Technische Ausbildung „for women only“

An der HTL BULME Graz-Gösting wurde zwischen 2008 und 2010 erstmals ein monoedukatives „HTL-Kolleg für Frauen“ durchgeführt. Das IFZ Graz hat das Projekt mit einer sozialwissenschaftlichen Evaluationsstudie begleitet. Die Ergebnisse liegen nun vor.

Initiativen, Frauen für technische Ausbildungen und Berufe zu interessieren, sind allgegenwärtig. In Graz hat man 2008 mit einer monoedukativen HTL-Ausbildung ausschließlich für Frauen einen ersten Versuch gestartet, auf diesem Weg mehr Frauen für die Technik zu gewinnen. Teilgenommen haben erwachsene Teilnehmerinnen mit abgeschlossener Matura, die beim AMS Steiermark als arbeitssuchend gemeldet waren. Der erste Diplomlehrgang wurde im Bereich Maschinenbau und Anlagentechnik durchgeführt.

„Monoedukative Modelle werden von GeschlechterforscherInnen differenziert gesehen“, erklärt Studienleiterin Anita Thaler vom Interuniversitären Forschungszentrum für Technik, Arbeit und Kultur (IFZ) in Graz. „Die Gefahr einer Dramatisierung von Geschlecht besteht, das heißt, dass der Kategorie Geschlecht eine übermäßig große Aufmerksamkeit zuteilwird. Gleichzeitig zeigt uns die Geschichte der Koedukation aber auch, dass das gemeinsame Unterrichten von Schülerinnen und Schülern auch kein automatischer Weg zu Gleichberechtigung ist.“

Das überzeugendste Argument für monoedukative Technik-Ausbildungen (für Frauen) kommt aus Absolventinnenstudien, die zeigen, dass monoedukative Technikstudien häufig von Frauen gewählt werden, die sich für kein koedukatives Technikstudium entscheiden würden. So auch im Fall dieses Projekts, im Rahmen dessen mittlerweile drei neue Jahrgänge gestartet sind. Thaler dazu: „Es gibt nunmehr rund 50 Absolventinnen des HTL-Kollegs, die sich aus verschiedensten Gründen nicht für eine andere Technikausbildung, sondern für dieses HTL-Kolleg für Frauen entschieden haben“.

Im Rahmen der sozialwissenschaftlichen Begleitstudie haben die Wissenschaftlerinnen Rahmenbedingungen, Erfolge und Stolpersteine sowohl auf der institutionellen als auch individuellen Ebene untersucht. Zahlreiche Ergebnisse aus Interviews und teilnehmenden Beobachtungen flossen bereits während des Projekts ein und haben zu Adaptionen des Konzepts geführt. Der Gesamtbericht ist unter www.ifz.tugraz.at abrufbar.

Der erste Pilotversuch des zweijährigen „HTL-Kollegs für Frauen“ wurde vom AMS Steiermark, dem BMUKK sowie dem Europäischen Sozialfonds (ESF) ko-finanziert und von Anita Thaler, Daniela Freitag und Birgit Hofstätter des IFZ wissenschaftlich begleitet. Das IFZ ist der Grazer Standort der Fakultät für Interdisziplinäre Forschung und Fortbildung (IFF) der Alpen-Adria-Universität.

 

Anita Thaler | Foto: aau/KK

Anita Thaler | Foto: aau/KK