Petition für ein eigenständiges Wissenschaftsministerium

Die Alpen-Adria-Universität unterstützt Unterschriftenaktion für den Erhalt eines eigenständigen Wissenschaftsministeriums. 

In der neuen Regierung wird das bisherige Wissenschaftsministerium abgeschafft, dessen Aufgaben sollen in das Wirtschaftsministerium eingegliedert werden. Die Abschaffung des Wissenschaftsministeriums ist ein Zeichen dafür, dass der Wert von Wissenschaft und Forschung für die Zukunft des Landes und seine Entwicklung nicht erkannt wird und die wichtigsten Zukunftsthemen seitens der Regierung weiterhin nicht die notwendige Beachtung finden.

Die Petition tritt dafür ein, dass das Wissenschaftsministerium erhalten bleibt und weiterhin die bisherigen Aufgaben und Verantwortungsbereiche wahrnimmt.

Petition für ein eigenständiges Wissenschaftsministerium

 


 

Rektor Oliver Vitouch zur Abschaffung des Wissenschaftsministeriums

Interview: „Der Pfad zur kleingeistigen Koalition“

Oliver Vitouch, Rektor der Alpen-Adria-Universität, zum neuen Ressort.

 

Darf man aus Sicht der Universität Klagenfurt zufrieden sein?

VITOUCH: Die kommentarlose „Verräumung“ des Wissenschaftsressorts ist eine beispiellose Form der Geringschätzung von Zukunftsthemen in dieser Koalition des kleinsten Nenners. Der Pfad von der großen zur kleinen und kleingeistigen Koalition könnte nicht konsequenter beschritten werden.

 

Warum ist ein Ressort Wirtschaft/Wissenschaft so problematisch?

VITOUCH: Wegen der Symbole, die damit an Jugend, Gesellschaft und europäische Nachbarn gesendet werden. Natürlich sind Universitäten ein bedeutsamer Wirtschaftsfaktor: In einem ressourcenarmen Land, in einer Wissens-, Dienstleistungs- und Exportgesellschaft einer der nachhaltigsten. Sie aber unter den Scheffel der Ökonomie zu stellen zeugt von Hybris und Verblendung.

 

Ein Risiko für den Wissenschaftsstandort Österreich?

VITOUCH: Die Regierung hat bei Meinungsbildnern leichtfertig die letzten Reste von Glaubwürdigkeit verspielt. Es liegt an ihr, sie zurückzugewinnen.

 

Das Interview führte Uwe Sommersguter

 

Kleine Zeitung, 15. Dezember 2013, Seite 20

 


 

Österreichische Bundesregierung 2013ff.: Eine Chronik

Freitag, der 13. Dezember 2013:
Österreich diskutiert die Entscheidung, das Wissenschafts- und Universitätsressort ins Wirtschaftsministerium einzugliedern. Allgemeine Vermutung ist, dass der Heilige Geist dies dem Ritter vom Heiligen Grabe zu Jerusalem, Michael Spindelegger, im Schlafe eingegeben hat. Er habe dabei „Geht’s der Wirtschaft gut, geht’s uns allen gut“ geflüstert.

Freitag, der 21. Februar 2014:
Das Gesundheitsministerium wird ins Wirtschaftsministerium integriert. Minister a. D. Martin Bartenstein wird ständiger Pharmakonsulent.

Freitag, der 11. April 2014:
Das Unterrichtsministerium wird ins Wirtschaftsministerium integriert. Die Aufnahmeprüfungen im Rahmen der Lehrerbildung-neu werden künftig von der Industriellenvereinigung abgenommen.

Freitag, der 13. Juni 2014:
Wirtschaftskammer und ÖGB fusionieren. Bundeskanzler Faymann und Vizekanzler Spindelegger empfangen den Häupl-Nettig-Gedächtnisorden am Bande mit Schärpe und Bruststern.

Freitag, der 15. August 2014:
Das Familienministerium präsentiert, kurz vor seiner Fusion mit dem Wirtschaftsministerium, die neue Linie der Sechs-Kind-Politik. Gleichzeitig werden die Einwanderungsbestimmungen rigoros verschärft.

Freitag, der 24. Oktober 2014:
Das Verteidigungsministerium wird aufgewertet, um den neuen Wirtschaftsstandort zu sichern und Auswanderungstendenzen vorzubeugen („Anti-Wirtschaftsflüchtlings-Wall“).

Freitag, der 5. Dezember 2014:
Frank Stronach wird, aufgrund einer spontanen und direkten Willensbekundung des Volkes, zum Bundespräsidenten ausgerufen.

Freitag, der 13. Februar 2015:
H. C. Strache wird von Bundespräsident Stronach als Kanzler angelobt. Er übernimmt zugleich das Wirtschafts- und das Innenressort.

Univ.-Prof. Dr. Oliver Vitouch forschte und lehrte an der Universität Wien, dem Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin, der FU Berlin und der Universität St. Gallen. Seit 2006 war er Senatsvorsitzender, seit 2012 ist er Rektor der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt.

 

Der Standard, Kommentar der anderen, Dienstag, 17. Dezember 2013, Seite 33