Warum bleiben junge Menschen in Kärnten? Warum verlassen sie das Bundesland? Und warum kehren sie wieder zurück?

Bei der Tagung „Und doch wieder zurück?“ am 22. November 2013 sprechen Expertinnen und Experten über Wanderungs-, Bleibe- und Rückkehrmotive von jungen Menschen in ländlichen Regionen.

Das Bundesland Kärnten und insbesondere ländliche Regionen verzeichnen in den letzten Jahren eine starke Abwanderung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Diese Entwicklung wurde bisher vor allem im Hinblick auf die Folgen für den Wirtschaftsstandort diskutiert. Ein Forschungsprojekt an der Abteilung für Sozial- und Integrationspädagogik rückte hingegen eine umfassende Perspektive auf Wanderungsorientierungen von jungen Menschen in den Mittelpunkt und fokussierte dabei auf die subjektive Sicht und die Lebensstrategien junger Erwachsener.

Projektleiter Stephan Sting fasst zusammen: „Aus Sicht der jungen Erwachsenen ist Mobilität in der heutigen Gesellschaft eine Anforderung, mit der sich alle auseinandersetzen müssen. Dies führt zu einer generellen Erhöhung der Mobilität in der Phase der Berufsfindung, Lebensplanung und Familiengründung. Als Folge davon ist die Selbstverständlichkeit des Verbleibs in der Heimatregion in Frage gestellt. Verschiedene Sozialräume müssen ihre Attraktivität in einer Konkurrenz der Regionen behaupten, die insbesondere periphere soziale Räume unter Druck setzt.“

Die Studie zeigt, dass es unterschiedliche Muster von Wanderungsorientierungen gibt. Mobilität beschränke sich dabei nicht auf eine einmalige Entscheidung zur Abwanderung oder zum Bleiben, sondern es handle sich um einen immer wieder neu gestaltbaren, reversiblen Prozess. Die wissenschaftliche Mitarbeiterin Sylvia Leitner dazu: „Nur ein geringer Teil der StudienteilnehmerInnen ist an den Vorzügen des Großstadtlebens interessiert und lehnt eine Rückkehr nach Kärnten kategorisch ab. Für eine weitere Minderheit steht der Verbleib in der Heimatregion außer Frage, während für den Großteil der befragten jungen Erwachsenen die Frage des Bleibens, Abwanderns oder Rückkehrens in der Zukunft offen ist.“

Die Jugendlichen formulieren in dem Zusammenhang bestimmte Ansprüche an die Region, die die Attraktivität eines Verbleibens oder einer Rückkehr erhöhen. „Dies sind der Ausbau des öffentlichen Verkehrs, eine Erweiterung des Spektrums an Möglichkeiten der Freizeitgestaltung oder ansprechendere Ausbildungs- und Berufschancen“, so Sting. Die Studie zeigt laut dem Forschungsteam auch, dass Wanderungsdynamiken eng mit Familiendynamiken verknüpft seien. Die Beziehungsgestaltung in der Familie habe – neben Partnerschaften und Freundschaftsbeziehungen – einen wesentlichen Einfluss auf subjektive Wanderungsorientierungen.

Das Bundesland Kärnten stehe demnach vor der Herausforderung, junge Menschen mit ihren Anliegen wahr- und ernst zu nehmen und sie in Prozesse der Zukunftsgestaltung von Regionen aktiv miteinzubeziehen, damit sie ihre eigene Lebensperspektive mit einer sozialräumlichen Selbstverortung in Kärnten verbinden.

Die Forscherinnen und Forscher stellen im Rahmen der Tagung „Und doch wieder zurück?“ am 22.  November 2013 (09:00-16:15 Uhr, z.1.09, Alpen-Adria-Universität) die Ergebnisse dieser Studie ausführlich vor. Die Erkenntnisse des hiesigen Projekts werden durch die Präsentation von Forschungsergebnissen aus Nordostdeutschland, der Steiermark und Kärnten ergänzt. Davon ausgehend sollen im Rahmen einer Abschlussdiskussion Faktoren identifiziert werden, die ländliche Regionen sowie das Bundesland Kärnten insgesamt für die zukünftige Lebens- und Zukunftsplanung von jungen Erwachsenen attraktiv machen können.

Programm

 

 Sylvia Leitner

Sylvia Leitner

 

 Stephan Sting

Stephan Sting