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Aufnehmen alleine reicht nicht: Zugang zu Bildung und Arbeit für AsylwerberInnen

Was können Länder voneinander lernen, wenn es um die Aufnahme und Integration von AsylwerberInnen geht? Ein EU-Projekt hat die Asylpolitik in sieben Ländern verglichen.

„Als wir vor zwei Jahren mit dem Projekt begonnen haben, konnten wir nicht voraussehen, wie brisant und dramatisch sich die Situation für Flüchtlinge, die versuchen, über das Mittelmeer zu kommen und Schutz in Europa zu suchen, gestalten würde“, so Projektleiterin Angelika Brechelmacher (Institut für Wissenschaftskommunikation und Hochschulforschung). Die aktuelle Situation zeigt mehr denn je die Notwendigkeit auf, sich mit der Aufnahme und Unterbringung der Asylsuchenden zu beschäftigen, die derzeit – erschöpft und traumatisiert durch ihre Erfahrungen im Herkunftsland und auf der Flucht – in Europa ankommen. In einem zweiten Schritt geht es um gute Maßnahmen, um die Asylwerberinnen und –werber in die hiesige Gesellschaft zu integrieren.

Der Umgang mit den Betroffenen ist in den EU-Ländern sehr unterschiedlich. In dem EU-Projekt LUTA (Learn-Understand-Trust-Act. Civil education on Asylum Policy in Europe) hat man nun die Asylpolitik in sieben Ländern und ihre Auswirkungen auf Flüchtlinge verglichen. Im Team sind Flüchtlingsorganisationen und Bildungseinrichtungen in Deutschland, Italien, Malta, Polen, Schweden, der Tschechischen Republik und Österreich. Gute Maßnahmen und Erfahrungen sollen dabei als Vorbild für andere Länder dienen und restriktive Gesetze und ihre Durchführung hinterfragt werden.

„Von Anfang an, das bestätigen internationale Untersuchungen, ist der Aspekt der Integration von geflüchteten Menschen von großer Bedeutung“, betont Projektpartnerin Elisabeth Freithofer vom Integrationshaus in Wien. Jahrelange Wartezeiten auf den Ausgang des Asylverfahrens, fehlende Möglichkeiten zum Erlernen der deutschen Sprache und der Ausschluss von nationalen Bildungsangeboten behindern die Integration von Flüchtlingen in die österreichische Gesellschaft. Positive Ansätze kommen zum Beispiel aus Schweden, wo schon AsylwerberInnen in das Bildungssystem integriert werden und auch Zugang zum Arbeitsmarkt haben; hierzulande fehlt es aber im Gegensatz dazu an Möglichkeiten für Jugendliche, die das Pflichtschulalter überschritten haben, wichtige Bildungsabschlüsse im öffentlichen System nachzuholen. Um die Problemfelder aufzuspüren, haben die Projektpartner Interviews mit Flüchtlingen geführt, die entweder schon lange im jeweiligen Land leben oder erst kürzlich eingereist sind.

Die Ergebnisse werden am Freitag, 29. Mai 2015 um 15:00 Uhr im Rahmen der Abschlussveranstaltung „Flüchtlinge in Europa“ am Wiener Standort der Alpen-Adria-Universität (Schottenfeldgasse 29, 1070 Wien) präsentiert und diskutiert. Vor Ort sind ExpertInnen aus Sizilien, Schweden, Tschechien und Österreich. An der Podiumsdiskussion nehmen Hannes Swoboda (ehem. Abgeordneter des EU-Parlaments), Herbert Langthaler (asylkoordination österreich), Elisabeth Freithofer (Integrationshaus Wien) und Abdulahi Mohammend Hashi (Flüchtlingsberater) teil. Das Projekt wurde von der EU-Kommission finanziert.