Steuergesetz: Von ein paar Zeilen zu hunderten Seiten

Steuergesetze sind kurz und prägnant. Sie geben den Rahmen vor, für die praktische Anwendung braucht es aber Lösungen für Lücken. Eine solche Kommentierung zum Einkommensteuergesetz unter der Mitwirkung von Sabine Kanduth-Kristen ist kürzlich erschienen.

Wenn Max Mustermann sein Privathaus verkauft, muss er 25% des Gewinns an Steuern abführen. Klingt einfach, ist in Wahrheit aber nicht so, wie Steuerexpertin Sabine Kanduth-Kristen (Abteilung für Betriebliches Finanz- und Steuerwesen) ausführt: „Das Gesetz alleine ist oft nicht aussagekräftig genug, um den Gesetzestext so einfach auf Praxisfälle übertragen zu können.“ Aus diesem Grund arbeitet die Wirtschaftswissenschaftlerin an der Kommentierung von Steuergesetzen. Mitte März erschien beispielsweise die mit vier anderen Autoren erarbeitete 6. Auflage des EStG-Kommentars Jakom. Auf über 2.000 Seiten wird dort das Einkommensteuergesetz kommentiert.

Ein Schwerpunkt von Sabine Kanduth-Kristen ist dabei die Kommentierung der seit 1. April 2012 neu eingeführten Besteuerung von privaten Grundstücksveräußerungen. Vier Paragraphen hat der Gesetzgeber dazu formuliert, in einer ersten Information hat das Finanzministerium seine Rechtsansicht zu den neuen Bestimmungen auf über 30 Seiten dargelegt. „Es gilt vieles zu bedenken: Wie lange hat man das Grundstück besessen? Wofür hat man es genutzt? Wie groß sind die Anteile von beruflicher und privater Nutzung? Wann müssen NotarInnen, RechtsanwältInnen und SteuerberaterInnen welche Schritte einleiten?“, führt Kanduth-Kristen dazu aus. Das betroffene Gesetz ist eines der am schnellsten entworfenen und eingeführten Steuergesetze. Im Nachhinein treten nun eine Reihe von Fragen und Lücken auf, die es zu schließen gilt. Die Expertin der betriebswirtschaftlichen Steuerlehre greift dabei auf praktische Anwendungsfälle in Verbindung mit juristischen Auslegungsmethoden zurück: „Wir müssen uns dabei immer fragen, was das Ziel des Gesetzgebers ist und darauf basierend ungeklärte Fragen einer Lösung zuführen.“

Schließlich gelte es demnach, „der Intention des Gesetzgebers zu folgen und für den Steuerpflichtigen den steueroptimalen Weg zu finden.“ An dieser Schnittstelle arbeiten auch Absolventinnen und Absolventen des Master-Studienzweigs „Steuerberatung & Steuerwesen“, der im Rahmen des Masterstudiums „Wirtschaft & Recht“ an der Alpen-Adria-Universität angeboten wird.

Wirtschaft weiter denken. Ein wirtschaftswissenschaftliches Studium ermöglicht viele Perspektiven: die Durchführung internationaler Forschungsprojekte oder die Karriere in Unternehmen. Alle aktiven Studierenden der Wirtschaftswissenschaften erhalten einen garantierten Studienplatz für ein Auslandssemester und damit die Möglichkeit, während ihres Studiums andere Kulturen kennen zu lernen. Die AAU hat Partneruniversitäten auf fünf Kontinenten – ein einzigartiges Netzwerk zum Studieren und Lernen. Weitere Informationen, auch zu den neuen Aufnahmemodalitäten: http://wiwi-studien.aau.at/(Registrierung von 15. April bis 31. Mai 2013)

Antrittsvorlesung zu „Steueroptimierung bei Unternehmensübertragung unter besonderer Berücksichtigung der Grundstücksbesteuerung nach dem 1. StabG 2012“ am 17. April 2013 (18:00 Uhr c.t., Raum z-1.09, Alpen-Adria-Universität)

Zur Person

Univ.-Prof. Dr. Sabine Barbara Kanduth-Kristen, LL.M., geboren 1971 in Klagenfurt, studierte Angewandte Betriebswirtschaft an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt und absolvierte das Postgraduate Studium International Tax Law an der Wirtschaftsuniversität Wien. 2006 habilitierte sie sich im Fach Betriebswirtschaftslehre mit der Arbeit “Rechtsformneutrale Unternehmensbesteuerung“ an der AAU. Drei Jahre war die Steuerberaterin im Bundesministerium für Finanzen als Fachreferentin für die Bereiche Steuern und Kapitalmarkt tätig. Von April 2010 bis April 2012 war Sabine Kanduth-Kristen Vizerektorin für Personal und Frauenförderung an der AAU. Seit Oktober 2012 ist sie Professorin am Institut für Finanzmanagement | Abteilung Betriebliches Finanz- und Steuerwesen.

Einladung zur Antrittsvorlesung von Sabine Kanduth-Kristen