Gelotophobie | Foto: contrastwerkstatt/Fotolia.com

Ein Auslachen, bei dem das Herz still steht

ForscherInnen untersuchten die Reaktionen des Herzens bei Beleidigungen und beim Lachen. Im Fokus standen dabei Menschen, die unter Gelotophobie leiden.

Der Mensch hat ein fundamentales Bedürfnis danach, dazu zu gehören. Das soziale Wesen tendiert dazu, sich um Akzeptanz zu bemühen und Ablehnung zu vermeiden. Wie Individuen interpretieren, wann sie positiv oder negativ aufgenommen werden bzw. wie stark sie auf Signale aus ihrem Umfeld reagieren, hängt von vielerlei Faktoren ab. „Wir kennen in der Psychologie das Konzept der Ablehnungssensibilität, der ‚rejection sensitivity‘“, erläutert Nilüfer Aydin (Institut für Psychologie), die Mitautorin einer Studie zu dem Thema ist. „Das Konzept beschreibt die Disposition, soziale Ablehnung ängstlich zu erwarten, jederzeit bereit zu sein sie wahrzunehmen und stark darauf zu reagieren. Dies ist insbesondere in ambivalenten Situationen der Fall.“

Gelotophobie gehört in das Umfeld dieses Phänomens und beschreibt die Angst davor, ausgelacht zu werden. Betroffene Personen gehen häufig davon aus, dass das Lachen anderer Personen im Sinne eines Lächerlich-Machens gegen sie gerichtet ist. Forscherinnen und Forscher der Universitäten Graz, München und Klagenfurt haben nun untersucht, wie das Herz der Betroffenen auf das Lachen und auf Beleidigungen reagiert.

Sie haben dazu 18 TeilnehmerInnen mit Gelotophobie und 24 TeilnehmerInnen ohne Gelotophobie zu einem Experiment eingeladen. Sie wurden darum gebeten, für fünf Minuten Rechenaufgaben zu lösen. Unterbrochen wurden sie dabei von zwei standardisierten (zuvor aufgenommenen) beleidigenden Aussagen (z.B. „Ich habe keine Ahnung, warum Sie so lange dafür brauchen. Eigentlich sind die Aufgaben ein Kinderspiel.“) und von einem (zuvor aufgenommenen) Lachen. Die Stimuli wurden – Zufälligkeit simulierend – über die Gegensprechanlage eingespielt.

Sie kommen dabei zum Ergebnis, dass die TeilnehmerInnen, die unter Gelotophobie leiden, eine Reaktion ihres Herzens zeigen, die charakteristisch für jene bei sozialer Ablehnung ist. Die Herzschläge verlangsamen sich für mehrere Sekunden und zeigen eine weitere Verminderung nach der Konfrontation mit dem sozialen Stimulus. Besonders interessant ist dabei, dass sich die Herzreaktion bei den eingespielten Beleidigungen aber qualitativ davon unterscheiden. „Außerdem konnten wir mit unserer Studie zeigen, dass es einen Zusammenhang zwischen Gelotophobie, die konzeptionell nahe dem Konzept der Ablehnungssensibilität steht, und einer erhöhten aggressiven Wut gibt“, erläutert Aydin.

Papousek, I., Aydin, N., Lackner, H.K., Weiss, E.M., Bühner, M., Schulter, G., Charlesworth, C. & Freudenthaler, H.H. (2014). Laughter as a social rejection cue: „Gelotophobia“ and transient cardiac responses to other persons´ laughter and insult. Psychophysiology,  Vol 51,  S. 1112 – 1121.