Viel Spürsinn für Relevanz: Wolfgang Petritsch ist Ehrendoktor der Alpen-Adria-Universität
Am 7. Juni wurde das Ehrendoktorat der Alpen-Adria-Universität im Rahmen der Akademischen Stunde Botschafter Dr. Wolfgang Petritsch verliehen. Petritsch ist der 29. Ehrendoktor der AAU.
Wolfgang Petritsch verkörpere das Zusammenwirken von Wissenschaft und Gesellschaft, so Werner Wintersteiner, der gemeinsam mit Wilhelm Berger den Antrag zur Ehrung von Wolfgang Petritsch in den Senat eingebracht hatte. Wissenschaft solle demnächst nicht nur im Elfenbeinturm Daten produzieren, sondern im Austausch mit der Gesellschaft dabei unterstützen, das menschliche Leben, insbesondere auch das menschliche Zusammenleben, besser zu gestalten. Petritsch habe, so der Laudator der Veranstaltung weiter, entscheidend dazu beigetragen, die Diplomatie als Instrument der Politik weiter zu entwickeln und den so wichtigen „Spürsinn für Relevanz“ in vielen Stationen seines Lebens bewiesen. „Mit seiner Ehrung ehrt sich die Universität auch selbst“, so Wintersteiner. Dem pflichtete auch Rektor Oliver Vitouch bei, der gemeinsam mit Studienrektor Günther Stotz und IFF-Prodekan Wilhelm Berger die Verleihung vornahm.
Der neue Doctor honoris causa Wolfgang Petritsch stellte in seiner Rede die Verbindung zwischen Lokalem und Globalem in den Mittelpunkt, die für ihn „intim und schicksalshaft miteinander verbunden sind“. Dies zeige sich auch anhand seiner Familiengeschichte, die sein Wirken sein Leben lang stark prägte. Drei Generationen der Familie Petritsch hätten demnach mit dem Balkan zu tun gehabt – zu verschiedenen Zeiten mit ihren jeweiligen politischen Herausforderungen und Problemen. Während Großvater und Vater als „geschichtliche Opfer beziehungsweise Täter“ am Balkan waren, habe er dort in seinen Funktionen in der Rolle als „Wohltäter“ wirken können. Die Dialektik zwischen dem Lokalen und Globalen prägt auch seine derzeitige Tätigkeit, in der es ihm darum geht, an einer Vision einer ökologisch und sozial nachhaltigen Gesellschaft mitzuwirken.“Der Mensch darf nie zum Objekt der Politik werden, sondern muss sich einbringen und ansprechen, was ist“, dies sei laut dem Ehrendoktor am wichtigsten, um Friedensprojekte in Europa und weltweit zum Erfolg führen zu können.
Wolfgang Petritsch wurde 1947 in Klagenfurt geboren und wuchs in Glainach/Glinje in der Gemeinde Ferlach/Borovlje in einfachen Verhältnissen auf. Nach einer Ausbildung zum zweisprachigen Volksschullehrer studierte er in den späten 1960er Jahren Geschichte und Germanistik sowie etwas Jus in Wien und (mit einem research grant) in Ljubljana. Nach einem Jahr mit einem Post-doc Fulbright Stipendium an der University of Southern California in Los Angeles promovierte er 1972 im Fach Osteuropäische Geschichte. 1977 bis 1983 war er als Sekretär und Kabinettchef von Bundeskanzler Bruno Kreisky tätig. Danach war er von 1984 bis 1992 Chef des österreichischen Presse- und Informations-Services in New York und arbeitete bei der Ständigen Vertretung Österreichs bei den Vereinten Nationen. In den 1990er Jahren war er in verschiedenen Funktionen in Europa aktiv. Besonders hervorzuheben sind seine Aktivitäten auf dem Balkan nach der Beendigung des Bürgerkriegs 1995, wo er für den langwierigen Friedensprozess eine zentrale Rolle spielte. Von 2002 bis 2008 wirkte er als Botschafter Österreichs bei den Vereinten Nationen, der WTO sowie der Abrüstungskonferenz in Genf. Seit 2008 ist Wolfgang Petritsch Botschafter und permanenter Vertreter Österreichs bei der OECD in Paris.
Wolfgang Petritsch ist in vielfältiger Weise mit der Alpen-Adria-Universität verbunden. Neben einzelnen Vortragstätigkeiten ist er in mehreren Publikationen von MitarbeiterInnen der Universität vertreten sowie selbst federführend an Bucherscheinungen beteiligt; unter anderem ist er Erstherausgeber des Buches „Kärnten liegt am Meer. Konfliktgeschichte/n über Trauma, Macht und Identität“ das 2012 bei Drava/Heyn erschien. Seit dem Wintersemester 2010 ist er zudem Lehrbeauftragter im dreisemestrigen Universitätslehrgang „Strategisches Kooperationsmanagement Kärnten/Koroška“.
Ein Ehrendoktorat (Doctor honoris causa) verleiht die Alpen-Adria-Universität an Personen, die sich durch hervorragende wissenschaftliche oder künstlerische Leistungen hervorgetan und sich um die von der AAU vertretenen wissenschaftlichen und kulturellen Intentionen besondere Verdienste erworben haben. Wolfgang Petritsch ist der 29. Ehrendoktor der AAU. An der Veranstaltung nahmen neben dem gesamten Rektorat der Alpen-Adria-Universität Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens sowie mit Valentin Oman und Maja Haderlap zwei weitere EhrendoktorInnen der AAU teil.