Die Europäische Universität: Was änderte sich in den letzten 30 Jahren?
Nach 30 Jahren lädt Paul Kellermann fünf Redner erneut ein, ihre Perspektive auf den Zustand der Europäischen Universität zu schildern. Die vergleichende Bilanz ziehen mit ihnen rund 40 Expertinnen und Experten von 24. bis 26. September an der AAU.
Vor ziemlich genau 30 Jahren fand an der Universität Klagenfurt eine Veranstaltung „Universität und Hochschulpolitik“ statt. Dazu erschien ein gleichnamiger Sammelband mit 40 Beiträgen. Der emeritierte Professor für Soziologie Paul Kellermann, der schon damals für die Organisation verantwortlich war, lädt von 24. bis 26. September 2015 zu einem Nachfolge-Workshop „Die Europäische Universität“ ein, mit dem er den Wandel in den letzten 30 Jahren bewusst machen möchte. Fünf der Autoren von 1985/86 werden eine Bilanz zur heutigen Situation versuchen. Insgesamt sind rund 40 Expertinnen und Experten an dem Programm beteiligt, darunter der ehemalige Sektionschef des Wissenschaftsministeriums Sigurd Höllinger, Landeshauptmann Peter Kaiser, Rektor der Universität für Angewandte Kunst Gerald Bast, Nationalratsabgeordnete Sigrid Maurer, Rektor der AAU Oliver Vitouch und der emeritierte Professor für Bildungsökonomie und Volkswirtschaft Hans-Joachim Bodenhöfer.
„Die Europäische Universität blickt auf eine über 900-jährige Geschichte zurück“, so Kellermann. „Man kann sich fragen, wie sich diese Institution über alle gesellschaftlichen Veränderungen nahezu einzig so lange behaupten konnte.“ Kellermann erklärt dies mit der Grundstruktur der Universität als universitas magistrorum et scholarium: „Diese Organisationsstruktur besteht – oder besser: bestand – aus einer counter balance, sozusagen einer widersprüchlichen Entsprechung, von Rollen und Aufgaben mit den ihnen unterliegenden Motiven und Interessen.“ In der Bezeichnung Gemeinschaft der Lehrenden und Lernenden kommt das prominent zum Ausdruck. „Ebenso in den Entsprechungen von Berufs- und Allgemeinbildung bereits zur Gründungszeit der Universität Bologna 1088, von Rektor und Kanzler, von Lehre und Studium, Rigorosen und Feiern, Winter- und Sommersemester, Vorlesungs- und Ferienzeit, von Campus als gemeinsamer Lebenswelt und Außenwelt, später von Forschung und Lehre sowie in der einander ergänzenden Gesamtheit der Wissenschaften, der universitas litterarum.“
Universitäten waren in den letzten Jahrzehnten einem starken Wandel unterworfen. Paul Kellermann lädt die Rednerinnen und Redner der Veranstaltung dazu ein, einen Vergleich zu wagen. Mit ihm lasse sich, so der Soziologe, erkennen, inwieweit die heutigen differenzierten Einrichtungen, die sich als Universität bezeichnen, noch dem Strukturprinzip der counter balances entsprechen und als solche sich behaupten werden können. Neben einer Bilanzierung der Sicht 1985 bis 2015 bietet die Veranstaltung einen Blick in die Historie der Europäischen Universität sowie Vorträge zu Wissenschaftspolitik, Universitäten in der Literatur und eine Gegenüberstellung eines Idealbildes der Europäischen Universität mit einer aktuellen Beurteilung.