wolfgang Faber eher angehörig fühlt, sieht das logische Schließen als Grundlage für ihre Arbeit. Bedeutung wird dabei von Symbolen getragen.
Die Arbeit seiner Forschungsgruppe hat viele Bezüge zur Mathematik und zur Philosophie. „Wir beschäftigen uns mit deklarativen Sprachen und der Frage: Wie können wir Wissen so ausdrücken, dass es für den Computer verarbeitbar ist? Wir erfinden Sprachen und Symbole, die Bedeutung tragen, und erfassen deren Eigenschaften, Laufzeitverhalten, Ressourcenverbrauch.“ Dabei bleiben die Informatikerinnen und Informatiker nicht auf der theoretischen Ebene, sondern programmieren auch. Letztlich sind das Ziel Maschinen, die rational handeln und nachvollziehbare Entscheidungen treffen. Dazu müssen sie Daten als solche erkennen und Informationen so übermittelt bekommen, dass sie für sie verständlich sind. Vieles davon funktioniert schon, anderes muss noch auf den Weg gebracht werden.
für ad astra: Romy Müller
Zur Person
Wolfgang Faber ist Professor für Semantische Systeme am Institut für Angewandte Informatik. Gleichzeitig ist er als Privatdozent mit der Technischen Universität Wien assoziiert. Von 2014 bis 2018 hatte er eine Professur für Künstliche Intelligenz an der University of Huddersfield in England inne.